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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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die Hände an der Jogginghose ab und rannte ihm hinterher.

Sechzehn
    Ich konnte schneller und längere Strecken laufen als jemand, der kein Lykanthrop war. Doch ich hatte keine Chance gegen einen Lykanthropen in Wolfsgestalt. Ich konnte nur seiner Fährte folgen, in der Hoffnung, dass er wusste, dass ich hinter ihm war, und dass er vielleicht irgendwann sein Tempo drosselte. Glücklicherweise führten seine Instinkte ihn in die richtige Richtung: weg von der Stadt, in die offene Wüste hinaus.
    Die Nacht war klar, die Luft frisch, doch es gab keinen Mond. Die Welt war dunkel. Lass mich frei, lass mich nach draußen, ich kann im Dunkeln besser sehen.
    Nein.
    Ich konnte Beute riechen – Präriehasen, Wachteln. Ben hatte es ebenfalls gerochen, und das ließ ihn langsamer laufen. Ich erspähte ihn vor mir, jetzt im Trab, den Kopf gesenkt, das Maul offen, mit heraushängender Zunge.
    Er musste müde gewesen sein. Verängstigt. Seine Bewegungen waren nicht selbstsicher. Der Trabschritt eines Wolfes sollte anmutig sein, federnd und es ihm ermöglichen, mühelos meilenweit zu laufen. Er zog die Füße nach, sein Schwanz hing tief. Er war nicht daran gewöhnt – das war mein Glück.
    Â»Ben!«

    Er erstarrte, hob den Kopf, und seine Ohren richteten sich nach vorne. Dann drehte er sich um und rannte wieder los.
    Ich lehnte mich auf die Knie, atmete tief ein und lief ihm hinterher.
    Wir mussten die halbe Nacht auf diese Weise verbracht haben. Er hatte kein Ziel. Wenn ich ihm nicht auf den Fersen gewesen wäre, hätte er vielleicht Halt gemacht, um auf die Jagd zu gehen – allerdings zweifelte ich stark daran, dass er in seiner derzeitigen Verfassung irgendetwas erwischt hätte. Doch er lief nur weg, und ich folgte ihm einfach. Mein Gesicht blutete noch lange; ich wischte es mir immer wieder ab und machte mir keine Gedanken darüber. Mir fiel erst auf, dass ich mein Gesicht eine Zeit lang nicht mehr berührt hatte, als es zu jucken anfing – Schorf hatte sich gebildet und der Heilungsprozess eingesetzt. Ich konnte auf nichts als meine Lungen achten, die Schwerstarbeit leisteten.
    Ich hatte ihn aus den Augen verloren, doch sein Geruch – Moschus und Angst – bildete eine deutliche Fährte. Solange ich weiter atmete, konnte ich ihn finden.
    Er kam wieder in Sicht, nachdem er in Schritttempo verfallen war. Da hörte ich auf, ihn zu verfolgen. Stattdessen überquerte ich seine Fährte. Als schenkte ich ihm keine Aufmerksamkeit mehr. Als sei ich dabei zurückzuschwenken. Ich machte einen weiten Bogen und beobachtete ihn aus dem Augenwinkel.
    Wie ich gehofft hatte, erregte mein verändertes Verhalten seine Aufmerksamkeit. Jetzt musste ich ihm bloß mitteilen, dass ich ein Freund war. Beinahe wünschte ich, ich
hätte mich verwandelt, damit ich die richtige Kehle hätte, es zu artikulieren. Doch ich tat mein Möglichstes. Ich bewegte mich langsam, entspannte mich, so weit es ging, hielt den Blick gesenkt und ließ die Arme baumeln. Bloß ein Spaziergang, mehr nicht.
    Er sah mir interessiert zu, die Ohren gespitzt. Ich ging weiter, ohne mich ihm zu nähern oder etwas Bedrohliches zu tun. Allerdings sollte er mich wittern können – ich sollte vertraut, sicher riechen. Komm nach Hause, Ben. Bitte.
    Er verfiel in Trab, lief parallel zu mir. Ich ging ein paar Schritte weiter, kauerte mich dann hin und beobachtete ihn. Er umkreiste mich, ohne mich anzusehen, trabte weiter und tat, als sei ich nicht da. Doch seine Kreise wurden enger, und er näherte sich mir. Ich bewegte mich nicht, noch nicht einmal, um ihn über die Schulter zu beobachten.
    Da blieb er stehen. Er befand sich rechts von mir. Wir starrten einander an. Es war keine Herausforderung. Er ließ sowohl den Kopf als auch den Schwanz hängen. Unsere Rückenhaare waren nicht aufgestellt. Ich gab mir bewusst Mühe, die Arme und Schultern entspannt zu halten. Wir fragten einander: Und? Was nun?
    Er stieß ein leises, kurzes Winseln aus. Ein verlorener und müder Atemzug, der durch seine Kehle röchelte. Ich bewegte mich vorwärts, auf allen vieren kriechend, und wünschte, ich hätte einen Schwanz, den ich ausstrecken könnte, um ihm zu zeigen, dass es in Ordnung war, dass ich mich um ihn kümmern würde. »Es ist in Ordnung, Ben. Es wird alles gut.« Das erzählte ich ihm nun schon seit zwei
Wochen. Ich wusste selbst nicht, weshalb er mir

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