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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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andere. Und er kam nicht von den Häuten, von dem Zimmer. Er kam von Lawrence. Am liebsten wäre ich schreiend davongelaufen.
    Â»Sie sind auch einer«, sagte ich. »Ein Skinwalker. Sie haben es ihr beigebracht.«
    Er stand am anderen Ende des Raumes, das in gewisser Weise zweckbetont aussah: Auf einem Tisch standen ein Campingkocher sowie Kochutensilien. Lawrence zündete zwei Kerzen an, die den Raum jedoch auch nicht maßgeblich erhellten.
    Â»Nein«, sagte er. »Sie hat es selbst gelernt. Sie hat zugesehen. Ich bin leichtsinnig gewesen. Ich habe es sie lernen lassen.«
    Â»Sie konnten sie nicht aufhalten?«, fragte Ben.
    Â»Konnten Sie es nicht? Sie sind nicht der Einzige, der Jagd auf sie gemacht hat.«
    Â»Wenn Sie wussten, was sie war, wenn Sie es ihr beigebracht
haben – dann lag es in Ihrer Macht, sie aufzuhalten, und Sie haben es nicht getan.« Bens Stimme schwoll an, genau wie sein Zorn.
    Â»Ich bin Ihnen keine Antwort schuldig.« Er trat zu einem Kasten am Boden, einer Holzkiste, in der vielleicht früher Obst oder Gemüse transportiert worden war, und zog eine Dose heraus. Er begann sie mit einem altmodischen klauenhaften Dosenöffner aufzuschneiden.
    Das Wolfsfell an der Wand hatte dunkle Klauen mit gekrümmten, intakten Krallen.
    Â»Doch, das sind Sie«, sagte Ben. »Ein Mann wird vielleicht im Gefängnis landen, wenn ich dem Gericht nicht beweisen kann, was sie gewesen ist und was sie getan hat.«
    Lawrence sah uns kalt an. »Der Mann, der meinen Enkelsohn umgebracht hat? Der Mann, der Miriam umgebracht hat?«
    Das Eigenartige an diesem Ort erstickte meinen eigenen Zorn. Ich fühlte mich seltsam gelassen. »Er hat mir das Leben gerettet, als er sie tötete.«
    Lawrence war damit beschäftigt, den Kocher anzuzünden und die Dosensuppe in einen Topf zu schütten. »Sie haben Glück, einen Freund zu besitzen, der für Sie tötet.«
    So, so. Früher hatte ich einmal einen Freund, der für mich gestorben war, und jetzt hatte ich einen, der für mich tötete. Wieso kam ich mir nicht wie ein echter Glückspilz vor?
    Ben kehrte Lawrence den Rücken zu und raunte mir zu: »Hier erreichen wir nichts. Er wird uns nichts sagen.«

    Â»Was soll ich Ihnen denn sagen?«, fragte Lawrence, und Ben zuckte zusammen, denn er hatte geglaubt, geflüstert zu haben. »Dass sie böse gewesen ist? Dass ich böse bin? Erwarten Sie von mir, dass ich alles, was ich weiß, als eine Art von Wiedergutmachung preisgebe? Was geschehen ist, ist geschehen. Nichts wird etwas daran ändern. Nichts wird es besser machen. Die Toten kehren nicht wieder zurück.«
    Â»Darauf würde ich nicht wetten«, murmelte ich.
    Â»Ich habe keine Beweise für Sie. Ich kann Ihnen verraten, dass Miriam Joan umgebracht hat, aber in den Polizeiakten steht nichts davon. Die Ärzte sagen, es sei ein natürlicher Tod gewesen, keine Hexerei. Drei meiner Enkelkinder sind tot, aber Sie werden hier niemanden finden, der zugeben wird, dass sie je am Leben gewesen sind. Das bedeutet es in dieser Gegend, eine Hexe zu sein.«
    Â»Warum es dann tun? Wenn es dazu führt, dass man verschwindet? « Wenn man deshalb in einem Haus wie diesem lebte, abgelegen, anders.
    Â»So fängt es nie an. Doch die Linie zwischen Medizinmann und Hexe, Curandero und Bruja ist sehr dünn. Die Magie hat denselben Ursprung. Die Gefahr kommt mit den Zaubern, die einen in die eine oder die andere Richtung ziehen. Miriam hat mit angesehen, was aus ihrem Bruder geworden ist, und sie wollte es. Sie hat sich den Pelz eines Wolfes angezogen, hat Blut geleckt – es zieht einen auf die Dunkelheit zu. Sie verstehen das. Sie beide. Sie leben im Dunkeln, weil das Ihr Wesen ist.«
    Ich verstand tatsächlich und hasste diesen Umstand. Die Wölfin schien schon bei der Erwähnung des Wortes
Blut die Ohren aufzurichten. Neben mir stand Ben reglos da und starrte. Es waren nicht seine Augen, jedenfalls nicht ganz. Etwas Wölfisches schwamm darin. Ich musste ihn von hier fortbringen. Doch ich wollte mehr Antworten.
    Â»Warum hat sie Joan umgebracht?«
    Â»Weil sie eine Schwester erübrigen konnte? Ich weiß es nicht. Hat Sie denn niemand davor gewarnt, hier zu viele Fragen zu stellen?«
    Â»Wen haben Sie umgebracht, um an Ihre Kräfte zu gelangen? «
    Er neigte den Kopf und verbarg ein Lächeln. »Es ist von Vorteil für eine Hexe, eine

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