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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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zur Landiwiese. Bernhard Stämpfli hatte ihr einiges erzählt. Doch war tatsächlich nichts dabei, was ihn direkt belastete und einem Gerichtsverfahren standhalten würde. Trotzdem ging er weit. Ihr war nicht klar, warum er das machte. Tat er es wirklich nur, damit sie sich um Tamara kümmerte?
    Johanna hatte keine Antwort auf diese Frage, als sie aus dem Wasser stieg. Sie ging zu ihrem Badetuch und trocknete sich ab. Ein paar Meter neben ihr stand ein junges Pärchen. Trotz der Hitze trugen sie lange schwarze Gewänder und schwere Schuhe. Sie küssten sich innig. Nach einer Ewigkeit machten sie Pause und schauten sich an. Johanna war fertig angezogen. Sie beobachtete den Blick des Mädchens. Küssen schien eine ungemein ernsthafte Handlung zu sein.
    Eilig packte sie ihre Sachen zusammen und machte sich auf den Weg zu ihrer Vespa. Sie musste zu einer Besprechung bei der Kriminalpolizei. Zuvor wollte sie Tamara anrufen und ihr vorschlagen, am Wochenende zusammen in die Berge zu fahren.
    13.
    Fünf Männer erwarteten Johanna di Napoli.
    »Bin ich zu spät?«
    Von Kranach schüttelte den Kopf und erhob sich. »Keineswegs. Wir haben uns etwas früher getroffen. Ich musste die Kollegen informieren. Sie haben nicht gewusst, dass wir jetzt sechs sind.«
    Überaus begeistert schienen die anderen nicht zu sein. Einige Mienen erinnerten Johanna an die Totenfeier in Burgdorf. Lediglich ein älterer Beamter mit dunklem Teint, silbernem Schnauzbart und auffällig viel Goldschmuck um Hals und Hände lächelte freundlich. Johanna kannte ihn nicht persönlich. Sie wusste lediglich, dass er mit Köbi Fuhrer befreundet war.
    Die Besprechung fand in einem Sitzungszimmer der Kriminalpolizei an der Zeughausstrasse statt. Johanna stellte ihre Tasche in eine Ecke. Neben von Kranach stand einer, der ab und zu in der Kantine war. Er wirkte drahtig und durchtrainiert.
    »Das ist Schürch, Sebastian.« Von Kranach stellte seinen Kollegen vor. »Er führt unseren verdeckten Ermittler. Dessen Identität ist nur Sebastian und mir bekannt. Wir haben ihn bei einem ausländischen Polizeikorps rekrutiert.«
    Schürch reichte Johanna die Hand. Sein Händedruck passte zur Erscheinung.
    Von Kranach deutete auf Schürchs Nachbarn. »Der hier ist unser Zahlenmensch. Müller, Erich.«
    Ihn hatte Johanna noch nie gesehen. Sie waren ungefähr gleich alt. Er hatte tiefschwarze Ringe unter den Augen.
    »Erich ist gerade Vater geworden. Er schläft nur noch vor dem Computer.«
    Müller lächelte verlegen. Seine Handfläche war schweißig.
    Neben ihm streckte Köbis Kollege Johanna seine Rechte entgegen. »Krähenbühl, Hans-Ruedi, freut mich, dich kennenzulernen, Jo. Fuhrer hat viel von dir erzählt.« Er zwinkerte mit dem linken Auge, sagte aber nichts weiter.
    »Haru ist unser Hauptsachbearbeiter«, mischte sich von Kranach ein. »Er stellt die Akten zusammen und dokumentiert den Fall so, dass wir bei der Staatsanwaltschaft nicht auf die Nase fallen. Zudem betreut er die Telefonkontrollen.«
    Johanna nickte und ging auf den Letzten in der Runde zu. Den Jüngsten, wie es schien. Er hatte eine athletische Figur, die er mit eng geschnittenen Textilien gut zur Geltung brachte. Seine Wimpern waren lang und geschwungen, was seiner ansonsten maskulinen Erscheinung einen femininen Zug verlieh.
    Das Gesicht blieb ausdruckslos, als er Johanna die Hand reichte. »Imboden, Lukas.« Er hatte eine sonore Stimme, die er sparsam einsetzte.
    Johanna blickte erst ihn an, dann von Kranach.
    »Lukas ist unser Benjamin. Er leitet das Observationsteam. Seine Leute haben die kunstvollen Fotos von dir und Stämpfli geschossen.«
    Offensichtlich war Kevin der Einzige, der das lustig fand. Nach einer ungemütlichen Pause hieß er alle, sich zu setzen. Als sie ihre Plätze bezogen hatten, eröffnete er übertrieben formalistisch die Sitzung.
    Johanna saß neben Imboden. Eine Lücke von zwei leeren Stühlen klaffte zwischen ihr und von Kranach.
    Dieser wirkte nervöser als üblich. »Also, ich möchte eine Lagebeurteilung vornehmen. Wie sieht’s bei dir aus, Sebi? Hat unser Mann Kontakt aufgenommen?«
    Der Angesprochene verneinte. »Seit Montagabend sind alle Drähte kalt. Stämpfli ist noch vorsichtiger geworden. Mein Mann hat über verschiedene Mittelsmänner versucht, die Verhandlungen erneut aufzunehmen. Seit der Entführung ist Funkstille.« Er zuckte mit den Schultern. »Vielleicht braucht es Zeit. Wir haben lange gebaggert, bis wir einen Übergabetermin erhalten haben. Das

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