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Die Stunde Der Toechter

Titel: Die Stunde Der Toechter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Herzig
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Möglichst unauffällig lehnte sie sich an ein Bücherregal.
    Im Eingang erschien der Butler. »Möchten Sie etwas essen, Madame? Die Mittagszeit ist bereits vorüber. Im Salon ist für Sie aufgedeckt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nur ein Glas Wasser bitte.«
    »Sehr wohl, Madame.« Er verschwand und kam umgehend mit einem Tablett zurück.
    Sie trank das Glas in einem Zug leer. Nachdem sie es dem Butler wieder zurückgegeben hatte, nahm sie ihre Handtasche vom Boden auf. »Ist der Wagen bereit?«
    »Jederzeit, Madame.«
    »In diesem Fall würde ich gerne gehen.«
    Er nickte und brachte sie auf den Hof hinaus. Der Motor lief bereits. Sie stieg ein. Als sie aus dem Park hinaus auf die Straße fuhren, sah sie in der Ferne einen Helikopter davonfliegen. Dahinter preschten die beiden Geländewagen über die Straße.
    Auf Englisch bat sie den Chauffeur, die Musik lauter zu stellen. Sehr laut. Er drehte den Regler nach oben, bis sie ihm ein Zeichen gab. Dann lehnte sie sich zurück und schloss die Augen.
    Im Flughafen drückte sie einem Kind das Geschenk aus dem Zürcher Uhrenladen in die Hand. Seine Mutter stand an einem Zeitungsstand und hatte ihr den Rücken zugedreht. Dann checkte sie ein. Als sie durch den Zoll gegangen war, entspannte sie sich. Sie suchte eine Bar und bestellte Wodka Tonic.
    Erst jetzt dachte Salome Hügli an ihren Vater. Sie schaltete ihr Handy ein. Sicher brannte er darauf zu erfahren, ob er seinen Kopf behalten durfte.
    39.
    »Hast du gewusst, dass Tamara schmuggelt? Für ihren Vater?«
    Claudia Escher seufzte und schenkte Tee nach. Tamara schlief. Zu dritt waren sie schwimmen gegangen. Sie hatten ein Boot gemietet und waren auf den See hinausgefahren. Nun saßen sie auf der Terrasse von Claudias Wohnung am Zürichberg. Im Garten unter ihnen stand ein Apfelbaum. Ringsherum rauchten die Grills.
    »Nicht direkt. Aber es erstaunt mich nicht. Bernhard hat mich heute Morgen angerufen und mir von eurem Streit erzählt. Er macht sich Sorgen um Tamara. Er denkt, dass du ihr schaden könntest. Weil du Polizistin bist.«
    Wieder fuhr Johanna die Wut des Abends zuvor in den Bauch. »Dieser verlogene Schweinehund! Auf die Idee, dass er ihr schadet, weil er ein Dieb ist, kommt er nicht! Nie im Leben! Ganz der fürsorgliche Vater, der er ist.«
    Claudia lachte. »Hast du ihn wirklich gezwungen, dich mitten auf der Autobahn abzusetzen? Mit vorgehaltener Waffe?«
    Johanna nickte. Sie musste ebenfalls grinsen, als sie an Stämpflis verdattertes Gesicht dachte. »An einer Tankstelle. Die Leute haben geglaubt, ich sei eine Nutte, die von einem Freier ausgeladen worden war.« Vorsichtig nippte sie an Johannas Tee. Er war heiß und stark. »Ich habe es keine Minute länger mit ihm ausgehalten. Physisch, meine ich. Ich musste raus aus diesem verdammten Auto.« Während des Redens bildete sich Gänsehaut auf ihrem Arm. Sie hielt ihn Claudia hin. »Siehst du? Es fängt schon an, wenn ich nur daran denke.«
    Nachdenklich fuhr ihr Claudia über den Arm. »Das kenne ich, glaub mir. Ich war mit ihm verheiratet.« Sie nahm Johannas Hand in die ihre. »Was machst du jetzt? Wegen Tamara, meine ich. Zeigst du sie an?«
    Johanna zog die Hand zurück. »Bist du wahnsinnig? Ich halte sie so lange aus der Sache raus, wie ich kann. Doch wenn Beweise auftauchen, kann ich nichts mehr tun. Vor allen Dingen wäre es besser, sie bliebe in der Schweiz. In den USA sind die Gesetze strenger. Im Moment noch.«
    Claudia nickte. »Ich werde ihr vorschlagen, bei mir zu bleiben. Sie kann mir in der Galerie helfen.« Skeptisch schaute Tamaras Mutter Johanna an. »Aber ich weiß nicht, ob sie darauf einsteigen wird. Sie ist ein eigenwilliger Mensch.«
    Gedankenversunken führte sie ihre Tasse an die Lippen. Aus der Nähe sah man ihr den Lebenswandel an. Ihre Augen erinnerten an verblichene Schönheit. Ihr Gesicht an erlebtes Desaster.
    »Warum macht sie das überhaupt? Man kann Geld doch auch anders verdienen.«
    Claudia Escher schüttelte den Kopf. »Geld? Hat Bernhard gesagt, es gehe ums Geld?«
    »Er hat angedeutet, dass sie ihre Finanzen nicht im Griff hat. Wegen der Drogen.«
    Claudia lachte bitter. »Die Finanzen muss man nicht im Griff haben, wenn man Stämpfli heißt. Geld ist das geringste von Tamaras Problemen, Johanna. Jetzt sowieso nicht mehr. So wie ich Bernhard kenne, wird er das Erbe seines Vaters direkt an Tamara und die beiden Buben weitergeben. Das werden einige Millionen sein. Man kann ihm viel vorwerfen. Aber nicht, dass er

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