Die Stunde Der Jaeger
Glauben. »Ich habe es selbst schon durchgemacht. Mir war klar, dass er es sich anders überlegen würde.«
»Du hast gewusst, dass er Gefallen daran fände, Werwolf zu sein.«
»Das ist keine gute Art, es zu beschreiben.«
»Was ist da drauÃen vorgefallen?«
Er war doch bestimmt längst selbst darauf gekommen. Oder seine Vorstellungskraft. Ich wusste nicht, weshalb er wollte, dass ich es ihm vorbuchstabierte. »Das geht dich gar nichts an.«
Ich machte Anstalten hineinzugehen.
»Kitty â¦Â« Er packte mich am Handgelenk.
Ich erstarrte, bevor ich ihm eine Ohrfeige verpasste. Es war eine reine Instinkthandlung, als ich die Hand mit gekrümmten Fingern zurückzog, als hätte ich meine Krallen ausgefahren. Er sah es; so standen wir wie in einem Gemälde. In seinem Blick lagen so viele unausgesprochene Fragen.
Er hatte Ben hergebracht, damit ich ihm helfen konnte, ihn am Leben erhielt. Nicht, damit ich mit ihm zusammenkam. Das hatte keiner von uns erwartet. Und jetzt sah Cormac doch tatsächlich verletzt aus, seine Gesichtszüge waren von Schmerz gezeichnet. Wenn Cormac gewollt hatte, dass die Sache zwischen uns anders lief, wieso konnte er dann nicht einfach den Mund aufmachen und es sagen? Er hatte seine Chance gehabt. Ich hatte ihm etliche Chancen gegeben. Es gab kein Zurück mehr.
»Cormac, es tut mir leid.« Ich entzog mich sanft seinem Griff und ging in die Hütte.
Meine gewöhnliche Routine nach Vollmond sah folgendermaÃen aus: Ich kam nach Hause, duschte und kroch für zwei Stunden ins Bett, um ein wenig bequemer schlafen zu können. Dann erwachte ich und trank Kaffee. Kein Frühstück, weil ich nicht hungrig war. Die Wölfin hatte normalerweise in der Nacht mehr als genug Nahrung zu sich genommen.
Ben hatte sich bereits ans Kaffeekochen gemacht. Der Duft strömte durch das ganze Haus, und ich musste zugeben, dass es wunderbar roch. Besänftigend, als könne ich mich auf dem Sofa zusammenrollen und die Kerle in meinem Haus vergessen. Eine Dusche hätte mir zu lang gedauert,
so lange wollte ich sie nicht allein lassen. Als glaubte ich immer noch, Cormac könne mit dem Gewehr auf Ben zielen. Man vergaà leicht, dass Cormac es gewesen war, der Ben hergebracht hatte, weil er ihn nicht erschieÃen wollte.
Zum Schlafen war ich zu aufgedreht. AuÃerdem hatte ich schon ein zusätzliches Nickerchen mit Ben im Wald abgehalten. Dieser Mann hatte meinen ganzen Zeitplan durcheinandergebracht! Wenn ich es mir allerdings recht überlegte, wollte ich im Grunde nichts lieber, als zurück ins Bett zu kriechen â und zwar mit ihm â¦
Ich ging in die Küche und goss mir eine Tasse Kaffee ein. Ben, der mit seiner eigenen Tasse am Tisch saÃ, sagte kein Wort. Was auch immer er von sich gäbe, würde ganz gewiss bewirken, dass ich ihn anfuhr. Das wollte ich nicht. Ich schenkte ihm ein Lächeln, von dem ich hoffte, dass es beruhigend wirkte.
Eine Minute später gesellte Cormac sich zu uns, nachdem ich gehört hatte, wie die Tür des Jeeps aufging und sich wieder schloss. Da er das Gewehr nicht bei sich trug, nahm ich an, dass er es verstaut hatte. Gut. Er setzte sich Ben gegenüber. Ich lehnte mich an die Arbeitsplatte.
Hier waren wir also, wieder in der Küche, starrten auf die Tischplatte und sagten nichts.
Langes Schweigen ertrug ich nicht. Das kam wahrscheinlich von der Arbeit beim Radio. »Also, Kinder. Irgendwelche Fragen? Ist zwischen uns alles klar?«
»So weit würde ich vielleicht nicht gehen.« Ben lachte leise in sich hinein. Er zuckte hilflos mit den Händen. »Was
mache ich jetzt? Wenn ich wirklich damit lebe, was mache ich dann?«
»Du bist Anwalt«, sagte ich. »Geh zurück und ⦠sei Anwalt. Was würdest du denn tun, wenn dies nicht passiert wäre?«
»So einfach ist das nicht«, sagte er. »Es kann unmöglich so einfach sein.«
Natürlich hatte er recht.
»Lebe von Tag zu Tag, Ben. Manche Tage sind leichter als andere. Aber du musst dich durchkämpfen.«
Er runzelte die Stirn. »Sprich nicht mit mir wie mit einem der Versager aus deiner Sendung.«
Das saà wie ein Tritt in die Magengrube. Meine Anrufer waren keine Versager â sie waren meine Hörerschaft. Meine Fans . Ich wollte sie in Schutz nehmen. Aber sicher, sie hatten Probleme. Ein Typ wie Ben? Der hatte keine Probleme. Der war hart im Nehmen.
»Dann
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