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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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schien zu fliegen und sprang mit ausgestreckten Armen auf mich zu, drückte mich in den Sitz. Er packte mich an den Händen, zog etwas aus der Tasche, riss meine Arme zurück, und einen Augenblick später hatte er mir die Hände mit Handschellen auf den Rücken gefesselt. Die Handschellen brannten und versengten mir die Haut, als kämen sie direkt aus dem Ofen. Als ich an ihnen zerrte, loderten brennende Schmerzen auf.
    Wer zur Hölle hatte Handschellen aus einer Silberlegierung?
    Leo rollte mich auf den Rücken und setzte sich mit gespreizten
Beinen auf mich, meine Beine unter seinem Körper eingeklemmt. Mit der Hand drückte er mir die Kehle zu. »Seien Sie ein braves kleines Kätzchen, dann wird das hier im Nu vorbei sein. Wenn Sie anfangen, sich zu verwandeln, werde ich Sie umbringen. Verstanden?«
    Er wollte mich nicht wirklich vergewaltigen , oder?
    Als ich mich wand, versengten mir die Handschellen wieder die Haut, und ich winselte auf.
    Â»Oh, armes Kleines.« Er lehnte sich dicht zu mir, sein Atem an meiner Wange. Ich schloss die Augen und wandte das Gesicht ab. Ich konnte das hier durchstehen. Was immer er vorhatte, ich würde es überleben.
    Seine Zähne rieben an meinem Unterkiefer entlang, bevor sich ein Reißzahn in meine Haut grub. Es fühlte sich wie ein Zwicken an.
    Ich schrie auf, bog den Rücken, um mich ihm zu entwinden. Leo oder das Silber waren mir egal, ich wollte bloß weg.
    Er hielt mich zu gut, der Länge nach auf die Rückbank gedrückt, sodass ich meine Arme, die unter meinem Körper eingeklemmt waren, nicht bewegen konnte. Dann richtete er sich lachend auf.
    Â»Herrje, Sie sind ganz aus der Fassung, was? Keine Sorge, so amüsant es auch wäre, hat diese Nacht Ihnen doch etwas anderes zu bieten.«
    Heulen, kratzen, beißen, mich verwandeln, weglaufen …
    Nein. Ich konnte die Wölfin nicht hinauslassen, durfte mich nicht von ihrer Panik überwältigen lassen. Die Selbstbeherrschung nicht verlieren, in meinem Körper bleiben, meinem Menschenkörper. Ich hegte keinerlei Zweifel daran,
dass Leo mich umbrächte, sollte ich mich verwandeln.
    Das erforderte all meine Kraft. Ich hatte noch nicht einmal genug Energie übrig, um ihm zu sagen, er solle sich verpissen.
    Aus seiner Jacketttasche zog er zwei Taschentücher hervor. Mein Atem ging schwer, ich winselte beim Luftholen, vor Panik wie gelähmt. Bradleys Gesicht ruhte mir zugewandt an der Lehne seines Sitzes; seine toten Augen starrten mich an. Tot, leer, hoffnungslos. Ich hätte es kommen sehen müssen, er hätte es kommen sehen müssen, das hier dürfte eigentlich gar nicht passieren …
    Leo stopfte mir ein Tuch in den Mund und knotete es an meinem Hinterkopf zusammen. Das andere band er mir um die Augen.
    Atme, ganz ruhig, bleib in deinem Körper verankert. Verlier nicht die Beherrschung, das hatte T.J. immer gesagt. Braves Mädchen.
    Dieses Mal war T.J. nicht da, um mich zu retten.

Elf
    Die Wagentür ging auf und fiel wieder zu. Dann wurde eine andere Tür geöffnet und wieder geschlossen. Meine Nase und Ohren arbeiteten auf Hochtouren, um den Verlust meines Sehvermögens auszugleichen. Leo hatte die Rückbank verlassen und war auf den Vordersitz zurückgekehrt. Ein Körper bewegte sich. Leo schob Bradleys Leiche aus dem Weg.
    Der Motor lief immer noch, Bradley hatte ihn nicht abgestellt. Leo legte einen Gang ein, und die Limousine fuhr los.
    Ich zählte nicht, wie oft wir abbogen, da es sowieso sinnlos war, weil ich nicht abschätzen konnte, welche Strecken wir jeweils zurücklegten. Wir schienen lange zu fahren. Die Stadt mussten wir längst hinter uns gelassen haben. Wir konnten überallhin unterwegs sein.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als weiterzuatmen und die Hände ruhig zu halten, damit das Silber nicht so sehr brannte.
    Endlich hielten wir an. Wagentüren gingen auf, erst vorne, dann hinten.
    Â»Setzen Sie sich auf«, sagte Leo.
    Ich konnte nicht. Meine Muskeln waren erstarrt. Er packte mich an der Schulter und zerrte mich hoch.
    Â»Raus.«

    Wieder versuchte ich es. Hätte er mir genug Zeit gegeben, hätte ich die unendlich weite Strecke vom Sitz bis nach draußen allein bewältigt. Doch ich war zu langsam für Leo. Er zerrte mich ins Freie, und er war stark genug, mich auf den Beinen zu halten, obwohl ich einfach nur zusammenbrechen wollte. Er packte mich mit einer Hand am Arm.

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