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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Mit der anderen umklammerte er meinen Nacken und führte mich.
    Â»Gehen Sie«, sagte er.
    Ich stolperte. Er bewegte sich zu schnell, doch irgendwie gelang es mir, dass meine Beine mir wieder gehorchten. Wir waren im Freien, außerhalb von D.C. Die Luft war eine Spur frischer. Wo befanden wir uns? Wenn er mir einen Moment Zeit gelassen hätte, hätte ich es vielleicht anhand des Geruchs herausgefunden, der in der Luft lag, doch Leo hatte es eilig.
    Eine Tür ging auf und schloss sich dann wieder hinter uns. Wir hatten ein Gebäude betreten. Hier roch die Luft antiseptisch, krank, nach zu viel Desinfektionsmittel und nicht genug Leben. Der Boden war gekachelt.
    Ich kannte diesen Geruch. Hier war ich schon einmal gewesen. Dies war das NIH Clinical Center.
    Wir fuhren mit dem Aufzug. Ich versuchte nicht nachzudenken, denn Nachdenken flößte mir Angst ein und machte mich wütend. Je mehr Emotionen ich in diesem Augenblick empfand, desto leichter würde die Wölfin sich losreißen können. Der Mond war mittlerweile so nahe.
    Ich lehnte mich von Leo weg; er packte mich fester am Genick. Ich musste atmen, ruhig und gelassen. Mein Mund war ausgetrocknet. Ich schluckte Schreie hinunter.

    Im Keller öffnete sich die Aufzugtür. Leo stieß mich wieder vorwärts. Ich wusste, wie viele Schritte wir zurücklegen würden, ich wusste, durch welche Tür er mich führte. Zwischen den Möbeln in dem Büro hätte ich mich blind zurechtgefunden.
    Im Nebenzimmer konnte ich Leute riechen. Ich sog Luft ein und versuchte sie zu wittern, wie viele es waren, wer.
    Â»Mein Gott, ist das denn wirklich nötig gewesen?«
    Die Stimme kannte ich. Ich kannte sie besser als den Mann, dem sie gehörte. Dr. Paul Flemming.
    Â»Hätten Sie es denn besser hinbekommen?«, fragte Leo ärgerlich. »Sie wollten, dass ich sie herbringe; Sie haben nicht gesagt, wie.«
    Leo rüttelte an den Handschellen, drehte einen Schlüssel um. Schloss sie auf. All meine Muskeln spannten sich an. Zwar hatte er gesagt, dass er mich umbrächte, doch es war mir beinahe gleichgültig. Ich wollte ihm einfach nur wehtun.
    Das brennende Metall fiel von mir ab, doch bevor ich mich umdrehen konnte, stieß er mich vorwärts. Ich musste mich anstrengen, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, doch ich blieb auf den Beinen und riss mir im selben Augenblick den Knebel und die Augenbinde herunter.
    Ich stand in der Werwolfgefängniszelle von Flemmings Labor. Die Wände glitzerten silbern, lasteten auf mir. Die Tür war abgesperrt. Langsam trat ich auf die Wand aus Plexiglas zu. Verlier nicht die Beherrschung , ermahnte ich mich. Ich wollte ihnen als Mensch gegenübertreten, ihnen meine Gedanken mitteilen.
    Flemmings Labor war voller Leute. Wenigstens wirkte es
so. Ich starrte die Szene vor mir lange und eingehend an, weil sie völlig irreal wirkte. Es war einfach nicht zu glauben. Flemming stand mit verschränkten Armen in der Nähe meines Fensters, er hatte den Rücken gekrümmt und wirkte niedergeschlagen. Seine Lippen waren gespitzt, der Blick zu Boden gesenkt. Zu meiner Rechten, in der Nähe der Wand, standen Senator Duke und einer seiner Berater, ein Mann, den ich schon bei der Anhörung gesehen hatte.
    Hinter ihnen befanden sich drei finstere Kerle, die nach Army aussahen: Sie waren ganz in Schwarz gekleidet, bis hinunter zu den Kampfstiefeln, hatten strenge Bürstenschnittfrisuren und trugen Maschinengewehre. Sie starrten mich wütend an. Leo stand direkt vor mir und grinste, als sei dies das Lustigste, was er die ganze Woche über zu Gesicht bekommen hatte.
    Links von mir nahm eine Nachrichtencrew den größten Teil des Bodens ein, auf dem weder Labortische noch Ausrüstung standen. Es sah wie ein richtiges Fernsehstudio aus, mit einer großen Fernsehkamera, einem Kameramann und einem Tontechniker mit einem Mikro an einem Galgen und Kopfhörern. Und Roger Stockton, ohne seinen tragbaren Camcorder. Man hatte ihn befördert. Auf einer Ausrüstungstasche auf dem Boden ganz in meiner Nähe prangte das Logo eines Lokalsenders.
    Stockton starrte mich mit weit aufgerissenen Augen an, wie ein Hase in einer Falle. Er zitterte wie ein Beutetier, als wisse er, dass ich ihn umbrächte, wenn ich derzeit nicht hinter einer abgesperrten Tür festsäße.
    Ich fing zu lachen an, hörte dann jedoch auf, weil die
Übelkeit in meinem Magen loszubrechen drohte. Als

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