Die Stunde Der Vampire
Empfang begleiten.«
Ein Anstandswauwau. GroÃartig. Ein Vampir als Anstandswauwau? Noch viel besser.
»Wissen Sie, ich komme bestimmt alleine zurecht.«
Sie bedachte mich mit einem Blick, die Brauen emporgezogen, diesem elterlichen »Solange du die FüÃe unter meinem Tisch hast« - Blick.
Sie streckte die Hand nach ihm aus. Lächelnd ergriff er sie, führte sie an die Lippen und küsste sie leicht. Ihre Blicke
trafen sich, und sie tauschten auf lange erprobte, verschwörerische Weise eine Nachricht aus. Sie sagte: »Er gehört zu den Meinen. Sie können ihm vertrauen.«
Doch ich vertraute ihr nicht. Ich stand kurz davor vorzuschlagen, dass ich meine Taschen packen und doch noch ein Zimmer im Hotel beziehen könnte, dass die ganze Sache einfach nicht funktionierte. Sie lieà den Blick über mich schweifen, trat zur einen Seite und dann zur anderen, um mich aus verschiedenen Winkeln betrachten zu können.
SchlieÃlich sagte sie: »So können Sie nun wirklich nicht ausgehen. Warten Sie einen Moment.« Ganz geschäftig marschierte sie aus der Eingangshalle in den rückwärtigen Teil des Hauses, wobei ihre Absätze auf dem Parkett klapperten.
Ich versuchte herauszufinden, was an mir nicht stimmte. Alles passte, alles saà â dachte ich. Ich reckte den Kopf über meine Schulter, um zu versuchen, einen Blick auf meinen Rücken zu erhaschen. Klebte vielleicht irgendwo Klopapier an mir?
Leo betrachtete mich, ohne ein Hehl aus seiner Belustigung zu machen. »Sie sind also die berüchtigte Kitty Norville. « Wie Alette sprach er mit britischem Akzent, doch schwächer ausgeprägt, ein wenig gedehnter.
»Berüchtigt? So würde ich es nicht nennen.«
»Sie sollten sich geschmeichelt fühlen. Alette bemüht sich nicht um jeden, der ihr Revier betritt.«
»Ich fühle mich geschmeichelt, wirklich«, sagte ich mit finsterer Miene.
Als Alette zurückkehrte, hielt sie etwas in der Hand. »Es ist typisch«, sagte sie. »Ihr verbringt so viel Zeit damit, in
den Wäldern herumzulaufen, dass ihr völlig vergesst, wie wichtig die richtigen Accessoires sind. Halten Sie das.«
Sie trug eine samtene Schmuckschatulle bei sich, die sie öffnete und mir reichte. Während ich die Schatulle hielt, entnahm sie behutsam ein Schmuckstück, das sich darin befand, ein Diamantanhänger an einer Goldkette. Wenigstens sah es wie ein Diamant aus. Nicht dass ich auch nur das Geringste davon verstand, ungeachtet meiner Besichtigung des Hope Diamanten am Nachmittag. Alettes Diamant war so groà wie mein Fingernagel.
Ich trug mein blondes Haar offen, es hing mir gewellt bis auf die Schultern. Sobald ich das Haus verlieÃ, würde es anfangen, zerzaust und strähnig auszusehen, aber ich wusste nicht, was ich ansonsten damit tun sollte. Sie stand hinter mir und schob meine Haare zur Seite. Dann legte sie mir die Kette um den Hals und hakte sie zu. Der Diamant lag zwei Zentimeter unter meiner Halskuhle, auf halber Höhe zwischen Kinn und Ausschnitt. Perfekt.
»Jetzt können Sie sich in der Ãffentlichkeit blicken lassen«, sagte sie und trat nach vorne, um mich mustern zu können.
»Kein Silber.«
»Selbstverständlich nicht.«
Ich strich mir die Haare wieder zurück. »Meine Haare, sind sie in Ordnung?«
Sie packte mich an den Händen und lächelte. »Völlig in Ordnung, meine Liebe.«
Auf einmal mochte ich sie. Ich machte mir ein wenig Sorgen, dass sie dabei sein könnte, mir einen verschlagenen Vampirstreich zu spielen. Aber ich war wohl zu misstrauisch.
Es schien tatsächlich nur um das Verleihen eines Schmuckstücks zu gehen. Es war eine so unerwartet mädchenhafte Geste für eine jahrhundertealte Vampirin.
Leo bot mir seinen Arm an, und ich starrte ihn an, als wisse ich nicht, was ich damit anfangen sollte. Ich stand so lange einfach nur da, dass es an Unhöflichkeit grenzte und ich mich peinlich berührt fühlte, weil ich unhöflich war. Entschuldigend legte ich meine Hand in seine Armbeuge. Er lächelte, als müsse er jeden Augenblick in Gelächter ausbrechen. Ich straffte die Schultern und gab mir Mühe, ein wenig Würde an den Tag zu legen. Sein Arm war steif, und ich wurde den Gedanken nicht los, dass unter seiner Haut ein Puls zu spüren sein sollte.
Alette brachte uns zur Tür, als seien wir ein Teenagerpärchen auf dem Weg zum
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