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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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da sie nicht alleine stehen konnte. Gemeinsam fielen wir in den Verschlag. Ich zog die Tür genau in dem Moment zu, als auf der Treppe über unseren Köpfen Schritte erklangen.
    Wir lagen zusammengerollt an einen Stapel mit Gerümpel gelehnt und hielten den Atem an. Nun, jedenfalls ich tat es. Wir starrten die Tür vor uns an, als könnten wir auf diese Weise erkennen, was sich draußen abspielte.
    Schritte durchquerten die Eingangshalle und blieben am Saloneingang stehen. Eine weitere Person folgte.
    Â»Mist«, sagte eine Männerstimme.
    Â»Vielleicht ist sie schon tot«, erklang eine zweite Stimme. »Verbrannt.«
    Â»Da ist keine Asche. Da sollte Asche sein. Ein verbrannter Geruch. Irgendetwas.«

    Â»Hast du je gesehen, wie einer von ihnen Sonnenlicht ausgesetzt worden ist?«
    Nach einer Weile sagte der andere: »Nein.«
    Â»Sieh mal, selbst wenn sie es geschafft hat zu entkommen, ist die Morgendämmerung zu nahe. Sie wird nicht weit kommen – verflucht, sie wird noch nicht einmal das Haus verlassen. Wir sehen einfach nach.«
    Â»Du glaubst doch nicht, dass sie sich vielleicht in eine Fledermaus oder so was verwandelt hat, oder?«
    Â»Ã„hm, nein.«
    Schritte gingen hin und her, bewegten sich in den hinteren Teil des Hauses, kehrten zur Treppe zurück. Der Tür zu dem Stauraum näherten sie sich kein einziges Mal.
    Der Wandschrank maß die ganze Länge der Treppe und verjüngte sich am Ende. Dennoch blieb uns nicht viel Bewegungsfreiheit. In dem matten Licht, das durch den Schlitz unter der Tür strömte, konnte ich sehen, dass der Raum mit Schachteln, Putzzeug wie Besen, Mops und Eimern, alten Babysportwagen, einem Hochstuhl und einem Kleiderständer voller Mänteln vollgestopft war. Wie der Schrank einer ganz normalen Familie. Ich hatte das Gefühl, dass Alette sich, nachdem sie zum Vampir geworden war, an das Modell eines normalen Familienlebens geklammert hatte.
    Ich fragte mich, wie Leo in dieses Bild passte.
    Â»Meine Heldin.« Sie sah mich an und versuchte, ein bitteres Lächeln zustande zu bringen. Dann sackte sie mit einem leisen Stöhnen zurück. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich darauf getippt, dass sie in Ohnmacht gefallen war.

    Ich berührte sie, rüttelte an ihrer Schulter. Alette war kalt, beinahe steif. Vor lauter Panik hätte ich sie beinahe beim Namen gerufen. Ich durfte sie jetzt nicht verlieren.
    Sie fasste sich an die Stirn und wimmerte, ganz wie eine aufgelöste Lady in einem viktorianischen Roman. Wir brauchten ein Sofa, auf dem sie in Ohnmacht fallen konnte.
    Ich zischte ihr so leise wie möglich zu: »Was ist los? Wo liegt das Problem? Es ist die Sonne, nicht wahr? Es ist zu kurz vor dem Morgengrauen …«
    Â»Ich habe mich diese Nacht nicht genährt«, sagte sie.
    Verblüfft starrte ich sie an. Ich hielt einen ausgehungerten Vampir umklammert! Konnte ich etwas Dümmeres tun?
    Â»Wie dem auch sei«, fuhr sie fort und versuchte, sich aufzusetzen. »Leo befindet sich immer noch im Haus. Wir müssen ihn finden, denn ich werde nicht zulassen, dass er alles, was ich hier aufgebaut habe, einfach zerstört.«
    Â»Sie sind überhaupt nicht in der Verfassung, Leo entgegenzutreten«, sagte ich, wobei ich sowohl an ihre verletzten Füße wie auch den Nahrungsmangel dachte.
    Â»Wir können hier nicht den ganzen Tag über eingepfercht bleiben und uns verkriechen.« Alette richtete sich auf und entzog sich meinem Griff. Sie bewegte sich langsam, steif, wie eine alte Frau mit Arthritis. »Ich werde ihm jetzt entgegentreten müssen, wie die Sache auch immer ausgehen mag. Natürlich erwarte ich nicht, dass Sie mich begleiten. Dies ist mein Kampf. Ich bin schließlich diejenige, die Leos wahres Gesicht verkannt hat. Es ist kaum zu
glauben, wir sind nun seit beinahe zweihundert Jahren zusammen, und er führt ausgerechnet jetzt einen Staatsstreich durch.«
    Sie würde es nicht schaffen, nicht in ihrer Verfassung. Ich hatte gesehen, was er mit Bradley angestellt hatte.
    Â»Würde es helfen?« Ich sprach rasch, bevor mich der Mut verließ. »Wenn Sie Blut von mir bekämen, würde es Ihnen helfen?«
    Â»Kitty, wenn Sie da gerade vorschlagen, was ich glaube, dann …«
    Â»Denn ich lasse Sie auf keinen Fall in Ihrer Verfassung alleine da hinaus. Und ohne Verstärkung kann ich es nicht mit Leo aufnehmen. Würde es Ihnen

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