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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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anknurren.
    Vielleicht sollte ich mich bei ihm dafür bedanken, dass er mir das Leben gerettet hatte.
    Ich versteckte mich in einer Ecke des Saales und wählte seine Nummer. Eigentlich erwartete ich, dass es ein paarmal klingeln und ich dann an die Voicemail geraten würde. Doch nach dem ersten Läuten schaltete sich eine elektronische Stimme ein. »Kein Anschluss unter dieser Nummer …«
    Als ich den Blick durch die Menge schweifen ließ, fand ich die Ausschussmitarbeiterin, die die ganze Woche über Zeugen betreut hatte. Ich bahnte mir so schnell wie möglich einen Weg durch die drängelnde Menschenmasse und schaffte es, die Mitarbeiterin aufzuhalten, bevor sie den Saal verlassen konnte. Sie war etwa Mitte dreißig, geschäftsmäßig-nüchtern, und ihre Augen traten hervor, als sie mich auf sich zukommen sah. Ich dachte schon, sie würde sich umdrehen und davonlaufen wie ein Kaninchen.
Letzten Endes steckte uns allen der Fluchtinstinkt in den Knochen.
    Â»Hi, haben Sie einen Augenblick Zeit? Ich habe bloß eine Frage.« Ich versuchte beschwichtigend und harmlos zu klingen.
    Sie nickte und schien sich ein wenig zu entspannen, obgleich sie sich immer noch den Aktenkoffer wie einen Schutzschild vor die Brust hielt.
    Â»Dr. Flemming ist heute nicht hier gewesen«, sagte ich. »Wissen Sie, ob er eigentlich hätte anwesend sein sollen? Oder wo er sonst stecken könnte?« Im Gefängnis vielleicht? Erhoffte ich mir da zu viel?
    Sie sah zu Boden, und ihre Haltung verspannte sich wieder. Sie warf sogar einen Blick über die Schulter, als suche sie nach Lauschern.
    Â»Er hätte eigentlich hier sein sollen«, sagte sie. »Aber kurz vor Beginn der Sitzung hat man mich davon in Kenntnis gesetzt, dass er nicht erscheinen würde. Dass er eine andere Verpflichtung habe.«
    Â»In Kenntnis gesetzt? Von wem? Welche andere Verpflichtung?«
    Â»Ich bin klug genug, um angesichts bestimmter Dinge keine Fragen zu stellen, Ms. Norville. Flemming befindet sich jetzt außerhalb Ihrer Reichweite.« Mit hochgezogenen Schultern eilte sie davon.
    Wie wäre es mit einer kleinen Verschwörungstheorie? Hätte jemand Interesse?
    Â»Warten Sie! Soll das etwa heißen, dass er für irgendein dunkles Geheimprojekt abkommandiert worden ist und niemand ihn je wieder zu Gesicht bekommen wird? Gibt es
eine Telefonnummer, über die man ihn erreichen kann? Ich will ihn vor Gericht bringen, wissen Sie?«
    Sie drehte sich nicht einmal mehr zu mir um.
    Die Senatoren beriefen eine Pressekonferenz in dem Anhörungssaal ein. Henderson und Dreschler beantworteten Fragen, bei denen es häufig um Duke und seine Zukunft im Senat ging, sofern er denn eine haben sollte. Ich las beim Zuhören zwischen den Zeilen und hatte das Gefühl, sie sagten, dass Duke nicht viel passieren werde. Er würde getadelt werden, mehr nicht. Man würde ihm auf die Finger klopfen. Sie gingen davon aus, dass die anderen Beteiligten für ihn den Kopf hinhalten würden. Stockton und Flemming. Ich hatte nicht genug Energie übrig, um gerechten Zorn zu empfinden.
    Dann kam ich an die Reihe. Nachdem die Senatoren verschwunden waren, erklärte ich mich bereit, ein paar Minuten auf dem Podium zu verbringen, hauptsächlich weil Ben mich überzeugte, dass es leichter sei, sämtlichen Reportern auf einmal die Stirn zu bieten, als ein Spießrutenlaufen durchstehen zu müssen. Wenn ich jetzt den einen oder anderen Kommentar abgäbe, wäre es später einfacher, die Journalisten zu ignorieren.
    Ben hatte recht. Ich musste mich dem Ruf stellen, den ich mir selbst aufgebaut hatte, und seinen Konsequenzen.
    Ich versuchte so zu tun, als sei es nichts weiter als eine Radiosendung. Das Mikrofon stand vor mir, und das wirkte vertraut. Die Lichter, die Kameras, die unzähligen Gesichter vor mir konnte ich ignorieren, ich konnte so tun, als spräche ich zu meiner Hörerschaft. Als Stimme im Radio konnte ich sagen, was immer ich wollte.

    Ich ließ Ben aussuchen, wer eine Frage stellen durfte. Er war bei mir und konnte einspringen und mich retten, falls ich mich in die Nesseln setzen sollte.
    Die erste Frage stellte ein Mann mittleren Alters im Rollkragenpullover. »Ed Freeman, New York Times . Es ist angedeutet worden, dass Sie an der Planung der Übertragung vergangene Nacht beteiligt gewesen sind. Dass es ein Werbegag gewesen sei, der Ihnen Mitgefühl oder Ihrer Sendung

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