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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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Einflugschneise.«
    Diese Anspielung war ein Volltreffer. Einige der Kollegen im Raum grinsten, andere machten grimmige Gesichter. Viele Polizisten hatten in den letzten Jahren Häuser südlich des Flughafens gekauft. Mit den neu eingeführten Südanflügen flogen nun plötzlich Jets über ihr Dach. Der Widerstand gegen die Einflugschneise war laut und energisch. Auf einmal sah man im Fernsehen Polizisten demonstrieren. Wer kein Schneiser war, galt als Kameradenschwein.
    »Die interessanteste Information zu diesem Siegel habe ich aus den USA erhalten.«
    Die Aufmerksamkeit stieg wieder. Wahrscheinlich fragten sich einige, ob Krähenbühl Englisch verstand.
    »Aufgrund der Beschaffenheit und des Alters des Siegels dürfen wir annehmen, dass es aus New York in die Schweiz eingeführt worden ist.«
    Johanna fühlte einen Stich in ihrer Brust.
    »New York ist eine wichtige Drehscheibe des illegalen Kunsthandels. Die amerikanischen Behörden gehen davon aus, dass eine bestimmte Menge besonders wertvoller Siegel vom Irak in die USA geschafft worden ist. Es wurden nämlich verschiedene ähnliche Siegel sichergestellt. Sowohl in New York als auch anderswo.« Hans-Ruedi Krähenbühl machte eine kurze Pause und nahm dann Anlauf für die Fortsetzung seiner Ausführungen.
    Hastig fiel ihm von Kranach ins Wort. »Danke für die ausführlichen Informationen, Haru. Wir müssen herausfinden, wie das Teil nach Zürich gebracht worden ist und von wem.«
    Wieder dieser Stich in Johannas Brust.
    Von Kranach schaute auf die Uhr. »Von mir aus können wir den allgemeinen Teil beenden. Wann erhalte ich den Spurensicherungsbericht, Edgar?«
    Der Angesprochene seufzte. »Morgen Mittag?«
    Von Kranach schnitt eine Grimasse. »Hast du kein besseres Angebot für mich?«
    Ein noch größerer Seufzer folgte. »Zehn Uhr ist mein letztes Wort.«
    »Gekauft!«
    Aeschbacher und seine Leute waren bereits aufgestanden. Der Staatsanwalt gesellte sich zu ihnen.
    Von Kranach winkte Johanna und Sebastian Schürch zu sich. »Der Journalist liegt im Spital.«
    »O Gott. Bogdanows Killer?« Johanna hatte Metzger völlig vergessen.
    »Sieht so aus. Aber es ist nichts Lebensgefährliches.«
    »Und seine Tochter?«
    »Davon weiß ich nichts. Gehst du zu ihm und fragst ihn, was passiert ist, Jo? Wenn möglich heute noch. Eine formelle Aussage nehmen wir erst auf, wenn es die Ärzte erlauben.«
    Johanna nickte.
    Dann schaute von Kranach beide an. »Morgen früh kümmert ihr euch um Stämpfli. Von jetzt an arbeiten wir nur noch zu zweit. Die Sache ist zu heiß geworden. Ihr rauft euch zusammen, klar?«
    Schürch nickte, Johanna zögerte. Von Kranach schaute sie scharf an.
    »Das geht nicht, Kev.«
    Sebastian Schürch zuckte zusammen. Von Kranach spießte sie mit seinen Augen auf.
    »Wenn ich nicht allein zu ihm gehe, wird Bernhard Stämpfli nichts sagen. Es ist völlig wurst, wer mitkommt. Es funktioniert einfach nicht zu zweit. Tut mir leid.«
    Von Kranachs Blick wurde eine Spur verständnisvoller. »Dann gibt Sebi dir Rückendeckung. Aber ganz allein wird nicht gearbeitet.«
    Johanna nickte. »Damit habe ich kein Problem.«
    Von Kranachs Miene hellte sich auf. »Nehmt ihr einen Kaffee?«
    »Sicher, Kev.« Sebastian Schürch lächelte das erste Mal seit Langem.
    Johanna folgte den beiden. Sie glaubte nicht wirklich an den Beginn einer wunderbaren Freundschaft.

29.
    »O Gott, das Unglücksweib!«
    Martin Metzger sah elend aus. Die Hände waren einbandagiert. Die Unterarme ruhten in Metallschienen. Diese waren auf beiden Seiten des Bettes befestigt. Zudem hing er am Tropf.
    Er lächelte bitter, als Johanna di Napoli an sein Bett trat. »Nach deinem letzten Besuch hat man mir die Hände verbrüht. Werde ich heute Abend in einen Topf geworfen und gekocht?«
    Johanna deutete auf den Verband. »Ist es schlimm?«
    Er nickte.
    »Tut es weh?«
    Metzger nickte abermals.
    Sie holte ihr Geschenk aus der Tasche. »Soll ich es für dich aufmachen?«
    Wieder das Kopfzeichen.
    »Hat es dir die Sprache mit verbrannt?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich beiße auf die Zähne. Mein Stolz gestattet es mir nicht, in deiner Gegenwart in Tränen auszubrechen und Schreikrämpfe zu kriegen.«
    Sie blickte ihn an.
    Er blieb vollkommen ernst.
    Das Verpackungspapier legte sie beiseite. Dann zeigte sie ihm das Geschenk. »Ein Hörbuch. Moby Dick. Ich dachte, das passt zu dir.«
    »Weil ich ein fetter Fisch bin? Oder ein böser, alter Mann wie Ahab?«
    Sie grinste. »Weil du mir wie ein kleiner

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