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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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rostiges Stück Metall. Ich sammelte eine Handvoll auf und kletterte wieder das Geländer empor, bis ich mich auf Straßenhöhe befand.
    Ich trat rückwärts auf den Gehsteig, dann auf die verlassene Straße und blickte zu den Fenstern im ersten Stock des Stadthauses hinauf. In der Schule hatte ich nie Sport getrieben. Meine Koordination war quasi nicht vorhanden gewesen. Jetzt war ich mir nicht sicher, ob ich dies tun könnte. Letzten Endes überzeugte mich die Verzweiflung. Ich musste es tun.

    Ich ließ sämtliche Kraft, die meine übernatürliche Wölfin mir gab, in den Wurf fließen. Wirf fest und ziele auf das Fenster, das sich genau über dem Erkerfenster des Salons befindet. Ich stieß ein Ächzen aus, als ich den Stein losließ.
    Er traf die Backsteinmauer und fiel polternd auf den Gehsteig zurück.
    Ich knurrte mich selbst an und versuchte es rasch noch einmal. Es würde mir gar nichts nützen, die Soldaten auf die Veranda vor dem Haus zu locken. Diesmal hob ich das Metallstück hoch und warf.
    Mit einem Klirren, das einem durch Mark und Bein ging, zersplitterte das Fenster. Es klang wie Musik.
    Um ganz sicherzugehen, wandte ich mich nun dem Fenster über der Eingangstür zu und versuchte es erneut. Ich zitterte am ganzen Körper vor Adrenalin, doch mittlerweile hatte ich anscheinend den Dreh heraus. Ich traf das Fenster – das nicht zersplitterte, aber es bekam Sprünge, die sich wie ein Spinnennetz über die Scheibe ausbreiteten.
    Der ganze Plan hing davon ab, dass sie nach oben gingen, um nachzusehen, weshalb die Fenster kaputtgegangen waren. Ich konnte nur hoffen, dass sie nicht aus der Eingangstür treten würden.
    Kamen einem alle Pläne mitten während der Ausführung so idiotisch vor?
    Ich lief zur Eingangstür und machte sie auf. Dann lehnte ich mich über die Schwelle und atmete tief ein, während ich angespannt lauschte. Ich roch Alettes Haus, aber da war noch etwas. Menschen, deren Geruch ich nicht wiedererkannte,
hatten sich darin bewegt. Doch ich konnte nichts hören, kein Atmen, keine Schritte. Außer von oben – es klang, als renne jemand im oberen Stockwerk herum.
    Ich betrat das Haus und schloss die Tür hinter mir.
    Das Haus war dunkel und fühlte sich leer an. Ich konnte kein Atmen hören – doch Vampire atmeten nicht.
    Ich ging durch die Eingangshalle und versuchte, leise zu sein, doch die Gummisohlen meiner Turnschuhe quietschten auf dem Holzboden.
    Das Fenster des Salons ging nach Osten hinaus. Mittlerweile war es im Zimmer beinahe hell. Grau und ausgeblichen, aber dennoch hell. Noch eine halbe Stunde, und die Sonne würde hereinströmen.
    Man hatte die Möbel verrückt, um einen freien Platz auf dem Boden vor dem Fenster zu schaffen. Inmitten dieses Bereichs saß Alette auf einem Stuhl, so weit vom Fenster entfernt, dass ich sie vom Gehsteig aus nicht hatte sehen können. Sie war dem Fenster zugekehrt, als warte sie auf den Sonnenaufgang, als habe sie vor, ihn sich anzusehen. Als habe sie vor zu sterben.
    Â»Alette?«
    Sie rührte sich nicht. Ich trat näher und sah, dass ihre Hände hinter dem Rücken gefesselt waren, an die Stuhlbeine. Ein Seil oder eine Schnur allein hätte nicht ausgereicht, um sie festzubinden; da waren auch Ketten mit Kruzifixen. Ihre Beine waren an die vorderen Stuhlbeine gebunden. Sie war geknebelt.
    Kruzifixe. Leo benötigte sterbliche Menschen, die Alette mit Kruzifixen fesseln konnten, da er selbst nicht in der Lage war, sie zu berühren.

    Â»Alette.« Ich lief zu ihr. Der Teppich in dem Zimmer gab platschende nasse Geräusche von sich. Was war hier passiert?
    Ich zog ihr den Knebel, einen Streifen Baumwolltuch, vom Mund. Er hatte sich an einem Reißzahn verfangen, doch ich bekam ihn los.
    Ihr Blick war wild, verzweifelt, und sie sah mich forschend an. »Kitty, geht es Ihnen auch gut? Was hat man Ihnen angetan?«
    Ich machte mich an den übrigen Fesseln zu schaffen. Zuerst wollte ich die Kruzifixe wegwerfen, doch dann fiel mir ein, dass ich sie vielleicht noch brauchen würde. Ich stopfte sie mir in die Manteltasche. »Bin zu meinem ersten Fernsehauftritt gezwungen worden. Keine Sorge, mir geht es gut. Ich bin unverletzt.« Jedenfalls körperlich …
    Â»Und Bradley – wo ist Bradley?«
    Verdammt. Ich hatte nicht diejenige sein wollen, die es ihr erzählte. Es war ein schrecklicher Gedanke, aber ich

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