Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
Vom Netzwerk:
Aufgabe schien kein bisschen leichter zu werden.
    Er stand vom Tisch auf und durchquerte breitbeinig den Raum. Zuerst dachte ich, er sei auf dem Weg zum Badezimmer. Doch er ging zur Tür.
    Ich setzte mich auf. »Ben?«
    Die Tür ging auf, und er trat aus dem Zimmer.
    Ich sprang aus dem Bett, zog mir hastig eine Jogginghose an und schlüpfte in meine Turnschuhe.
    Â»Ben!«, rief ich ihm durch den Flur nach.
    Er drehte sich nicht um, also folgte ich ihm. Er war bereits nach draußen verschwunden. Ich ging ihm bis zum Parkplatz nach und sah gerade noch, wie er sich das Hemd auszog und es hinter sich fallen ließ. Er verließ den Parkplatz, ging über ein vermülltes leeres Grundstück auf die Wüste zu.
    Er würde sich verwandeln. Sein Wolf hatte die Führung übernommen.
    Wir befanden uns zu nah an der Stadt. Ich konnte es nicht zulassen.
    Â»Ben!« Ich rannte los.
    Er war so auf den Weg konzentriert, auf die Abläufe in
seinem Innern, dass er nicht bemerkte, wie ich von hinten auf ihn zulief. Er stand noch nicht in Einklang mit diesen Instinkten, den Geräuschen und Gerüchen, mit der Art, wie sie die Luft um einen herum veränderten und einem sagten, dass etwas nicht stimmte.
    Ich war kurz davor, mich auf ihn zu stürzen.
    Ob ich es in einem Kampf mit ihm aufnehmen konnte, wusste ich nicht. Er war stärker als ich, doch er hatte noch nicht viel Übung. Halb hoffte ich, dass er in Panik geriete und erstarren würde. Ich sprang, zielte auf die obere Hälfte seines Rückens und warf ihn zu Boden.
    Wahrscheinlich war das nicht die cleverste Art, mit der Situation umzugehen.
    Als Ben auf dem Boden lag, setzte ich mich auf ihn, hielt ihn nach unten gedrückt und wollte ihm ins Gewissen reden. Noch bevor ich ein Wort sagen konnte, knurrte er mich an – ein richtiges, wölfisches Knurren aus tiefster Kehle und mit gefletschten Zähnen. Die Knochen unter seiner Haut glitten auseinander – er war dabei sich zu verwandeln.
    Â»Ben, bitte tu das nicht. Hör mir zu, hör mir zu …«
    Ich musste ihn am Boden halten. Die Sache hatte sich in eine Wolfsangelegenheit verwandelt, und so würde die Wölfin damit umgehen. Ihn zu Boden halten, auf ihm bleiben, ihm zeigen, wer das Sagen hatte.
    Ich zog es auf jeden Fall vor, die Dinge mit dem menschlichen Ben zu besprechen. Mit dem echten Ben. Allerdings konnte ich nicht leugnen, dass dies Ben war – mit all dem Verdruss der letzten zwei Wochen, der in den Vordergrund trat, sich endlich Ausdruck verschaffte und die Führung
übernahm. Tief in meinem Innern konnte ich ihm keinen Vorwurf daraus machen.
    Mit einem Schrei voll Schmerz und Frustration wehrte er sich gegen mich. Sein ganzer Körper lehnte sich auf und wand sich. Ich konnte ihn nicht festhalten. Beinahe gelang es mir, doch dann bekam er den Arm frei und holte aus. Er schlug zu, und Wolfskrallen schlitzten mir das Gesicht auf. Ich keuchte auf, mehr vor Schreck als Schmerz.
    Er machte sich frei und glitt in den restlichen Wandel, sein Rücken krümmte sich, Fell wuchs wellenförmig auf seiner Haut, die dicken Hinterbeine befreiten sich von der Hose.
    Â»Ben!« Mein eigener Schrei kippte in ein Knurren um.
    Es war erst sein zweites Mal als Wolf. Er stand mit zitternden Beinen da. Dann schüttelte er sich, als säße das Fell nicht ganz richtig an seinem Körper. Er blickte zu mir zurück, und sein Körper sackte in sich zusammen; den Schwanz hatte er dicht zwischen die Beine eingezogen, seine Ohren lagen flach an. Eine Zurschaustellung von Unterwürfigkeit. Ich hielt mir das Gesicht, das blutüberströmt war. Sein Schlag hatte tiefe Wunden hinterlassen. Es tat seinem Wolf leid.
    Ich erstarrte. Die Wölfin wollte sich auf ihn stürzen. Seine Gegenwehr rief sie an die Oberfläche, und sie wollte laufen. Unser Rudel zusammenhalten. Doch ich war so wütend. Wut brannte in jeder Nervenfaser und strömte nach draußen. Sie war der Alpha, und sie wollte es unter Beweis stellen.
    Er rannte davon. Der Wolf blieb lieber nicht, um herauszufinden, was ich als Nächstes täte, also drehte er
sich wieder um und lief los, mit ausgestrecktem Körper und heftig arbeitenden Beinen.
    Ich seufzte, und die Wut wich von mir. Eigentlich sollte ich ihn einfach laufen lassen. Doch das konnte ich nicht. Ich musste dafür sorgen, dass er nicht in Schwierigkeiten geriet.
    Ich wischte mir das Blut vom Gesicht, rieb mir

Weitere Kostenlose Bücher