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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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ganzen Welt?«
    Ich runzelte die Stirn. »Ich glaube viel eher, dass sie sich gegenseitig aufheben könnten. So wie rotes, grünes und blaues Licht Weiß ergibt.«
    Â»Für welchen entscheidest du dich?«
    Â»Lokalkolorit. Ich wette, Louise weiß, wovon sie spricht.« Ich griff nach der Pfeilspitze, zog mir die Schnur über den Kopf und steckte die anderen Talismane zurück ins Handschuhfach.
Ben legte sich seine Pfeilspitze um. Da waren wir nun – geschützt.
    Wir fuhren los. Ben saß mit seiner Aktentasche auf dem Schoß da, den Kopf auf die Hand gestützt, und sah frustriert aus.
    Â»Wird ihre Zeugenaussage helfen?«, fragte ich.
    Er zuckte unbestimmt mit den Schultern. »Vielleicht wird das Gericht ihr glauben, vielleicht nicht. Es gibt einen offiziellen Totenschein, der besagt, dass Joan Wilson an einer Lungenentzündung gestorben ist. Louise ist die Einzige, die behauptet, Joan sei von Miriam umgebracht worden. Hörensagen und Geistergeschichten. Ich weiß selbst nicht, mittlerweile nehme ich alles, was ich kriegen kann.« Wir fuhren schweigend ein paar Minuten weiter. Da fügte er hinzu: »Was zerrüttete Familienverhältnisse angeht, schießt diese Familie wirklich den Vogel ab.«
    Ich lachte prustend. »Kein Witz. Wohin als Nächstes?« »Zum Großvater. Lawrence Wilson. Sehen wir mal, was er über Miriam zu erzählen hat, da er schließlich der Einzige gewesen ist, der sich die Mühe gemacht hat, nach ihr zu suchen.«
    Â»Nach dem Rest der Familie habe ich Angst davor, seine Bekanntschaft zu machen.«
    Â»Das kannst du laut sagen!«
    Die Sonne war tief in den Westen gesunken, und aus der Wüste wehte ein kalter, beißender Wind. Wir näherten uns dem Highway. Gleich würden wir uns für die eine oder die andere Richtung entscheiden müssen. Da kam mir ein Gedanke.
    Â»Willst du mit dem Besuch bei ihm bis morgen warten?«

    Â»Sollte die Kleinstadtgerüchteküche hier genauso funktionieren wie überall sonst, hat er wahrscheinlich gehört, dass sich jemand mit ihm unterhalten möchte. Das gibt ihm Gelegenheit unterzutauchen.«
    Â»Ja, okay. Aber die Sonne ist beinahe untergegangen. Schimpf mich einen Angsthasen, aber ich möchte nicht nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs sein. Jedenfalls nicht hier in der Gegend.«
    Er dachte mit geschürzten Lippen nach, während er beobachtete, wie die Landschaft draußen vorüberglitt. »Dann eben zurück ins Hotel.«
    Ich fuhr ostwärts, zurück nach Farmington.

Fünfzehn
    Â»Nein, Mom. Ich bin jetzt in New Mexico.«
    Bei meiner Rückkehr in das Motelzimmer hatte ich eine Nachricht meiner Mutter auf dem Handy bemerkt. Wie immer war das Timing nicht gerade ideal.
    Â»Was hast du denn in New Mexico zu suchen?«
    Eine tote Mörderin, ohne jegliche Beweise oder Zeugen? »Ich bin auf der Suche nach Informationen. Wir werden bloß zwei Tage hier sein.«
    Â»Wir?«
    Mist! Ich würde mich ganz bestimmt nicht herausreden können. »Ja, ich bin hier mit einem Freund.«
    Â»Oh. Kenne ich ihn?« Sie klang lebhaft. Versuchte mich aus der Reserve zu locken.
    Ich erwog die Notlügen und Halbwahrheiten, die ich ihr auftischen konnte. Dann fiel mir wieder das Telefonat mit Ariel vergangene Nacht ein. Sei offen. Sag die Wahrheit. »Vom Namen her. Es ist Ben O’Farrell. Ich helfe ihm bei einem Fall.« Das würde ihr Sorgen bereiten. Sie würde weiter nachbohren. Keine Informationen waren besser als zu wenige Informationen. Ich hätte ihr gar nichts sagen sollen.
    Â»Na ja, sei bloß vorsichtig, okay?« Sie beließ es einfach dabei. Als vertraute sie tatsächlich darauf, dass ich auf mich selbst achtgeben konnte.

    Â»Mach ich.«
    Der Rest des Gesprächs verlief so wie immer. Abgesehen von dem Umstand, dass Ben dasaß und mich angrinste.
    Â»Ich hoffe, du hast nicht vor, mich in dein Elternhaus zu schleppen und der Familie vorzustellen.«
    Ich lächelte ihn süßlich an. »Möchtest du denn der Familie vorgestellt werden?«
    Er antwortete nicht, sondern schüttelte bloß den Kopf mit einer Miene, als bräche er gleich in Gelächter aus. »Das klingt so verdammt normal.«
    Ja, genau. Und eben das waren wir nicht. Bei uns war immer alles kompliziert.
    Die Flitterwochen waren vorüber. In der Nacht lagen Ben und ich im Bett und umarmten einander, doch wir waren

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