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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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Johanna auf. »Verstanden, Chef.«
    Sie packte das Bild und ging.
    Zufrieden strahlend brachte Charlie Brunner Ordnung auf seinen Tisch.
    41.
    »Wo steckt das Zeug bloß?«
    Es war das erste Mal, dass ihr Vater Angst hatte. Versteckt unter seiner rüden Fassade.
    »Hast du wirklich an alles gedacht?«, hakte sie nach.
    Fluchend ließ Hügli den Motor aufheulen. Er preschte rechts an einer Autokolonne vorbei und reihte sich danach wieder in den Pendlerverkehr nach Zürich ein. Er hatte seine Tochter am Flughafen abgeholt. In seinem alten Pontiac Firebird. In meinen letzten Tagen will ich Spaß haben, hatte er gescherzt, als sie zum Parkplatz gegangen waren. In der Morgensonne verbrannte sein Humor jedoch schneller als das Benzin in dem Achtzylindergetriebe.
    »Wir haben jede verdammte Bude auseinandergenommen, in welche Stämpfli jemals einen Schritt gesetzt hat. Glaub mir, Salome. Die Polizei wird mit Einbruchsanzeigen überhäuft.« Er hupte wild. »Ich kenne Bernhard lange genug. Im Lauf der Zeit haben wir tausend Mal das Lager gewechselt. Wir haben jedes einzelne durchsucht. Jedenfalls jene, die es noch gibt. Es wird Prozesse geben deswegen. Wenn man so viele Häuser in so kurzer Zeit knackt, geht es nicht ohne Fehler.« Er schaute seine Tochter an.
    Diese zuckte mit den Achseln. »Damit müssen wir leben. Was hast du für Leute angeheuert?«
    Hügli fluchte. »Die, die ich kriegen konnte. Wenn man so schnell eine so große Mannschaft zusammentreiben muss, hat man immer einige drogenabhängige Jammerlappen dabei. Das ist nicht zu verhindern. Immerhin kennen nur ganz wenige den Auftraggeber. Ich selbst habe mich zurückgehalten. Mir hing ein Fahnder am Arsch. Das kam mir sehr gelegen. Ich bin immer dort hingegangen, wo die Polizei gerade nicht sein sollte. Heute Morgen habe ich die Flasche abgehängt. Der Typ ging mir auf den Sack. Außerdem musste ich wieder mal ordentlich auf das Pedal drücken.«
    Salome Hügli blickte die Fahrzeuge zu ihrer rechten Seite an. In den Wagen saßen Männer mit Krawatte und genervten Gesichtern. »Was ist mit seiner Familie?«
    Werner Hügli pfiff leise durch die Lippen. »Ich habe schon daran gedacht, seine Tochter zu entführen. Das bricht ihm das Herz. Für sie legt er seinen Hals freiwillig auf das Schafott.«
    Seine Tochter rieb sich die Augen. Sie hatte kaum geschlafen. »Ich wollte eigentlich fragen, ob sein Versteck etwas mit der Familie zu tun hat. Aber das mit der Tochter ist eine Möglichkeit. Weißt du, wo sie ist?«
    Hügli schüttelte den Kopf. »Sie ist in Zürich. Ein paar Idioten haben sie in Bernhards Büro angetroffen, aber gehen lassen. Diese beschissenen Arschlöcher hatten die Hosen voll.« Er fuchtelte mit der rechten Hand in der Luft herum. »Von Entführung hast du nichts gesagt, habe ich zur Antwort gekriegt. Wenn ich nicht jeden einzelnen Mann brauchen würde, hinge jetzt mindestens einer im Kühlraum.« Er holte kurz Luft. »Aber wir finden sie, wenn es sein muss.«
    Salome Hügli beobachtete einen Motorradfahrer, der sich durch das Gedränge zwängte. »Wir müssen mehrere Optionen gleichzeitig verfolgen. Uns rennt die Zeit davon.« Sie überlegte. »Stämpfli ist aus dem Emmental, oder?«
    Ihr Vater nickte. »Aus Burgdorf. Sein Alter war der Dorfkönig. Bernhard hat kein gutes Verhältnis zu seiner Verwandtschaft. Er war das schwarze Schaf in der Herde.«
    Seine Tochter blickte ihn scharf an. »Eben!«
    Ihr Vater schien nicht zu verstehen.
    »Überleg mal. Wenn du etwas vor einem Freund verstecken musst. Vor jemandem, der dich gut kennt. Wo tust du es dann hin? Doch wohl dort, wo dein Kumpel nie und nimmer suchen würde!«
    Hügli schaute sie skeptisch an. »Das klingt einleuchtend. Ich glaube aber trotzdem nicht, dass jemand aus seiner Verwandtschaft heiße Geschäftsunterlagen für ihn bunkert. Das sind gut gelagerte Landeier, Salome. Die haben viel zu verlieren und riskieren nichts. Schon gar nicht für einen Gauner wie Bernhard.«
    Seine Tochter zuckte mit den Schultern. »Vielleicht wissen sie nicht genau, was er ihnen gegeben hat. Oder er hat es irgendwo in Burgdorf deponiert, ohne jemanden einzuweihen.« Sie öffnete ihre Handtasche. »Weißt du was, Pa? Du suchst Stämpflis Tochter. Ich kümmere mich um Burgdorf.« Sie holte ihr Handy heraus und suchte im Speicher nach einer Telefonnummer.
    Hügli nickte. Sein Fahrstil wurde ruhiger.
    42.
    Kevin von Kranach verkürzte die Lagebesprechung, damit Johanna di Napoli ihre Berichte schreiben konnte.

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