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Die Stunde Der Jaeger

Die Stunde Der Jaeger

Titel: Die Stunde Der Jaeger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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stützte mich auf den Ellbogen. Die Gestalt, die sich ins Zimmer schob, war im Schatten, lediglich eine Silhouette. Ich atmete durch die Nase ein, witterte …
    Es war Ben.
    Â»Ich kann nicht einschlafen«, flüsterte er. Er trat auf das Bett zu, mit leicht hängenden Schultern – schuldbewusst, wenn ich ihn nicht besser gekannt hätte. »Ich kann einfach nicht still liegen. Es fühlt sich … komisch an. Allein zu sein. Da habe ich mich gefragt: könnte ich … ich meine bei dir …« Er deutete auf das Bett, die Schultern angespannt, und wandte den Blick ab.
    Er war ein junger Wolf. Ein Welpe. Ein Kind, das an Albträumen litt. Bei mir war es genauso gewesen.
    Ich schlug die Decke zurück und rutschte auf die eine Seite des Bettes.
    Mit einem Seufzen kletterte er neben mich und rollte sich auf der Seite liegend zusammen, während ich uns beide zudeckte. Ich legte die Arme um ihn, er schmiegte sich an mich, und das war alles. Kurz darauf war er eingeschlafen,
seine Brust hob und senkte sich regelmäßig. Zwar war er erschöpft, doch er hatte sich erst sicher fühlen müssen, bevor er einschlafen konnte.
    Gott stehe jedem bei, der sich sicherer fühlte, wenn ich mich um ihn kümmerte! Ich schaffte es kaum, mich um mich selbst zu kümmern. Doch was blieb mir anderes übrig? Ich hielt ihn und bereitete mich auf den Schlaf vor. Versuchte, mir keine Sorgen zu machen.
    Während ich einschlief, in einen Dämmerzustand versank, erspähte ich einen weiteren Schatten in der Tür. Eine Gestalt sah kurz herein und verschwand dann wieder. Dann konnte ich hören, wie sich die Eingangstür öffnete und schloss, und ganz leise, wie ein Brummen in einem fernen Traum, wie der Motor des Jeeps ansprang, und Reifen auf dem Kiesweg knirschten.
    Er ist fort, dachte mein Traum-Ich, und ich konnte nicht das Geringste dagegen tun.

Zehn
    Â»Er ist fort.« Ben lehnte über dem Spülbecken in der Küche und sah durchs Fenster auf die Lichtung hinaus, wo Cormacs Jeep nicht mehr parkte.
    Cormac hatte seinen Schlafsack, seinen Seesack, seine Waffen weggeräumt. Nachdem ich die Hütte eine Woche lang mit ihm geteilt hatte, wirkte sie leer ohne ihn und seine Sachen. Er hatte alles zusammengepackt und war mitten in der Nacht davongefahren. Es kam häufig vor, dass er auf diese Weise verschwand.
    Diesmal hatte der Bastard mich allerdings mit diesem Fluch allein gelassen, und ich musste selbst ausknobeln, wie ich damit zurechtkäme. Ich hatte auf seine Hilfe gezählt.
    Â»Warum?«, meinte Ben.
    Â»Du kennst ihn besser als ich. Du weißt, wie er ist.« Ich saß am Tisch, die Füße auf der Sitzfläche meines Stuhles, die Arme um die Knie geschlungen. »Musste er irgendwohin? Vielleicht geht er der Sache mit seinem Kontakt nach, wegen des Blutzaubers.«
    Ben schüttelte den Kopf. »Drei sind einer zu viel. Das hat er sich gedacht. Deshalb ist er fort.«
    Â»Aber …« Doch mir fiel sonst nichts zu sagen ein. Wenn Cormac so empfunden hatte, hätte er etwas sagen sollen.
Er hätte mit mir reden sollen. Warum schaffte er es nie, einfach aus sich herauszugehen und etwas zu sagen? »Sollen wir ihm nachfahren? Sollen wir ihn anrufen?« Seine Nummer war in meinem Handy. Ich hatte sie abgespeichert, als ich mir das Telefon besorgt hatte, kurz nach unserer ersten Begegnung. Er war die Sorte Mensch, die man im Notfall anrufen konnte.
    Wieder schüttelte Ben den Kopf. »Wenn er gewollt hätte, dass wir ihn kontaktieren, hätte er eine Nachricht hinterlassen.«
    Â»Es geht nicht darum, was er will, sondern was gut für ihn ist. Er wird doch nichts Verrücktes anstellen und riskieren, verletzt zu werden, oder?«
    Ben hob sarkastisch eine Braue. »Mehr als sonst?«
    Da hatte er nicht ganz Unrecht.
    Â»Was nun?«, fragte ich. »Cormac hat uns mit diesem Fluch sitzen lassen. Am besten lasse ich den Fluch gewinnen und verschwinde von hier.«
    Ben sah weiter in den Wald hinaus. Er wirkte friedlich, wenn auch traurig. Die Gelassenheit hielt an. »Noch ein Tag. Gib mir noch einen Tag, damit ich mich in den Griff bekomme. Ich glaube nicht, dass ich schon bereit bin für die Zivilisation.«
    Dem hatte ich nichts entgegenzusetzen. Ich würde ihm so viel Zeit geben, wie ich konnte. »Alles klar.«
    Tja. So fing unser erster Tag ohne Cormac an.
    Ich arbeitete am Computer. Ich hatte versucht, einen modernen

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