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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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müde. Er war genauso lange auf wie ich, die ganze Nacht hindurch. Er hatte seinen Honorarvorschuss doppelt und dreifach verdient.
    Ja, warum eigentlich nicht? Ich wollte jenes Loch, jene sichere Höhle, die mich sicher vor der Welt verbarg, und mein Verlangen danach war enorm. Ich kannte dieses Gefühl; so stark hatte ich es schon seit Jahren nicht mehr verspürt. »Jetzt ist alles bekannt. Jeder hat mich gesehen. Hat alles gesehen. Ich habe nichts übrig, das ist es. Ich … ich habe das Gefühl, vergewaltigt worden zu sein.«
    Er stieß ein ärgerliches Schnauben aus. »Und woher wollen Sie das wissen?«
    Beinahe hätte ich ihm eine Ohrfeige gegeben. Ich musste tief durchatmen, um die Wut wieder hinunterzuschlucken. Wir waren beide müde und sprachen zu direkt. »Die Antwort möchten Sie ganz bestimmt nicht hören, Ben.«
    Er machte ein langes Gesicht. »Sehen Sie einmal, Kitty. Wir werden Anklage erheben. Wir werden wegen des Vorfalls gegen Duke, Flemming, Stockton und jeden sonst prozessieren und ihnen Feuer unter dem Hintern machen. Gegen den ganzen gottverdammten Senat, wenn es sein muss. Und zuallererst erstatten wir Anzeige bei der Polizei. Aber damit das alles passieren kann, dürfen Sie sich nicht verstecken. Diese Menschenmengen werden sich in absehbarer Zeit nicht verziehen, und Sie werden ihnen die Stirn bieten müssen.«
    Ich fing zu weinen an; lautlos rannen mir die Tränen die Wangen hinunter. Sämtliche Ereignisse der letzten vierundzwanzig
Stunden schienen mich auf einen Schlag zu treffen, und der Druck raubte mir den Atem. Als sei ich wieder in der Zelle, und die Silberwände rückten immer näher. Doch er hatte recht. Ich wusste, dass er recht hatte. Ich hatte zu viel überlebt, um jetzt zusammenzubrechen. Also wischte ich die Tränen fort und trank mein Glas Orangensaft.
    Es konnte unmöglich schlimmer sein, als mit einem Vampir zu kämpfen.

Vierzehn
    Ich wollte mich nicht mit dem Verkehr und der Suche nach einem Parkplatz herumärgern, also fuhren Ben und ich mit dem Taxi zu dem Senatsgebäude. Die Menge war so weit angewachsen, dass sie nun die Straße blockierte. Polizisten dirigierten den Verkehr. Sie hatten die Straße abgesperrt und wollten uns nicht durchlassen, bis Ben das Fenster hinunterkurbelte und ein paar Worte mit einem Cop wechselte. Der Mann nickte und rief dann einem Kollegen etwas zu. Die beiden bahnten uns einen Weg durch die Menschenmasse.
    Ich kauerte mich zusammen, verkroch mich in meine Jacke, um mich zu verbergen. Die Leute draußen riefen. Das meiste war unzusammenhängendes Zeug, doch ich konnte jemanden predigen und mit klarer, lauter Stimme die Bibel zitieren hören: Die Zauberinnen sollst du nicht leben lassen.
    Ein Schild blitzte auf, ein Plakat, das jemand über der Menge hin- und herschwenkte: ein vertikales Akronym, bei dem die einzelnen Wörter horizontal ausgeschrieben waren. V.L.A.D.: Vampir-Liga anti Diskriminierung.
    Das war neu!
    Ich schloss die Augen. Es war verrückt. Ich hätte einfach nach Hause fahren sollen. Mom wollte, dass ich nach Hause kam. Ich hatte sie angerufen. Natürlich hatte ich recht
gehabt – sie hatte den Fernseher nicht ausgeschaltet, obwohl ich sie darum gebeten hatte. Doch sie schien die Bilder in Gedanken vollkommen von mir losgelöst zu haben. Als habe sie entschieden, dass das in Wirklichkeit nicht ich sei. Ihr ging es einzig und allein darum, dass ich in Schwierigkeiten steckte, und sie wollte, dass ich nach Hause kam, wo ich in Sicherheit wäre. Wo sie jedenfalls annahm, dass ich in Sicherheit wäre.
    Â»Sehen Sie.« Ben deutete aus dem Wagenfenster auf die Eingangstür des Gebäudes. »Die Polizei überwacht die Menschenmenge. Sie schaffen das schon.«
    Ich schaffte das schon. Sicher. Mit links.
    Das Taxi hielt an, und mein Magen verkrampfte sich.
    Ben bezahlte den Fahrer und meinte zu mir: »Bleiben Sie hier. Ich komme um den Wagen und mache die Tür auf.«
    Ich wartete. Der Fahrer drehte sich nicht wieder nach vorne, sondern sah mich über die Sitzlehne hinweg an. Starrte mich an.
    Gleich würden das noch viele andere Menschen tun. Am besten gewöhnte ich mich schon einmal daran.
    Da sagte er: »Hey – krieg ich ein Autogramm?«
    Ich riss den Mund wie ein Fisch auf. »Echt?«
    Â»Ja, sicher. Sonst glaubt mir das doch keiner!«
    Ich biss mir auf die Lippe. Von jetzt an lief bei mir alles

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