Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman
»Ich möchte Ihnen danken, dass Sie mir diese Gelegenheit geben. Sobald ich mich entschlossen hatte, der Welt zu verkünden, was ich bin, musste ich mich entscheiden, wie ich es tun sollte. In Ihrer Sendung aufzutreten, erschien mir eine witzige Alternative zu einer langweiligen Pressekonferenz zu sein.«
Ich war gefragt . Meine Sendung hatte Ansehen . Vor Stolz hätte ich platzen können.
Doch ich gab mir Mühe, nicht völlig abzuheben. »Damit an die Öffentlichkeit zu gehen, wird alles verändern. Niemand wird Sie je wieder auf die gleiche Art und Weise betrachten. Es könnte das Ende Ihrer Karriere bedeuten.«
»Oder ihr ganz neuen Auftrieb geben. An die Öffentlichkeit zu treten, hat Ihrer Karriere ganz gewiss nicht geschadet.«
»Das lässt sich nicht leugnen. Aber die meiste Zeit habe ich das Gefühl, wie verrückt Wasser zu treten, um nicht unterzugehen.«
Sie lachte, ein melodiöses Geräusch - natürlich. »Ach, das hat nichts damit zu tun, dass Sie ein Werwolf sind. So ist das Leben.«
Da hatte sie nicht ganz Unrecht. Ich lächelte nur. »Sollten Sie sich entscheiden, einen Rückzieher zu machen und mir doch kein Interview zu geben, werde ich nicht gekränkt sein.«
»Machen Sie sich keine Sorgen, Kitty. Ich bin nicht gerade ein unschuldiges junges Ding in diesem Geschäft. Es
ist meine Entscheidung, die Sache publik zu machen, und ich weiß, was ich tue.«
Diese Art Interview war ein gegenseitiges Geben und Nehmen. Wir waren beide hinter der Publicity her, sollten aber im Idealfall nicht eigennützig erscheinen. Wir wollten unterhalten. Das Ganze sollte sich wie ein angenehmes Gespräch anhören. Gleichzeitig wollte ich aber an so viele Informationen wie irgend möglich gelangen.
Mein Lächeln wurde verschmitzt. »Wie ›nicht jung‹ sind Sie denn genau, wenn ich fragen darf?«
»Warum ist das immer das Erste, was jeder erfahren will, sobald er herausgefunden hat, dass man ein Vampir ist?« Sie kniff die Augen zusammen, und ihr Lächeln wurde geheimnisvoll.
Ach ja, es war einen Versuch wert gewesen. »Krankhafte Neugier, glaube ich. Darf ich fragen, ob Sie einer Familie angehören? Haben Sie einen Gebieter oder sonst jemanden, mit dem Sie sich wegen dieser Sache anlegen mussten?«
»Keine Familie. Ich bin die Gebieterin meiner eigenen kleinen Welt. So gefällt es mir.«
»Amen«, sagte ich. »In dem Interview verkünden wir wohl am besten zuerst die große Neuigkeit, ich stelle Ihnen ein paar Fragen, und dann nehmen wir Anrufe entgegen. Ist das in Ordnung?«
»Fantastisch.«
»Dann sehe ich Sie morgen um elf Uhr abends im Sender. Sie haben meine Nummer? Sie rufen mich an, falls Sie etwas brauchen sollten?«
»Ich komme schon klar, danke.« In ihrer Stimme
schwang erneut ein Lachen mit. »Nochmals vielen Dank, dass Sie sich hierzu bereiterklärt haben.«
»Es ist mir ein Vergnügen.«
Wir schüttelten uns die Hände, sie und Ben lächelten einander zu, und Ben und ich verließen das Theater. Beinahe wäre ich vor Freude gehüpft.
Ich plapperte auf Ben ein. »Das wird eine große Sache werden. Sie ist so cool, und sie benimmt sich kein bisschen wie ein Vampir. Die meisten sind total versnobt, und ich habe schon gedacht, ein Snob und obendrein noch ein Broadwaystar, sie muss ja schrecklich sein. Aber sie hat sich vollkommen anständig verhalten. Meine Hörer werden sie lieben.«
Bens Lippen verzogen sich zu einem belustigten Lächeln. »Vielleicht liegt es daran, dass sie sich als Mensch ausgegeben hat. Sie ist wie du - du verbringst so viel Zeit damit, dich menschlich zu verhalten, dass du menschlicher wirkst.«
»Hmm. Da hast du vielleicht nicht ganz Unrecht.« Ich notierte es mir in Gedanken für das morgige Interview. Es ließ sich benutzen, um eine ganze Diskussion loszutreten. Oh, ich freute mich ja so darauf!
»Es ist schön, dass du endlich einmal gut gelaunt bist«, sagte Ben.
Und ob ich gut gelaunt war! Grinsend umschlang ich seinen Arm. »Wie lange kann ich meine gute Laune deiner Meinung nach aufrechterhalten?«
»Du wirst dir etwas suchen müssen, das dich ablenkt, damit du nicht anfängst, dir Sorgen zu machen.«
Selbst die Erwähnung von Sorgen verfinsterte meine
Gedanken. Lenk dich ab. Genau wie er gesagt hatte. Ich zog seinen Arm über meine Schultern und drückte mich eng an ihn, sodass wir Körper an Körper gingen. »Und wie soll ich das deiner Meinung nach tun?«
Er blieb stehen und nahm mein Gesicht in die Hände, um mich zu küssen; ein langes, sinnliches
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