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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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mich – von wem hat Leo tatsächlich seine Befehle empfangen? Vom DOD?«
    Alette runzelte die Stirn, ihre Lippen wurden zu einem dünnen Strich. »Flemming ist der Kontaktmann zum Militär gewesen, nicht Leo. Leo hat Flemming gebraucht, um an militärische Unterstützung zu kommen. Sollte Leo tiefere Beweggründe gehabt haben, ging es da um ganz andere Dinge. Ich wünschte, ich wüsste Genaueres. Ich wünschte, ich könnte Ihnen einen Namen nennen. Doch die Antworten liegen im Dunkeln. Es gibt Geschichten, die sich Vampire erzählen, spätnachts, kurz vor Sonnenaufgang, um einander Angst einzujagen. Um uns selbst Angst einzujagen. Wenn Vampire tatsächlich unsterblich sein sollten, dann könnte es ein paar sehr, sehr alte Wesen auf der Welt geben. Vielleicht sind sie so alt, dass uns ihre Motive völlig fremd sind. Manche sagen, selbst die Vampirgebieter hätten ihre Gebieter, denen man lieber nicht über den Weg laufen sollte, noch nicht einmal am helllichten Tag. Ich habe mich still verhalten, habe mich und die Meinen von Leuten ferngehalten, die nach derartiger Macht streben könnten.«
    Die Menschen jagten einander Angst mit Vampirgeschichten
ein. Vor was also hatten die Vampire Angst? Vor einem Ding, dem ich hoffentlich niemals begegnen würde. Vor einem Ding, das mich selbst nach dieser kurzen Erwähnung bestimmt nie mehr losließe. Meine Hand, die die Teetasse hielt, war erstarrt, mitten auf dem Weg zum Mund.
    Â»Sind diese Wesen wie Elijah Smith?«, fragte ich.
    Wie ich schon befürchtet hatte, schüttelte sie den Kopf. »Kreaturen wie Smith, die Sidhe, stammen aus einer völlig anderen Welt, deren Pfade sich nur sehr selten mit den unseren kreuzen. Das sind vereinzelte Gefahren. Die andere Sache hat schon immer in den Schatten unserer Welt gelauert. «
    Â»Was? Was hat schon immer gelauert?«
    Â»Das Böse.«
    Das klang zu verdammt simpel. Und dennoch eröffnete es eine Reihe unheilvoller Möglichkeiten in meiner Fantasie. Ich war mir nicht sicher, ob ich dem Bösen jemals begegnet war: Wahnsinn, Krankheit, Ehrgeiz, Verwirrtheit, Arroganz, Wut, ja. Aber dem Bösen?
    Â»Gerade, als ich dachte, das Ganze allmählich zu begreifen«, murmelte ich.
    Alette richtete sich auf, und ihre Stimme nahm eine heitere Färbung an: »Ich bin mir sicher, dass wir uns nach Leos und Flemmings Versagen nicht mit solchen Möglichkeiten beschäftigen werden müssen. Einverstanden?«
    Â»Einverstanden«, flüsterte ich. Eine Frage blieb allerdings offen. Ich fuhr unbeholfen fort: »Ich weiß, dass das hier eine persönliche Frage ist, und wenn Sie nichts darauf erwidern möchten, geht das in Ordnung. Aber wie ist es
passiert? Dass Sie zum Vampir wurden – haben Sie es gewollt? «
    Lächelnd senkte sie den Blick, wobei sie eine Spur amüsiert wirkte. »Ich werde Ihnen die Kurzfassung erzählen. Ich war verzweifelt. Ich war arm, ich hatte zwei Kinder und lebte in einer Welt, in der sich niemand um Armut scherte. Es ergab sich eine Gelegenheit, und ich ergriff sie. Ich schwor mir, dass ich meine Kinder niemals verlassen würde, wie ihr Vater es getan hatte. Nicht einmal der Tod würde mich von ihnen trennen.«
    Nach einer Weile sagte ich: »Es hat wohl funktioniert.«
    Â»Ich habe es nie bereut.«
    Alette hatte zur Genüge bewiesen, dass sie sich den veränderten Umständen anpassen konnte. Die Jahrhunderte würden verstreichen, und sie wäre dann immer noch hier mit ihrem Salon, ihren Bildern und ihren Kindern.
    Ich spielte an der Tasse und der Untertasse herum. »Ich sollte mich auf den Weg machen. Ich habe so etwas wie eine Verabredung.«
    Â»Mit diesem Jaguarmann, wenn ich mich nicht irre?«
    Â»Ã„hm, ja.«
    Â»Warten Sie einen Augenblick.« Ich blieb allein zurück und spielte weiter an meiner Teetasse herum. Bei ihrer Rückkehr hielt sie eine kleine Schmuckschatulle in der Hand. Sie reichte sie mir. »Ich möchte, dass Sie das hier behalten.«
    Ich öffnete das Kästchen. Es war die Goldkette mit dem Diamantanhänger. »Oh, Alette, das dürfen Sie nicht …«
    Â»Es ist ein Andenken an mich. Kommen Sie bitte wieder und besuchen Sie mich.«

    Sie nahm meine Hand, küsste mich auf die Wange, und wir verabschiedeten uns voneinander.
    Zuvor hatte ich mir im Laufe des Nachmittags ein letztes Mal mit Ben vom Zimmerservice ein Mittagessen

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