Die Stunde Der Vampire
früh, um weitreichende Entscheidungen zu treffen. Doch ich möchte die Mitglieder des Ausschusses bitten, sich noch nicht festzulegen, sondern unvoreingenommen zu bleiben. Ich hoffe sehr, dass die Menschen bei aller Publicity, die dies hier nach sich ziehen wird, nicht vergessen, dass es sich hierbei um Krankheiten handelt, und dass die Amerikaner, die daran leiden, immer noch Amerikaner sind.«
»Vielen Dank, Ms. Norville. Damit ist die Anhörung für
den heutigen Tag beendet. Der Ausschuss hat eine Beratungszeit vor sich. Wir hoffen, dass wir in nicht allzu ferner Zukunft wieder zusammentreten und unsere Abschlusserklärungen bekannt geben können.«
Henderson und Dreschler standen auf und eilten davon, als könnten sie es kaum erwarten, von hier wegzukommen. Duke starrte mich einen Moment lang rachsüchtig an, als sei es meine Schuld, dass er die Kontrolle über seinen eigenen Ausschuss verloren hatte.
Seiâs drum.
Ben legte mir die Hand auf die Schulter. »Das haben Sie gut gemacht. Verschwinden wir.«
»Norville! Kitty Norville! Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen? Wie lange haben Sie dieses Leiden schon? Erzählen Sie uns, wie es dazu gekommen ist â haben Sie einen Angriff überlebt? Würden Sie den Leuten empfehlen, sich mit Silberkugeln zu bewaffnen?«
»Wir geben zu diesem Zeitpunkt keinen Kommentar ab. Danke«, sagte Ben.
Ben versuchte mich so schnell wie möglich nach drauÃen zu bugsieren. Es war eine dieser Szenen, die man schon hundertmal in Nachrichtensendungen gesehen hatte: Leute, die einen Gerichtssaal oder eine Anhörung verlieÃen. Ich hielt den Kopf hoch und versuchte, mir ein gewisses Maà an Würde zu bewahren, doch ich hatte die Augen gesenkt und vermied Blickkontakt zu anderen Leuten. Ben hielt sich dicht in meiner Nähe und schirmte mich teilweise von den Kameras und Reportern ab. Zwar war er kein Werwolf, doch in diesem Moment war er mein Rudel, und ich war dankbar um den Schutz.
»Kitty!«
Beim Klang der vertrauten Stimme blickte ich auf. Jeffrey Miles versuchte, sich durch die Menschenmenge auf mich zuzuschieben. Er musste im hinteren Teil des Saales gesessen haben.
Ich blieb stehen, um ihm Gelegenheit zu geben, uns einzuholen.
Er lächelte nicht. Sein sonst so gelassenes Auftreten war verschwunden. Er wirkte angespannt.
»Was ist los?«, fragte ich.
»Es ist Roger. Er hat sich kurz vor dem Ende der Sitzung Hals über Kopf aus dem Staub gemacht. Er wirkte richtig unruhig.«
Und tatsächlich befand sich Roger Stockton nicht inmitten der Menge, die mir folgte. Eigentlich hatte ich erwartet, dass er mir mit seiner verdammten Kamera vor der Nase herumfuchteln würde.
Ich konnte nicht anders; seine Abwesenheit machte mich nervös. Um diesen Umstand zu verbergen, zuckte ich mit den Schultern. »Vielleicht ist er verabredet gewesen.«
»Ich glaube, er führt etwas im Schilde«, sagte Jeffrey. »Seien Sie vorsichtig, Kitty.«
Ich nickte unsicher. Warum sollte Roger etwas im Schilde führen? Wir waren doch jetzt Kumpel, oder etwa nicht? Jemand schob sich zwischen uns, und die Menschenmenge trug mich fort. Ben lieà seine Hand an meinem Ellbogen, bis wir es ins Freie geschafft hatten.
Bradley wartete mit Alettes Wagen am StraÃenrand.
»Sie sollten sich von ihm zurück zu Ihrem Hotel fahren lassen«, sagte ich.
Ben warf einen Blick über die Schulter zu den Reportern und willigte ein.
Die Wagentüren sperrten das Chaos endlich aus.
»Sie werden sich jetzt Ihren Pelz überziehen, nehme ich an«, sagte Ben.
Mir fiel keine höhnische Erwiderung ein. »Ja.«
»Seien Sie vorsichtig. Ich bin sicher, dass dieser Miles recht hat. Stockton weiÃ, welche Nacht wir heute haben. Wahrscheinlich wird er versuchen, Ihnen zu folgen.«
»Das werden wir nicht zulassen, Sir«, sagte Bradley, der uns im Rückspiegel einen Blick zuwarf.
Ben blickte finster drein. »Nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich einem Lakaien der Dunkelheit nicht so ganz vertraue.«
Ich brachte ihn zum Schweigen. Glücklicherweise befand sich das Hotel ganz in der Nähe. Wir erreichten es, bevor die Diskussion noch tiefer sinken konnte.
Ben stieg aus, beugte sich jedoch noch einmal herein, bevor er die Tür schloss. »Seien Sie einfach vorsichtig. Rufen Sie mich an, wenn Sie wieder da sind.«
Ich nickte. Seine Entschiedenheit verwirrte mich. Er sah alles
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