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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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geht gar nicht.«
    In ihrer Stimme schwang ein Lächeln mit. »Ich auch.«
    Ich konnte an ihrem Atem einen Hauch von Blut riechen. Mein Blut.
    Sie klang nicht mehr müde und abgekämpft wie gerade eben noch. Mühelos saß sie aufrecht da, und in ihre Augen war ein Funkeln zurückgekehrt. Sie schien kampfbereit zu sein.
    Zwei Paar Schritte stampften durch die Eingangshalle, genau vor unserem Versteck. Alette blickte bei dem Geräusch auf, die Stirn in Falten gelegt. Dann drückte sie gegen die Tür.
    Â»Nein …« Ich streckte die Hand nach Alette aus, griff jedoch ins Leere. Sie war durch die Öffnung geschlüpft, bevor ich sie erwischen konnte.
    Was blieb mir anderes übrig, als ihr zu folgen?
    Draußen in der Eingangshalle stand sie aufrecht auf ihren verletzten Füßen – die allerdings nicht mehr ganz so versehrt wirkten. Die Röte schien nachgelassen zu haben, genau wie ihr Gesicht nun eine gesündere Farbe aufwies und lebendig wirkte.

    Vor ihr hatten zwei in Schwarz gekleidete Soldaten Handfeuerwaffen auf sie gerichtet, hielten die Waffen mit beiden Händen umklammert, die Arme ausgestreckt, und visierten sie über die Läufe hinweg an.
    Â»Das wollen Sie nicht tun«, sagte Alette, deren Stimme wie Honig, Musik, Verführung und Leidenschaft zusammen klang. »Sie möchten Ihre Waffen jetzt niederlegen.«
    Gelassen ließ sie den Blick zwischen den beiden hin-und herschweifen. Alettes Augen konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht sehen. Ich wollte es auch nicht – ihr Blick war eindringlich auf die Soldaten gerichtet. Die Männer schossen nicht, sagten nichts. Einem zitterten die Arme, sodass seine Waffe bebte.
    Â»Ich weiß, dass Sie beide vernünftig sind, meine Herren. Sie haben sich eine Ruhepause verdient. Sie sind sehr entspannt. Sehr ruhig. Gut so.«
    Langsam, wie hypnotisiert, senkten beide Männer die Arme, bis sie locker herunterhingen. Danach blieben sie völlig reglos stehen, ohne dass auch nur ein Muskel gezuckt hätte. Sie zitterten nicht, sie blinzelten nicht. Sie standen wie Statuen da, gefangen von Alettes Blick. Ihr Atem ging langsam und rhythmisch, als schliefen sie, doch ihre Augen waren offen. Der Mund des einen Mannes war ein Stückchen geöffnet. Fast sah es aus, als sabbere er.
    Alette zog ihnen die Waffen aus den Händen und legte sie behutsam in den Wandschrank. Sie schloss die Tür. Die Soldaten ließ sie reglos in der Eingangshalle stehen.
    Wie machten Vampire das?
    Als ich an den Soldaten vorbeischlich, konnte ich kaum glauben, dass sie nicht die Hände ausstrecken und mich
packen würden. Alette ging auf den hinteren Teil der Eingangshalle zu, in Richtung des Korridors, der zur Küche führte. »Leo wird um diese Zeit unten sein.«
    Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. Die Jägerin hatte Witterung aufgenommen.
    Selbstbewusst ging sie den Korridor entlang, der in eine moderne, beeindruckend ausgestattete Küche führte – Arbeitsflächen aus Cromargan, Töpfe, die über einer Kücheninsel hingen. Die Küche schien für die Zubereitung von Staatsbanketten gerüstet zu sein. Ob so etwas tatsächlich schon einmal vorgekommen war? Auszuschließen war es jedenfalls nicht. Alette ließ all das links liegen und hielt auf eine Tür an der gegenüberliegenden Seite, neben dem Kühlschrank, zu.
    Sie hielt inne, die Hand auf dem Türknauf, und legte den Kopf schräg, um zu lauschen. Dies war also der Eingang zum Keller, in dem die Vampire ihre Tage in sicherer Dunkelheit verbrachten. Leo hatte sich vielleicht zu einem Nickerchen hingelegt, weil er sich in Sicherheit wähnte.
    Oder vielleicht wartete er auf uns, mit Maschinengewehren bewaffnet.
    Â»Alette, das ist keine …«
    Sie öffnete die Tür.
    Gesunder Menschenverstand hatte keinen Anteil an ihrer derzeitigen Handlungsmotivation. Rache spielte wahrscheinlich eine große Rolle, zusammen mit einer großzügigen Portion blinder Wut. Sie wartete nicht ab, ob ich ihr folgte oder nicht.
    Ich folgte ihr.
    Das gedämpfte Licht versah die mit Teppich ausgelegten
Treppenstufen von unten mit einem glanzvollen Schein. Alette ging hinunter.
    Das Zimmer im Untergeschoss war genauso viktorianisch eingerichtet wie der Rest des Hauses. Brokattapeten, dicker Teppich, antike Lampen. Es war ein Schlafzimmer. Keine Särge, aber im hinteren Teil standen ein gewaltiges Himmelbett sowie Kommoden

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