Die Stunde Der Toechter
erklären, wenn du willst.«
Nachdem sie es dreimal wiederholt hatte, willigte er dankend ein. Danach widmete sich Johanna wieder ihrem Überwachungsobjekt.
Am Mittag fuhr ein blauer Lieferwagen vor. In der Hitze war sie halb eingedöst. Das Auto parkte auf dem Trottoir vor dem Haus. Ein Mann stieg aus und öffnete die Hintertür. Dann verschwand er mit einem Kessel und Putzmaterial durch den Hauseingang.
Als sie die Aufschrift auf der Seite des Wagens las, war Johanna auf einen Schlag hellwach.
Sie rief von Kranach an. »Jemand ist in der Wohnung, der da nicht hingehört. Erich Müller ist im Spital, ein Notfall. Ich gehe allein rein. Schick mir Verstärkung.«
Hastig kontrollierte sie ihre Waffe. Danach verließ sie ihren Wagen und ging zu dem Haus hinüber.
Stämpfli hatte gesagt, dass Salome Hügli die Reinigungsfirma ihres Vaters verkauft habe. Mindestens ein Mitarbeiter hatte dies offenbar nicht mitbekommen. Hüglis Cleanteam, das Dreamteam stand in dicken Lettern auf der Karosserie des blauen Renault.
Johanna klingelte in einem der unteren Stockwerke und gab sich als Postbotin aus. Als die Tür summte, schlüpfte sie in das Haus hinein. Im Fahrstuhl hielt sie auf jedem Stockwerk und schaute in den Korridor. Der Reinigungsangestellte war nirgends zu sehen. Im vorletzten Stock stieg sie aus und nahm die Treppe. Leise öffnete sie die Flurtür und schlüpfte in den Gang. Neben dem Lift standen die Reinigungsutensilien. Sie horchte. Es war stiller als auf dem Friedhof. Vorsichtig näherte sie sich Bogdanows Tür. In seiner Wohnung hörte sie ein leises Geräusch. Die Tür war angelehnt. Sie zog ihre Waffe und atmete zweimal tief durch. Dann trat sie in das Loft hinein.
Der Mann in dem blauen Arbeitsgewand lag am Boden. Über ihn gebeugt stand ein anderer Mann. In einem piekfeinen Anzug. Als er sich aufrichtete, sah Johanna die Pistole. Eine Automatik.
»Waffe runter! Schnell!«
Der Mann zögerte einen Augenblick. Danach ließ er beide Arme locker hängen. Erst jetzt sah sie, dass er an einer Hand einen Verband hatte. Nur die Finger lugten heraus. Zwischen Zeige- und Mittelfinger hatte er einen Briefumschlag eingeklemmt. Johanna schaute genauer hin. Es war der Kroate. Zwar hatte er die Haare hellbraun gefärbt, dennoch war sie sich sicher. In der Unterführung hatte sie ihn lediglich von Weitem gesehen. Aber in Aeschbachers Dossier lagen die Polizeifotos. Denen glich er frappant.
»Jetzt treten Sie fünf Schritte zurück. Ich will Sie laut zählen hören.«
Einen Moment sah er irritiert aus. Dann zählte er langsam auf fünf und machte bei jeder Zahl einen Schritt rückwärts. Er hatte eine sonore Stimme und einen starken slawischen Akzent.
Als er still stand, deutete Johanna auf den Boden. »Waffe und Umschlag auf den Boden! Langsam!«
Vorsichtig ging er in die Knie und legte beides ab. Dabei ließ er sie keinen Herzschlag lang aus den Augen.
»Nochmals fünf Schritte!«
Langsam schritt er rückwärts. Immer laut zählend. Endlich schien ihr die Distanz einigermaßen sicher zu sein.
»Jetzt legen Sie sich auf den Boden!«
Der Blick des Kroaten war ausdruckslos. Ihr war, als würde er seine Chancen kalkulieren. Er machte keine Bewegung. Johanna zielte auf seine Brust. Ruhig atmend suchte sie den Druckpunkt.
Endlich legte er sich hin.
Nachdem er sich ausgestreckt hatte, ging Johanna behutsam zu dem anderen Mann am Boden. Ihre Waffe unentwegt auf den Kroaten gerichtet. Hüglis Angestellter hatte eine blutende Wunde am Hinterkopf. Unter der blauen Arbeitsjacke entdeckte sie eine Ausbuchtung über dem Gesäß. Instinktiv wollte sie sich bücken. Im letzten Moment überlegte sie es sich anders. Da stöhnte der Mann plötzlich auf. Einen Wimpernschlag lang ließ sie den Kroaten aus den Augen. Als sie wieder hinsah, war er auf den Beinen.
Seine Bewegungen sah und hörte sie kaum. Den Schlag hingegen fühlte sie kommen. Hart erwischte er sie am Kinn. Ihre Dienstwaffe flog in weitem Bogen in Richtung Tür. Johanna landete auf allen vieren neben dem Mann am Boden.
Der Kroate hatte die Wahl zwischen Waffe und Briefumschlag hinter sich und dem Ausgang vor sich. Er entschied sich für seine Utensilien.
Johanna griff unter die Jacke des Reinigungsangestellten. Er trug einen kurzläufigen Revolver bei sich. Der Kroate hob gerade seine Pistole auf. Johanna drückte ab. Die Kammer war leer. Der andere machte einen Satz auf die Seite. Sie drückte ein zweites Mal ab. Diesmal knallte es.
Der Kroate schrie auf
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