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Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman

Titel: Die Stunde der Hexen - Midnight Hour 4 - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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mir besser, wenn ich Ben ansah und das gleiche Grinsen an ihm bemerkte. Das Alphapärchen, ganz ohne Zweifel.
    Ich vergaß sogar beinahe, dass ich mich eigentlich versteckt halten sollte. Immer wieder sagte ich mir, dass keiner der Wölfe aus Denver hier sein würde, denn Lykanthropen mieden solche Menschenansammlungen, und die Vampire trieben sich auch nicht in dieser Gegend herum. Alles wäre in Ordnung, einfach prima. Von der Menschenmenge ließ ich mir nicht zusetzen. Ich war bester Laune.
    Wir holten uns unsere Eintrittskarten an der Abendkasse ab, wurden zu unseren Sitzplätzen geführt und ließen uns nieder, während das Orchester die Instrumente stimmte. Die Scheinwerfer gingen an, der Dirigent erschien, und das Orchester spielte eine Ouvertüre.
    Dann kam sie von rechts auf die Bühne und trat ins Scheinwerferlicht.
    Mercedes Cook hatte elfenbeinfarbene Haut und ziegelrote Haare, die die satte Farbe und den Glanz von Seide aufwiesen und ihr in Wellen über die Schultern fielen. Ein mitternachtblaues, schillerndes Kleid schmiegte sich eng an ihre schlanke Figur. Ihre Glieder waren schmal, ihr Gesicht aristokratisch, wie das einer griechischen Statue. Von unseren Plätzen aus, etwa in der Mitte des Orchesterbereichs, ließ sich nicht sagen, wie groß sie war. Sie
schien die Bühne auszufüllen. Sie wirkte überlebensgroß.
    Ich war ihr so nahe, dass die Klimaanlage des Saales ihren Geruch an mich herantrug - den kalten, sauberen Geruch eines Vampirs. Wenn ich nicht vorgewarnt gewesen wäre, hätte mich das schockiert. Sie bewegte sich mit solcher Energie, solch lebenssprühender Kraft. Sie war eine vollendete Künstlerin, hatte dieses Funkeln in den Augen.
    Ihre Geschichte ließ sich erraten: Sie hatte schon immer auf die Bühne gewollt. Als talentierte Künstlerin ließ sie sich ihren Ehrgeiz nicht vom Vampirismus zerstören. Vielleicht hatte sie das Vampirdasein sogar angestrebt, oder ihr hatte sich die Gelegenheit geboten, und sie hatte sie ergriffen als Chance, sich jenen schwer fassbaren Vorteil zu sichern, den Jugend und Schönheit einem verschafften. Sie stand seit den Sechzigern auf der Bühne, jedenfalls war das laut ihrer offiziellen Biografie der Beginn ihrer Karriere. Vielleicht hatte es sie sogar schon länger gegeben, eine Varietétänzerin oder -sängerin in den Zwanzigern und Dreißigern, die verschwunden war und eine andere Identität angenommen hatte, um eine Karriere am Broadway anzufangen. Das würde etwas Recherche und Herumwühlen erfordern. Ich hoffte, ich würde den Knüller von Mercedes persönlich geliefert bekommen.
    Vampire mussten nicht atmen. Ihr Blut war geborgt, und ihre Herzen schlugen nicht. Sie existierten in einer Art Stase, ohne je zu verfallen und ohne je die Zellvorgänge des Lebens mitzumachen. Doch sie benutzten ihre Lungen und atmeten Luft ein, um zu sprechen. Und um zu singen.

    Mercedes’ Stimmbänder litten kein bisschen darunter, dass sie ein Vampir war. Sie war fantastisch, und ihre Mezzosopranstimme klang glockenhell. Sie sang Showmelodien und sentimentale Liebeslieder. Schnelle Jazzstücke und langsame Bluessongs. Manche kannte ich, andere nicht. Bei jedem einzelnen Lied hatte sie meine volle Aufmerksamkeit. Die Bühne gehörte ihr, und nur ein ganzes Orchester war in der Lage, ihr etwas entgegenzusetzen. Nichts sonst hätte das gekonnt.
    Sie bemerkte mich. Von der Bühne aus sah sie mich direkt an, bis ich ihren Blick erwiderte; sie wusste, wer ich war, konnte aus zwölf Metern Entfernung sagen, was ich war. Ihr Lächeln wurde schmaler, und ihre Augen verengten sich zu einem hitzigen Blick, beinahe zwinkerte sie mir zu, aber nicht ganz. Dann drehte sie sich um, und es war alles Teil des Liedes, Teil der Vorführung. Jeder im Publikum bildete sich wahrscheinlich ein, sie würde ihn direkt ansehen.
    Ein Teil von mir traute ihrem Talent nicht. Vampire hatten … etwas. Energie, Macht, Ausstrahlung. Sie waren verführerisch, sie verbrachten Jahrzehnte damit, ihre Verführungskünste zu üben. Außerdem konnten manche einen mithilfe eines Blickes in Trance versetzen. Einen hypnotisieren. Man würde ihnen überallhin folgen, ohne zu wissen, was geschah. Sie lockten ihre Beute an.
    Vielleicht hatte sie das ganze Publikum in ihren Bann geschlagen. Bens Mund stand offen.
    Nach zwei Zugaben gingen die Lichter an, und es war vorbei. Ich schüttelte den Kopf, als versuchte ich, meinen benebelten Geist zu lichten. Der Zauber ließ allmählich
nach. Ich streckte die Hand

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