Die Stunde Der Toechter
zärtlich behandelte, dauerte es eine Ewigkeit, bis sie alle verstaut waren.
Johanna di Napoli wartete in der Schlange vor der Kasse. Sie hatte es eilig. In ihrem Korb lagen eine Flasche biologischer Blutorangensaft, ein Schinken-Eier-Sandwich und zwei Becher Eiscreme. Ihr Auto stand vor dem Supermarkt im Parkverbot. Außerdem warteten zwei Beamte auf ihre Ablösung. Johanna di Napoli und Erich Müller bildeten ein Observationsteam. Alexander Bogdanow war seit gestern Abend verschwunden. Zwei von Imbodens Männern hatten ihn verloren, was von Kranach abermals zu einem Wutanfall verleitet hatte. Zu Johannas Beruhigung und Lukas Imbodens Ungemach.
Einen Verschollenen wiederzufinden war aufwendiger, als jemanden zu observieren. Darum hatte von Kranach Erich und Johanna auf die Straße geschickt. Äußerst widerwillig allerdings, denn dadurch blieben andere Ermittlungsarbeiten liegen.
Das Auto der Kollegen stand auf einem öffentlichen Parkplatz schräg gegenüber von Bogdanows Haustür. Kein schlechter Platz für eine Observation. Die Einfahrt der Tiefgarage lag ebenfalls in ihrem Blickfeld. Allerdings besaß der Häuserblock eine Tür in den Hof. Diese konnte man von hier aus nicht überwachen. Aber damit mussten sie leben, solange sie nicht mehr Leute zur Verfügung hatten.
Noch war der Fall nicht heiß genug. Obschon der Zeitungsartikel Wallung hineingebracht hatte. Nicht nur in Kevins Gemüt. Von Kranach hatte bei der Kommandantin antraben müssen. Medienkontakte waren ihr vorbehalten. Um den Fauxpas geradezubiegen, brauchte er gute Argumente. Das beste hatte Aeschbacher geliefert. Auf seinen Rat hin hatte Kevin der Kommandantin vorgeschlagen, die Ermittlung als Beleg für die fabelhafte Zusammenarbeit zwischen Stadt- und Kantonspolizei darzustellen. Das hatte sie geschluckt. Derzeit arbeiteten die Pressechefs der beiden Polizeikorps an einer Medieninformation.
Johanna parkte rechts neben dem Wagen und stieg aus. Sie ging zur Fahrerseite des Observationsfahrzeuges hinüber. Eine Frau mit glatten blonden Haaren und Stirnfransen kurbelte das Fenster herunter. Neben ihr saß ein älterer Beamter mit Spitzbart. Johanna kannte beide nur flüchtig.
Die Blonde grinste. »Man merkt, dass du nie Streife gefahren bist.« Die Frau deutete mit dem Kopf auf das leere Parkfeld zu ihrer Linken. »Streifenpolizisten parkieren Fahrertür zu Fahrertür. So kann man sitzend schwatzen. Es braucht aber etwas Übung.«
Johanna hob schuldbewusst ihre Hände. »Kann nichts dafür, bin eine Quotenfrau.«
Grinsend reichte sie den beiden Kollegen das Eis. Überrascht bedankten sie sich.
Der Beamte deutet mit dem Kopf zum Haus hinüber. »Das Vögelchen ist nicht im Nest. Jedenfalls nicht in seinem eigenen.«
Johanna folgte seinem Blick. »Bist du sicher?«
Er nickte. »Vor einer halben Stunde habe ich geläutet. Es hat niemand geantwortet.«
Die Frau startete den Motor. »Die Chancen, ihn im Büro zu erwischen, sind um einiges größer.«
Johanna klopfte auf das Autodach. Das Blech war heiß. »Wo ist denn eigentlich Müller? Hat er sich nicht gemeldet?«
Die Blonde verneinte und fuhr mit einer beachtlichen Geschwindigkeit aus der Parklücke.
»Bei einer möglichen Untersuchung wegen Nichtbeherrschen des Fahrzeuges könnte ich dich übrigens beraten.«
Das hörte die Kollegin nicht mehr. Sie hatte die Lautstärke der Stereoanlage hochgeschraubt. Mundartpop.
Johanna ging zu ihrem Wagen und stieg ein. Sie versuchte Müller zu erreichen. Sein Mobiltelefon war ausgeschaltet. Also legte sie das ihre ebenfalls beiseite und frühstückte. Das Sandwich mundete hervorragend. Aus der Saftflasche spritzten ihr Vitamine entgegen. Nur den Kaffee hatte sie vergessen. Dafür war sie mit Tabak ausgerüstet. Auf dem Beifahrersitz lagen drei Päckchen.
Im Hauseingang herrschte reger Betrieb. Erwachsene eilten zur Arbeit. Kinder wurden in die Krippe gebracht. Jugendliche schlenderten lässig zu ihren wartenden Freunden. Mit geheimnisvollen Handbewegungen begrüßten sie sich. Dabei rauchten sie mehr als Köbi und Johanna zusammen.
Nach anderthalb Stunden rief Erich an und teilte ihr mit, dass er in einer halben Stunde vor Ort sein würde. Er klang gestresst. Seine Frau lag mit einer Brustentzündung im Spital. Am frühen Morgen hatte er sie zusammen mit dem Neugeborenen in den Notfall gebracht. Dort war er immer noch. Johanna wies ihn an, auf jeden Fall bei Frau und Kind zu bleiben. Er schien sich nicht recht zu getrauen.
»Ich werde es Kev
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