Die Stunde Der Vampire
Raubtier auf und ab«, sagte er.
Wie ein Wolf in einem Käfig, hin und her an der Vorderseite der Zelle. Mir selbst war es gar nicht aufgefallen.
Ich konnte den Mond nicht sehen. Das war auch nicht nötig. Ein Krampf durchzuckte meinen Körper. Ich sackte
vornüber, umklammerte meinen Bauch, biss die Zähne zusammen und versuchte erfolglos, ein Stöhnen zu unterdrücken.
»Herrgott, was ist los mit ihr?«, sagte der Kameramann.
Flemming runzelte die Stirn. »Sie ist ein Werwolf.«
Ãffentlichkeitsarbeit. Das wurde hier gespielt, ja? Flemming und Duke würden beide Unterstützung für ihre Sache gewinnen, wenn sie ein für alle Mal beweisen konnten, dass es die Monster tatsächlich gab. Die Anhörung hatte das nicht geschafft; das war nur Gerede gewesen. Sie brauchten Filmaufnahmen. Hell ausgeleuchtete, klinisch-nüchterne Filmaufnahmen.
So schnell musste ich den Kampf nicht aufgeben. Es gab einen Ausweg. Ich konnte mich noch ein wenig beherrschen, konnte sie schlagen. Ich atmete durch, gab mir einen Moment lang Zeit mich zu sammeln, meinen Körper zu überreden, Mensch zu bleiben. Bald kannst du raus , sagte ich der Wölfin. Lass mir nur noch etwa eine Stunde.
Sie beruhigte sich. Wir lebten miteinander, indem wir ständig Kompromisse schlossen, meine Wölfin und ich. Sie sah ein, dass die menschliche Hälfte diese Schlacht schlagen musste.
»Roger, kommen Sie her. Ich muss mit Ihnen reden.« Ich stand dicht an der Glaswand, neben dem Schlitz für das Essenstablett. Den anderen kehrte ich den Rücken zu.
»Wieso?« Er lachte nervös. »Sie sehen aus, als würden Sie mich am liebsten umbringen.«
»Das liegt daran, dass ich es am liebsten täte. Aber ich werde es nicht tun. Kommen Sie her.«
Ich musste geklungen haben, als sei es mir ernst, denn
er gehorchte. Langsam kam Stockton näher, als glaube er, ich könnte aus der Zelle entkommen. Das war unmöglich. Da ich an dem Plexiglas lehnte, konnte ich spüren, dass es massiv war. Die Türangeln waren stark â und mit Silber überzogen. Vielleicht könnte ich durchbrechen, doch dazu müsste ich mich die ganze Nacht über dagegenwerfen, und anschlieÃend wäre ich wahrscheinlich in nicht sonderlich guter Verfassung.
Die menschliche Seite sollte sich um die Angelegenheit kümmern.
»Ich habe ein Gegenangebot, Roger. Wie wäre es, wenn Sie die erste live im Fernsehen übertragene Folge der Midnight Hour produzieren?«
Verwirrt legte er die Stirn in Falten. »Was, hier?«
»Jawohl. Sehen Sie, ich weiÃ, dass Duke und Flemming mich hier nicht herauslassen werden. Aber wenn ich schon im Fernsehen lande, möchte ich es zu meinen eigenen Bedingungen tun. Ich bekomme meine Sendung, ich darf mitreden, und Sie kriegen Ihr Filmmaterial. Das wollen Sie doch, oder? Echte Live-Aufnahmen von der Verwandlung eines Werwolfs, in einem hell erleuchteten Labor, keine dunklen Wälder und Nachtsichtkameras, und Sie bekommen einen Sitz in der ersten Reihe. Ich will bloà auch ein wenig Verdienst in Anspruch nehmen. Duke und Flemming bekommen ihre Beweise trotzdem. Alle haben gewonnen. «
»Was, Sie möchten, dass ich eine Telefonleitung lege, Anrufe entgegennehme â¦Â«
»Nein, dafür bleibt uns keine Zeit. Ich will bloà ein Mikro, damit ich zum Publikum sprechen kann. Ein wenig
Ausrüstung, Musik, den Rest mache ich alleine. Mehr will ich gar nicht, bloà ein bisschen Kleinkram, und dass das Ganze als meine Sendung läuft. Was meinen Sie? Sie stehen in meiner Schuld, Stockton.« Das kam als Knurren heraus. Bloà ein bisschen. Ich biss die Zähne zusammen und starrte ihn wütend an â ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich in seinen Augen aussehen musste. Wie ein Werwolf. Er wich zurück.
»Wenn ich bloà hinter Werwolffilmaufnahmen her bin, bekomme ich das so oder so«, sagte er.
Da hatte er natürlich recht. Meine Verhandlungsposition war ziemlich erbärmlich. »Dann sagen Sie mir, was Sie wollen.«
Stockton warf Flemming und Duke, die wie immer unerschütterlich wirkten und die Stirn runzelten, einen Blick zu. Er zögerte, seine Miene war vom Nachdenken wie versteinert. Seine fröhliche, lebhafte Fassade war verschwunden. Dann sagte er: »Ich will immer noch dieses Interview. Ich werde Sie interviewen, und dann können Sie die restliche Ãbertragung lang tun oder sagen, was Sie
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