Die Stunde der Gladiatoren
haben wollte, war auf einmal wie ausgewechselt und die Zuvorkommenheit in Person gewesen. Einen Teller mit SüÃgebäck in der einen, einen Weinkrug in der anderen Hand, lieà Fortunata den Blick von der Tochter zu ihrer nicht minder ansehnlichen Mutter wandern. Die eine Frau Witwe in den besten Jahren, die andere im Erblühen â wenn das kein Grund zur Wachsamkeit war, wollte sie nicht Fortunata heiÃen.
»Guten Abend zusammen â na, alles in Ordnung, Herrin?«
»Wenn du mich noch einmal Herrin nennst, kannst du was erleben!« Eher erleichtert als verärgert drehte sich Fortunata zu Varro um. »Sag mal, schämst du dich eigentlich nicht? Wie kommst du überhaupt dazu, nichts von dir hören zu lassen! Ich mache mir Sorgen, und du? Du denkst nicht im Traum daran, Bescheid zu sagen!«
»Wie du siehst, geht es mir gut«, wiegelte Varro ab, lieà sich auf einem der Triclinien nieder und bedeutete Aspasia, seinem Neffen und Penelope, es ihm gleichzutun. »So, und jetzt möchte ich nichts mehr über den Kasus hören.«
»Kasus?«
»Und was für einer«, murmelte Varro und nippte an einem Becher Mulsum, den Livia ihm offerierte. »Aber reden wir über etwas anderes. Was ist eigentlich mit Dromas?«
»Der wandelt auf FreiersfüÃen«, versetzte Fortunata spitz. »Wie sein â¦Â«
»Ich schlage vor, wir lassen es uns jetzt schmecken!«, fuhr Varro dazwischen und warf seiner Haushälterin einen Blick zu, der sie bewog, es nicht auf die Spitze zu treiben. »Hm, sieht das aber lecker aus!«
»Freut mich, wenn es dir schmeckt.«
»Das tut es doch immer«, antwortete Varro in versöhnlichem Ton. Und fügte, an Aspasia und Penelope gewandt, hinzu: »Willkommen in meinem Domizil. Fühlt euch wie zu Hause.«
»Ach ja, bevor ichâs vergesse: Ein gewisser Teiresias lässt dir ausrichten, du sollst â¦Â«
»Teiresias?« Im Nu auf den Beinen, stellte Varro seinen Becher ab, schlüpfte wieder in seine Sandalen und zürnte: »Und warum hast du mir das nicht gleich gesagt?«
»Weil du mich nicht danach gefragt hast â darum!«, quengelte Fortunata, schlug die Augen nieder und berichtete, was sich vor vier Stunden zugetragen hatte.
Die Stirn in Falten, hörte der Advocatus zu. Das Festmahl war vergessen, die Resignation, welche ihn ergriffen hatte, wie weggeblasen.
»Zufrieden?«
»Darauf kannst du wetten!«, bekräftigte Varro, rief nach seinem Leibsklaven und verschwand so plötzlich, wie er gekommen war. »Komm, Syphax â keine Müdigkeit vorschützen. Die Jagd auf den Anonymus ist eröffnet!«
XVII
Kaiserpalast, eine halbe Stunde später
[21:00 h]
»Wie heiÃt er, Chrysaphius?« Tiro, Oberhofmarschall des Kaisers, stützte die Ellbogen auf die Tischkante, verschränkte die Hände und beugte sich so weit nach vorn, dass er den Körpergeruch seines Widersachers einatmete. Es war kein angenehmer Geruch, der ihm in die Nase stieg, eine Mischung aus Harz, Sandelholz, Rosenblüten und dem AngstschweiÃ, der dem Kammerherrn aus allen Poren quoll. »Wen hast du gedungen, den Kaiser meuchlings zu ermorden?«
»Und was, wenn ich es dir nicht sage?«
»Obacht, Chrysaphius: Du wandelst auf einem schmalen Grat. Ein falsches Wort, und du stürzt in die Tiefe.«
»Du hast nichts gegen mich in der Hand.«
Nicht der Typ, der sich einschüchtern lässt, hielt der Kammerherr dem Blick seines Widersachers stand.
»Doch.«
»Nämlich?«
»Das Geständnis von Berenike.«
»Aussage gegen Aussage. Na dann, viel Erfolg!«
Der Blick des Oberhofmeisters verhärtete sich. »Auf was willst du fettes Schwein hinaus?«, zischte er, kurz davor, den Eunuchen am Kragen zu packen. »Entweder du â¦Â«
»⦠sicherst mir Amnestie zu oder du kannst sehen, wo du bleibst!«
»Amnestie? Ich glaube, du bist nicht mehr ganz richtig im Kopf!«
Die Züge des Kammerherrn entspannten sich, und ein Lächeln huschte über sein Gesicht. »Im Klartext: Entweder du gibst mir dein Wort, nicht gegen mich vorzugehen, oder â¦Â«
»Oder?«
»Oder du wirst die Namen, hinter denen du her bist, nie erfahren.« Chrysaphius lehnte sich entspannt zurück. »Du bist auf mich angewiesen, Tiro, das weiÃt du genau.«
»Na schön â du hast
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