Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman
Liebkosen der Lippen, voll heißem Begehren. Meine Kopfhaut errötete, und es kribbelte in meinen Zehen.
Ich lehnte mich zurück und lächelte. »Das ist ein Anfang.«
Wir machten uns sofort auf den Heimweg, und Ben sorgte dafür, dass ich sehr lange abgelenkt war.
Wieder wurde es Freitagabend, ganz nach Plan.
Ich schickte einen Praktikanten - der Showlieder liebte und dem ihre Gegenwart Ehrfurcht einflößen würde - zum Empfang von KNOB, wo er auf Mercedes Cook warten und sie zu mir bringen sollte.
Zehn Minuten zu früh schritt Mercedes majestätisch ins Studio, graziös und mit funkelnden Augen. Ich fand es erfreulich, dass es anscheinend keine Schau war, die sie abzog. Vielleicht war sie die ganze Zeit so. Sie trug ein schwarzes Camisole, eine passende Strickjacke und einen langen, ausladenden Rock mit Sandalen - bequem und ideal im Sommer, dabei immer noch überaus modisch und voller Schwung. Die Haare trug sie zu einem Knoten hochgesteckt, und an ihren Ohren hingen Perlenohrringe. Selbst wenn ich tausend Jahre lebte, würde ich niemals diese Eleganz besitzen.
Ich begrüßte sie und stellte sie Matt vor, dann führte
ich sie zu ihrem Sessel. Der Praktikant kam in den Regieraum gehastet, um uns zuzusehen. Selbst Matt wirkte ein wenig ehrfürchtig.
»Hier sind Ihre Kopfhörer, Ihr Mikro …« Sie stellte das Mikro selbst ein und warf mir einen belustigten Blick zu - schließlich hatte sie so etwas durchaus schon einmal gemacht. Sie kam gut selbst zurecht.
»Dreißig Sekunden, Kitty!«, rief Matt aus der Regie.
»Sind Sie bereit?«, fragte ich die Sängerin. Ich für meinen Teil war entzückt. Es war dasselbe Studio, in dem ich verkündet hatte, ein Werwolf zu sein, sodass es das ganze Land hatte hören können. Es war perfekt. Kismet.
»Mehr als bereit.« Mercedes wirkte genauso glückselig wie ich. Sie hockte auf der Kante ihres Sessels, auf die Armlehne gestützt. Es war schwer zu sagen, ob ihr sicheres Auftreten daher kam, dass sie ein übernatürlich selbstsicherer Vampir war oder eine Sängerin von Weltrang. In ihrem Fall verschwammen die Grenzen.
»Dann also los!« Matt zählte den Countdown herunter, und die Routine setzte ein. Die Anfangsakkorde von CCRs »Bad Moon Rising« erklangen, wurden allerdings rasch leiser, um dann von einer Aufnahme von Mercedes Cook ersetzt zu werden, die etwas von Cole Porter sang.
»Guten Abend, meine treuen Hörer, hier ist Kitty Norville mit der Midnight Hour , der Sendung, die keine Angst vor der Dunkelheit oder den Geschöpfen der Nacht hat. Heute habe ich einen ganz besonderen Gast bei mir, eine Frau, die auf ihre eigene Art und Weise gut mit der Nacht bekannt ist: die Broadwaylegende Mercedes Cook. Sie spielt nun schon seit vierzig Jahren Hauptrollen auf
dem Great White Way und scheint keine Anstalten zu machen, langsamer zu treten. Mercedes, herzlich willkommen!«
»Danke, Kitty. Es ist schön, hier zu sein.«
Wir hatten im Vorhinein ausgemacht, dass wir nicht um den heißen Brei reden würden, sondern direkt auf den Grund ihres Auftritts zu sprechen kämen. Anschließend würden wir uns um die Auswirkungen kümmern. Los ging’s.
»Mercedes, viele Leute haben mich gefragt, warum ich Sie in die Sendung eingeladen habe. Selbstverständlich habe ich einen Riesenrespekt vor Broadwayaufführungen, aber Musicals gehören normalerweise nicht zu meinen Gesprächsthemen. Möchten Sie unseren Zuhörern verraten, warum Sie hier sind?«
»Nun ja, es liegt daran, dass ich ein Vampir bin. Ich dachte, es sei an der Zeit, dass es bekannt wird.«
Direkt, gelassen und gefasst - natürlich war sie das, schließlich war sie Berufsschauspielerin. Ich hatte eine Gänsehaut. Hinter der Scheibe zum Regieraum schüttelte Matt den Kopf mit einer Miene, als stoße er einen Pfiff aus. Der Mund des Praktikanten stand offen.
»Na gut«, sagte ich. »Vergesst nicht, Leute, dass ihr es hier zuerst gehört habt. Ich sollte vielleicht die beiden Fragen stellen, die jeder von Vampiren wissen will: Erstens, wie alt sind Sie?«
»Oh, wissen Sie denn nicht, dass es unhöflich ist, ein Mädchen nach seinem Alter zu fragen?«
»Das hat mich noch nie abgehalten. Noch nicht einmal ein kleiner Hinweis?«
»Was, wenn ich sagte, ich hätte beim Varieté angefangen?«
Ha! Ich hatte richtig geraten! »Oh, das wäre cool ! Da Sie nun Ihr Coming-out als Vampir gehabt haben, besteht die Möglichkeit, dass Sie ein paar Fotos veröffentlichen? Uns wissen lassen, an welchen Theatern Sie
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