Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman
Ohren kommen. Der nächste Anrufer, hallo!«
»Ms. Cook, ich bin schon seit einer Ewigkeit ein Fan von Ihnen. Sie müssen so einen einzigartigen Einblick haben. Wie hat sich das Musical im Laufe Ihrer Karriere verändert? Sie haben die gesamte Geschichte miterlebt. Wahrscheinlich könnten Sie ein Buch darüber schreiben.«
»Welch interessanter Einfall, vielleicht werde ich das tun.«
In meinem Publikum gab es viel mehr Musicalfans, als ich erwartet hätte, und es freute mich wahnsinnig, dass sie intelligente Fragen stellten. Mercedes wirkte niemals gelangweilt. Ein paar Hohlköpfe riefen an und wollten wissen, wie man zum Vampir wurde. Höflich sagte Mercedes meinen eigenen Text auf - dass es sich nicht um einen Lebensstil handelte, den sie propagierte. Wir waren hier, um uns über Probleme und Streitfragen zu unterhalten, nicht um zu werben. Das Ganze blieb ziemlich unbeschwert - jedenfalls bis gegen Ende der Sendung.
»Na gut, uns bleibt wohl noch Zeit für ein oder zwei weitere Hörer. Der nächste Anrufer, hallo!«
Dieser hatte eine leise Männerstimme, als spräche er
dicht am Hörer, damit niemand ihn belauschen konnte. »Mercedes. Ich muss mich fragen, was Ihnen diese Offenbarung bringt. Ich kenne Vampire, und ich kenne Sie - zumindest dem Ruf nach. Und alles, was Sie tun, verfolgt einen Zweck.«
Bis zu dem Augenblick hatte ich gar nicht daran gedacht, dass sie unter Vampiren vielleicht nicht nur als große Broadwayschauspielerin bekannt sein könnte.
Ich sagte: »Du scheinst über eine andere Mercedes Cook zu sprechen als diejenige, die hier neben mir im Studio sitzt.«
»Vielleicht tue ich das. Vergiss nicht, dass sie nicht als die Person angefangen hat, die wir jetzt kennen. Wahrscheinlich hat sie sich über die Jahrzehnte diverse Male neu erfunden.«
»Und du weißt das woher?«
Es wurde aufgelegt.
Mercedes und ich tauschten einen Blick aus - sie hob kunstvoll die Augenbrauen, zuckte leicht mit den Schultern, als wollte sie sagen, dass sie keine Ahnung habe, worum es dabei gegangen sei.
»Womit wir wieder bei der Frage nach dem Alter wären«, sagte ich. »Sie werden es mir noch immer nicht verraten, oder?«
»Nein, ich fürchte nicht.«
»Meinem geheimnisvollen Anrufer möchte ich sagen, dass ich ganz genau weiß, was es Mercedes bringt, ihr Wesen zu offenbaren. Ganz viel wahnsinnige Publicity.«
Mit einem Schnurren in der Stimme fügte sie hinzu: »Und vielleicht war ich der Meinung, es sei an der Zeit,
dass der Vampirismus in der Öffentlichkeit ein genauso hübsches Gesicht bekommt wie dasjenige, das Kitty der Lykanthropie verliehen hat.«
Ich errötete. Von der Art Kompliment zehrte ich wochenlang. »Sieht so aus, als sei damit die Zeit für heute Abend abgelaufen, Leute. Ich möchte mich bei allen bedanken, die mit ihren tollen Fragen angerufen haben, und ein ganz großes Dankeschön an Sie, Mercedes.«
»Gern geschehen, Kitty.«
»Viel Glück mit der neuen Richtung, die Sie in Ihrer Karriere eingeschlagen haben. Bis nächste Woche, eure Kitty Norville, Stimme der Nacht.«
Nach dem Interview signierte Mercedes dem Praktikanten eine CD und gab Matt die Hand. Ich begleitete sie persönlich in den Empfang hinunter. Es passte mir gar nicht, dass der Abend zu Ende ging. Zwar war ich keine Schauspielerin oder Musikerin wie Mercedes, aber ich wusste, was es bedeutete, zwei Stunden komplett »an« zu sein und dann zu versuchen, wieder von dem High herunterzukommen, wenn ich eine gute Sendung gemacht hatte. Am liebsten wäre ich ein paarmal um den Block gelaufen.
Stattdessen sagte ich schwärmerisch zu ihr: »Vielen Dank. Ich glaube, das ist eines meiner besten Interviews gewesen.«
»Was mich betrifft, ebenfalls«, sagte sie. »Kaum zu glauben, dass es vorbei ist. Die Katze ist aus dem Sack, wie es so schön heißt. Ich weiß kaum, was ich mit mir anfangen soll.«
»Ich weiß ganz genau, was Sie meinen.«
Sie schenkte mir ein strahlendes Lächeln. »Ich bleibe noch ein paar Tage in Denver. Schauen Sie doch morgen Abend im Brown Palace auf einen Drink vorbei. Bringen Sie diesen netten Gentleman mit.«
»Meinen Sie einen Drink an der Bar oder etwas anderes?« Bei Vampiren sollte man immer nachhaken, von welcher Art Drink sie sprachen.
Sie lachte. »Eine Redensart. Das Trinken wird ganz konventionell ablaufen.«
Das Brown Palace - der schickste Laden in ganz Denver. Wann sonst böte sich mir ein Vorwand, dort einen Abend zu verbringen? Mal ganz abgesehen davon, dass ich so viel wie
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