Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
Vom Netzwerk:
Kunsträuber: Wenn ich es nicht mache, macht’s ein anderer? Wie Waffenhändler und Drogendealer?«
    Stämpfli schnitt ungerührt das letzte Stück seines Schnitzels entzwei.
    »Vielleicht auch: Wenn ich die Kunst aus dem Irak herausschaffe, bleibt sie der Zivilisation erhalten? Oder: Waffen und Drogen töten, Kunst nicht?«
    Bernhard Stämpfli legte das Besteck auf den Teller. Er sah nicht sonderlich erbost aus. Eher belustigt. Wiederum tupfte er sich ordentlich den Mund ab. Dann nahm er das Weinglas zur Hand. Nach kurzem Zögern trank er es leer.
    »Ich mache dir einen Vorschlag, Johanna.« Er rief den Kellner. »Dessert?«
    Johanna winkte ab.
    »Dann nehmen wir zwei Espressi.« Fragend schaute er sie an.
    Sie bejahte.
    »Und Calvados. Vom älteren.« Der Kellner nickte und ging.
    »Ich sage dir, wie das Geschäft funktioniert. Wie die Ware beschafft wird, wie sie transportiert wird, wo man sie lagert, wie man einen Käufer findet. Du erfährst nichts, was mich direkt belasten würde. Nichts, was gegen mich verwendet werden kann. Und ich möchte nicht, dass du danach fragst.« Der Kellner brachte den Espresso und den Schnaps. »Das ist eine Frage des Respekts.« Stämpfli rührte Süßstoff in seinen Kaffee.
    Johanna kippte den ihren schwarz hinunter. »Das sind Informationen, die die Polizei schon hat, Bernhard.« Sie nippte an ihrem Calvados. Er war wundervoll.
    Stämpfli nahm sein Glas zur Hand. »Die Polizei möglicherweise. Aber du nicht.« Er trank und schmatzte genießerisch. »Ich habe mich erkundigt, Johanna. Du bist keine große Nummer bei der Stadtpolizei. Eine Revierdetektivin, die chronisch ihre Kompetenzen überschreitet. Zu allem Übel auch noch eine Quotenfrau. Das Produkt eines mediengerecht inszenierten Frauenförderungsprogramms.« Er lachte. »Ein Weib, das eure Chefin aus Prestigegründen den Kerlen vor die Nase gesetzt hat. Das kann keine komfortable Situation sein, Johanna. So kommst du nie an die spannenden Fälle ran.« Er machte eine Pause. »Mit meinen Informationen hingegen schon.« Bernhard Stämpfli trank sein Glas aus und schaute sie an. Verschmitzt mit zusammengekniffenen Augen.
    »Hast du mit Werner Hügli gesprochen?«
    Stämpfli kicherte und bestellte einen weiteren Calvados. Johanna verneinte, als der Kellner sie fragend anschaute.
    »Verbeiß dich nicht in Hügli, Johanna. Ich weiß, du möchtest ihn hinter Gitter bringen. Er ist ja auch kein Feminist.«
    Der Kellner brachte den Calvados und Stämpfli setzte vergnügt sein Glas an.
    Johanna dachte an die Mädchen, die für Hügli anschaffen mussten. In ihrem Bauch braute sich ein Wutausbruch zusammen. Sie nahm sich vor, ruhig zu bleiben.
    Wie aus dem Nichts heraus blickte Stämpfli sie plötzlich ernsthaft an. »Werner Hügli ist der Unterweltkönig von Zürich, Johanna. An ihm haben sich ganz andere als du die Zähne ausgebissen. Lass die Finger von ihm!« Er leerte sein zweites Glas. »Außerdem hat er sich weitgehend aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Seine Tochter ist jetzt am Drücker. Sie setzt andere strategische Prioritäten als ihr Vater. Salome hat vor Kurzem das Reinigungsinstitut verkauft. Dass es primär der Geldwäsche diente, war ihr zu offensichtlich.«
    Unvermittelt ergriff Bernhard Stämpfli Johannas Hand. Sie war einen Wimpernschlag zu spät, um sie ihm zu entziehen.
    »Kommen wir zu unserem Handel.« Er strich ihr über die Handfläche.
    Johanna bekam Gänsehaut.
    »Ich gebe dir Hintergrundinformationen zum Kulturgüterschmuggel. Dafür verlange ich eine einzige Gegenleistung.«
    Er ließ ihre Hand los und lehnte sich zurück. Für sein Alter war er gut in Schuss. Sein Hemd spannte sich über den Brustmuskeln.
    »Ich möchte, dass du dich um Tamara kümmerst. Wenigstens solange sie in der Schweiz ist. Sie braucht eine Freundin, Johanna.« Gespannt schaute er sie an. Dann streckte Stämpfli ihr seine rechte Hand entgegen. »Abgemacht?«
    Johanna zögerte.
    Nach einigen Sekunden zog Stämpfli seine Hand zurück. Er wirkte irritiert, sagte aber nichts.
    Sie schaute eines der Bilder an der gegenüberliegenden Wand an. Lange. Schließlich bestellte sie beim Kellner zwei weitere Calvados. Dann reichte sie Bernhard Stämpfli die Hand.
    Als er ihr die seine reichen wollte, zog sie die ihre nochmals zurück. »Ich habe ebenfalls eine Bedingung.«
    Er seufzte und rollte mit den Augen.
    »Ich will wissen, wer hinter dir her ist.«
    Stämpfli überlegte einen Moment. Dann schlug er ein.
    12.
    Nach dem Treffen

Weitere Kostenlose Bücher