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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Türrahmen, während ich einen Sessel näher zu Emma heranzog. In der Hoffnung, sie werde mich auf diese Weise ansehen, ließ ich mich zwischen ihr und dem Fenster nieder.
    Â»Hi«, sagte ich. Ihre Augen zuckten. »Wie fühlen Sie sich?« Eine dumme Bemerkung. Doch was sollte ich sonst sagen? Am liebsten hätte ich mich entschuldigt.
    Â»Mir ist kalt«, flüsterte sie. Die Worte kamen bebend hervor, als werde sie vielleicht zu weinen anfangen, doch ihr Gesichtsausdruck blieb leer. Betäubt. Sie zog sich die Decke weiter über die Schultern.
    Â»Kann ich irgendetwas tun?« Ich konnte mich noch daran erinnern, wie es war, aufzuwachen und festzustellen, dass die Welt anders roch, dass der eigene Körper fremd geworden war, als habe das Herz in der Brust einen anderen Platz eingenommen.
    Sie schloss die Augen. »Soll ich es tun? Soll ich die Vorhänge
aufziehen, sobald der Morgen anbricht?« Und die Sonne hereinlassen. Und sich umbringen. »Alette möchte nicht, dass ich es tue. Aber sie hat gesagt, sie würde mich nicht aufhalten.«
    Â»Ich möchte auch nicht, dass Sie es tun«, sagte ich, ein wenig schrill. »Das hier ist Ihnen angetan worden, Sie haben es nicht gewollt, und es ist schrecklich. Aber es ist nicht das Ende der Welt. Sie sind immer noch Sie. Das dürfen Sie sich nicht nehmen lassen.«
    Sie sah mich mit funkelnden Augen an, gleichzeitig wütend und erschöpft, als stehe sie kurz davor, die Selbstbeherrschung zu verlieren. »Ich fühle mich anders, als sei da eine Leerstelle in mir. Als sei mein Herz verschwunden, doch dort ist jetzt etwas anderes – und es fühlt sich ein bisschen so an, als sei ich betrunken. Wenn ich mich dem öffnen sollte …« Sie stieß ein gepresstes, verzweifeltes Lachen aus und hielt sich den Mund zu. »Ich habe Angst davor.«
    Â»Das ist gut«, sagte ich. »Wenn Sie Angst davor haben, werden Sie sich nicht davon verschlingen lassen.«
    Â»Ich muss immerzu an all die Dinge denken, die ich jetzt nicht mehr tun kann.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann nie wieder die Sonne ansehen. Ich kann nicht mehr braun werden. Ich kann nicht mehr meinen Abschluss an der Uni machen …«
    Â»Es gibt doch die Abendschule«, sagte ich.
    Â»Aber wozu denn noch?«
    Â»Verraten Sie es mir.«
    Ihr Blick wurde allmählich ein wenig klarer. Ich hatte das Gefühl, als sähe sie mich jetzt tatsächlich. Alette hatte
recht – sie würde es schon schaffen. Eigentlich wollte sie die Vorhänge nicht wirklich aufziehen.
    Â»Ich bin immer noch ich«, sagte sie. Ich nickte. Sie hielt die Decke fest umklammert – wahrscheinlich mehr zum Trost, als weil ihr kalt war.
    Ich stand auf und machte Anstalten, sie alleine zu lassen. Sie saß zusammengerollt da, starrte die Armlehne des Sessels an und sah aus, als wollte sie dringend ihre Ruhe.
    Â»Kitty?«, fragte sie und blickte unerwartet auf. »Darf ich Sie anrufen? In Ihrer Sendung, meine ich. Wenn ich reden möchte.«
    Ich lächelte. »Ich werde Ihnen meine Privatnummer geben.«
    Alette führte mich auf eine Tasse Tee in die Küche. Sie hatte bereits eine Kanne gekocht. Die Küche wirkte nach den Schatten des Salons zu grell. Sie wirkte zu echt, zu normal.
    Sie redete beim Einschenken. Nur eine Tasse – sie selbst trank keinen Tee. Ich fragte mich, ob sie es vermisste.
    Â»Sie hat es nicht gesagt, aber sie ist auch wegen Bradley aus der Fassung. Das sind wir alle. Ich bin so froh, dass Tom die Nacht frei hatte. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich alle beide verloren hätte. In gewisser Weise alle drei. Emma wird nie mehr dieselbe sein. Sie war so voller Leben, und sie nun so zu sehen …«
    Â»Aber Sie haben sie immer noch, und Leo hat sie nicht, wofür ich sehr dankbar bin.« Es war unvorstellbar, was er mit ihr gemacht hätte, was sie getan hätte, wenn er sich ihr gegenüber als Herr aufgespielt hätte. Doch im Grunde
war es sehr wohl vorstellbar, was die Sache nicht eben leichter machte.
    Â»Ja«, sagte Alette gequält.
    Â»Ein Gedanke lässt mich nicht los«, sagte ich, nachdem ich einen Schluck Tee getrunken hatte. »Leo ist ein Lakai gewesen. Ohne Hilfe konnte er nichts gegen Sie unternehmen. Er sagte etwas in die Richtung, dass die ganze Sache über Flemming hinausginge. Dass Flemming bloß glaubte, die Fäden in der Hand zu haben. Ich frage

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