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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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wie ferngesteuert ab. »Haben Sie Zettel und was zum Schreiben?«
    Er holte Papier und Stift von einem dieser Notizblöcke, die man an der Innenseite der Windschutzscheibe befestigen kann. Ich schrieb an der Sitzlehne. Es dauerte eine
Weile, bis mir wieder einfiel, wie man meinen Namen buchstabierte.
    Â»Diese Sendung letzte Nacht, die war echt der Wahnsinn. Hey, vielen herzlichen Dank«, sagte er, als ich ihm den Zettel zurückgab. »Und viel Glück da draußen.«
    Â»Danke«, murmelte ich.
    Ben öffnete die Wagentür.
    Ich blickte empor, und die Menge gab ein Geräusch von sich. Wie eine Lawine ergoss es sich über mich; Beifallsgeschrei und Flüche. Ich erhaschte einen Blick auf zwei Schilder, rasch bekritzelte Pappposter, die von ihren jeweiligen Besitzern wild geschüttelt wurden. Auf dem einen stand: VERBRENNT DIE HEIDEN!
    Auf dem anderen stand: WE ♥ KITTY!
    Herrgott, es würde eigenartig werden.
    Ein abgesperrter Pfad führte vom Bordstein zur Eingangstür. Das hinderte die Leute nicht daran zu versuchen, sich mit ausgestreckten Händen über die Absperrungen zu lehnen und nach mir zu greifen. Ich zwang mich, nicht zurückzuschrecken. Geh aufrecht, das Kinn emporgereckt, Blick nach vorne. Ben hatte mir den Arm um den Rücken gelegt, schob mich vorwärts und benutzte seinen Körper als Schutzschild. Es war wie eine Szene aus einem Film oder einer Krimiserie oder aus dem Gerichtsfernsehen.
    Â»Ich liebe deine Sendung, Kitty!«, schrie jemand zu meiner Rechten.
    Zwar konnte ich nicht sehen, wer es gewesen war, doch ich lächelte in die Richtung. Kameras klickten – an der Tür warteten die Journalisten. Fernsehkameras, Fotoapparate,
ein Dutzend Mikrofone und tragbare Aufnahmegeräte streckten sich mir entgegen.
    Â»Kitty! Kitty Norville! Welche Maßnahmen werden Sie gegen Senator Duke und Dr. Flemming ergreifen? Haben Sie seit letzter Nacht mit dem Senator gesprochen? Was haben Sie vor? Wie wird der Senatsausschuss Ihrer Meinung nach hierauf reagieren? Kitty!«
    Â»Meine Klientin gibt zu diesem Zeitpunkt keinerlei Kommentare ab«, sagte Ben. Zwei Polizeibeamte traten vor und machten einen Pfad zur Tür frei.
    Wenn ich erwartet hatte, dass es im Innern des Gebäudes ruhiger zuginge, hatte ich mich getäuscht. Leute in Anzügen drängten sich in dem Korridor. Sie sahen offiziell aus, schleppten Papiere und Aktentaschen und eilten mit entschlossenen Mienen umher.
    Jeder, der an mir vorüberging, blieb wie angewurzelt stehen, als könne er es im ersten Moment gar nicht glauben.
    Â»Woher kommen all die Leute?«, fragte ich.
    Â»Ich glaube, der halbe Kongress hat sich zu der Sitzung eingefunden. Es ist witzig, denn der Ausschuss verfügt über keine echte Macht. Sie können nur Empfehlungen aussprechen, aber es ist so, als warte jeder auf das Wort Gottes.«
    Meiner Meinung nach warteten die Leute nur auf einen Hinweis, eine Vorstellung, in welche Richtung sie springen sollten: Wenn die Autoritätspersonen beschlossen, ich sei gefährlich, eine Bedrohung für die Gesellschaft, dann konnten die Leute darauf reagieren. Sie wüssten dann, dass es sich zu fürchten galt. Doch wenn entschieden wurde,
ich sei nicht gefährlich – vielleicht würden die Leute es dann gut sein lassen können.
    Â»Danke, dass Sie hier sind, Ben.«
    Er lächelte. »Gern geschehen.«
    Die Zuhörer kamen nur mit einer Einladung in den Sitzungssaal. Ansonsten hätte man es niemals geschafft, alle unterzubringen. Hauptsächlich Reporter und Fernsehkameras drängten sich in dem Saal. Wir kamen zu spät. Die Senatoren saßen schon auf ihren Plätzen hinter ihren gebieterischen Tischen. Senator Duke war nicht anwesend, doch ich erkannte seinen Berater, derjenige von letzter Nacht. Er stand in einer Ecke, ohne auch nur ein einziges Mal in meine Richtung zu blicken.
    Dr. Flemming konnte ich ebenfalls nirgends im Publikum entdecken. Duke, Flemming und Stockton schwänzten also alle. War ich somit die letzte überlebende Spielerin? Bedeutete das, dass ich gewonnen hatte?
    Was genau hatte ich überhaupt gewonnen?
    Jeffrey Miles hatte es ins Publikum geschafft. Er lächelte mir aufmunternd zu, die Daumen in die Höhe gestreckt. Am liebsten hätte ich ihn umarmt, doch er befand sich auf der gegenüberliegenden Seite des Saals.
    Henderson beugte sich dicht über das Mikrofon und räusperte sich.

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