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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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Junge vorkommst, der gerne Abenteuergeschichten hört.« Sie zog einen Stuhl herbei und setzte sich neben das Bett. »Hättest du lieber Blumen gehabt?«
    Metzger deutete mit dem Kopf auf das Tischchen neben dem Bett. Dort standen drei riesige Sträuße. »Eigentlich müsstest du mir Blumen schenken. Alle mit schlechtem Gewissen bringen einem Heuchlerstauden mit. Der Chef, meine Ex, Hügli.«
    »Hügli hat dir Blumen gebracht?«
    Er verneinte. »Bringen lassen. Von einer entzückenden jungen Dame.«
    Johanna lachte. »Das passt. Hat sie bei der Übergabe einen Strip hingelegt? Vielleicht einen Tabledance auf dem Spitalstuhl?«
    In gekünstelter Empörung schüttelte Metzger den Kopf. »Du denkst immer nur an das eine.«
    »Bei Hügli schon.«
    »Es war jemand aus dem Blumengeschäft. Nicht mehr ganz und gar jung, wenn ich richtig überlege. Aber es tut gut, dich eifersüchtig zu sehen.«
    Johanna verdrehte die Augen. »Träum weiter.«
    »Dazu müsstest du mehr Morphium bestellen. Der Knopf ist da vorne.« Metzger gluckste und verzog sogleich das Gesicht zu einer Grimasse. »Es waren zwei.«
    »Wie bitte?«
    »Darum bist du gekommen, oder? Um zu wissen, was geschehen ist. Also sag ich es dir. Es waren zwei.«
    Johanna war überrascht. »Ja, sicher. Schließlich bin ich Polizistin.« Sie nahm ihren Block und einen Stift aus der Tasche. »Hatte einer einen Verband an der linken Hand?«
    Metzger nickte. »Ja, genau. Und eine schwule Haarfarbe. Der andere hatte eine Glatze und war fett. Zwei Balkanisten, würde ich sagen.«
    Johanna blickte von ihrem Papier auf. »Haben sie was gesprochen?«
    »Sie haben es zumindest versucht. Des Deutschen sind sie nicht so mächtig. ›Arschloch‹ beherrschen sie ganz gut. ›Schwule Sau‹ konnten sie auch mehrmals fehlerfrei sagen. Dabei bin nicht ich derjenige, der sich die Haare färbt.« Er schaute sie traurig an. »Ich war am Schreiben. Diese Irakstory ist spannend. Da hängt vieles dran. Plötzlich stehen die beiden in meiner Wohnung. Kein Klingeln, kein Klopfen. Einfach rein in die gute Stube. Sobald ich hier raus bin, werde ich ein ordentliches Schloss montieren.«
    Plötzlich kam Johanna Metzgers Tochter in den Sinn. »Sophie?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sie war an diese Abend bei ihrer Mutter. Glücklicherweise.« Auf einmal hatte er wässrige Augen. »Als Erstes haben sie mich zu Boden geschlagen. Dann haben sie ein bisschen auf mich eingetreten. Zum Aufwärmen. Wenn du willst, zeige ich dir die blauen Flecken.« Er grinste schräg. »Dann ist der Fettsack in die Küche gegangen und hat Wasser aufgesetzt. Ja, und als es richtig gebrodelt hat, haben sie mir die Hände hineingesteckt. Als meine Finger gar waren, hat der mit den gefärbten Haaren ›fertig schreiben‹ gesagt. Oder so was Ähnliches. Ich habe es nicht so gut gehört. Meine Schreie waren zu laut.« Metzger schaute sie trotzig an. »Damit ich aufhöre zu schreiben, müssten sie mir die Hände schon abhacken, die verdammten Säcke.« Plötzlich stockte er. »Du meinst, das würden sie tun?«
    Johanna blickte ihn ernsthaft an.
    »Aber hallo. Wir sind hier in Zürich. Nicht in Neapel!«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, wie ernst es ist, Martin. Aber die scherzen ganz bestimmt nicht. Jetzt werd erst mal wieder gesund. Vielleicht haben wir sie bis dahin geschnappt.«
    »Ha!« Metzger lachte bitter. »Bevor ich der Polizei vertraue, werde ich Wahrsager mit eigener Fernsehshow. Dazu braucht man die Hände nicht unbedingt. Das kann man sogar ohne Hirn machen.« Er wurde wieder ernst. »Worum geht es bei der ganzen Scheiße eigentlich, Johanna?«
    Sie zögerte mit der Antwort. »Kannst du das für dich behalten? Es ist absolut vertraulich. Wir stecken mitten in einem Fall.«
    Er nickte.
    »Wirklich, Martin. Ich muss dir vertrauen können.«
    »Ja, ich behalte es für mich. Schieß schon los! Dann weiß ich wenigstens, wofür ich meine zarte Haut verloren habe.«
    Johanna stand auf und legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Hügli hat dich benutzt, Martin. Er wollte Bogdanow als Kriminellen outen. Und er wollte ihn auf das Radar der Polizei bringen. Dabei hast du ihm geholfen. Dies wiederum hat dir Bogdanow heimgezahlt. So funktioniert dieses Geschäft.« Sie setzte sich wieder. »Es ist Krieg. Bogdanow greift Hügli an. Dieser verteidigt sich.«
    Metzger schwieg lange. »Ich bin ein saublöder Bauer in einem beschissenen Schachspiel zweier aufgeblasener Arschlöcher? Ist es das, was du mir sagen

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