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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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willst?«
    »Schau, Martin. Ich weiß nicht, warum du dich mit Hügli eingelassen hast. Er ist ein Verbrecher. Er benutzt und missbraucht Leute zu seinem eigenen Nutzen. Damit hört er erst auf, wenn er tot ist. Oder im Gefängnis.«
    Martin Metzger schaute aus dem Fenster hinaus.
    Nach einigen Minuten stand Johanna auf. »Du wirst eine formelle Aussage machen müssen, wenn es dir besser geht.«
    Schon lag wieder Schalk in seinen Augen. »Es ist ein ungeheures Unglück, dass wir nie miteinander geschlafen haben, di Napoli.«
    Sie lachte. »Es ist vor allem eine Katastrophe, dass die gesamte Stadtpolizei Zürich vom Gegenteil überzeugt ist.«
    Metzger grölte. »Diese eifersüchtigen Lustmolche!« Er versuchte, eine Bewegung zu machen, und schaute verärgert auf seine fixierten Arme. Dann zeigte er sein zuckersüßestes Lächeln. »Zahl es ihnen heim, Johanna. Küss mich!«
    Sie grinste und ergriff ihre Tasche. Dann ging sie zum Bett und küsste ihn. »Das ist ein Abschiedskuss, Martin. Gute Besserung!«
    Sie verließ zum dritten Mal innerhalb zweier Wochen ein Spital. Draußen wartete Camenzind in seinem protzigen Wagen. Die Stereoanlage war von Weitem zu hören.

Salome
    Ich bin einmal so tief in Blut gestiegen,
    Daß, wollt’ ich nun im Waten stille stehn,
    Rückkehr so schwierig wär’, als durch zu gehn.
     
    Macbeth, in: William Shakespeare, Macbeth, dritter Aufzug, vierte Szene
    30.
    Ein riesiger Raum so groß wie der Ozean dreht sich um das Mädchen in der Mitte eines hölzernen Riesenrades mit einer einzigen Speiche die ein gigantischer Tisch ist wie der eines Rittersaales wo sich ehrbare Bürger in Wahrheit armselige Krämerseelen über den Rehpfeffer hermachen und regieren dass es ein Graus ist und zuoberst am Tisch der Vater mit aufgedunsenem Gesicht eine Mischung zwischen Regent und Narr mit dem Ranzen über dem Hosenbund und dem Schwanz darunter mit dem er Frauen vögelt in einem Bett das viel zu schmal ist für seinen Bauch aber es ist Sonntagmorgen sie kann sich nicht bewegen vor Angst und denkt an den Jahrmarkt und das Karussell auf dem Helvetiaplatz das sich dreht und dreht und der Vater wird mit jeder Runde breiter und sein Gesicht ist aufgeblasen wie ein Ballon doch er zerplatzt nicht sondern lacht und sollte doch explodieren und die Augen sollten hervortreten und die Nasenlöcher sollten sich weiten und Schleim sollte aus dem Mund tropfen und der Kopf müsste zerbersten und das Hirn auf den Boden spritzen aber nein viel zu lieb streckt er die Hand aus nach dem Mädchen dessen Haar zu Zöpfen geflochten ist die sie hasst weil es schmerzt wenn die Mutter sie flicht und kämmt und straff zieht bis die Kopfhaut abblättert und die dargebotene Handfläche ist fein gezeichnet vom Regieren und führt über einen endlosen Arm zum Kopf der viel zu groß ist und der dünne Mund viel zu weich und es ergießt sich Schleim aus ihm der über den Tisch fließt und die Stadt auffüllt und die Krämer ersäuft und die Frau zu der das Mädchen geworden ist aus dem Schlaf aufschreckt.
    Es war dunkel und laut. Nach einer Weile realisierte sie, dass es regnete. Hart fielen die Tropfen auf die Dachfenster. In dem Raum war es kühl. Sie fröstelte und zog das Bettlaken über sich. Es war triefend nass. Sie selbst ebenfalls. Deshalb stand sie rasch auf und holte den Morgenmantel aus dem Badezimmer. Danach schloss sie die Fenster. Das Regenwasser an den Glasscheiben verzerrte die Lichter der Stadt unter ihr.
    Der Wecker lag umgedreht auf dem Boden. Sie hob ihn auf. Es war kurz nach vier Uhr. Aus der Küche holte sie ein Glas Wasser. Anschließend setzte sie sich in den Sessel vor der Fensterfront und schaute dem Regen zu.
    Irgendwann einmal klingelte das Telefon. Sie fand es neben einer Fruchtschale, als es gerade stumm geworden war. Kurz darauf ging es abermals los. Sie hob ab.
    »Ihre Botschaft ist nicht angekommen!«
    Es war Bogdanow. Er klang wütend.
    »Zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage wollten Sie etwas in meiner Wohnung deponieren, Salome. Was auch immer es war, die Polizei hat es. Ich nehme an, dass mir dies nicht zum Vorteil gereichen wird.«
    Seine Stimme zitterte. Vielleicht stand er doch näher am Abgrund als sie.
    »Jeder unfreundliche Akt Ihrerseits erhöht den Preis unsererseits. Das ist Ihnen hoffentlich klar. Ich will Stämpfli voll und ganz und lebend und ich will den Kopf Ihres Vaters ohne den fetten Rest. Ihre Frist verkürzt sich auf nächsten Mittwochabend.«
    Er hatte aufgelegt. Seine

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