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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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dass sie sich in Acht nehmen sollte, selbst wenn man Ihnen die Vergewaltigung vor Gericht nicht nachweisen konnte.«
    Er versuchte, weiterhin zu grinsen, doch sein wütender Blick wirkte alles andere als amüsiert. »Ihnen wird wohl nie vorgeworfen, eine Stimmungskanone zu sein, was?«
    Â»Das werden Sie niemals herausfinden.«
    Er kam näher, und als er sprach, strich sein Atem über meine nackte Schulter. »Werwolfsblut ist eine regelrechte Delikatesse. Sie könnten mich ruhig einmal kosten lassen. Das Erlebnis ist bei weitem nicht so einseitig, wie Sie vielleicht denken.«
    Ein Schauder lief mir über den Rücken, und mein Herzschlag ging auf einmal doppelt so schnell. Ich wich einen Schritt zurück und wäre beinahe über meine eigenen Füße gestolpert. Es war eine reine Instinkthandlung, die Wölfin zog sich in eine Ecke zurück und machte sich bereit zum Angriff, auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit.
    Leo lachte auf. Er hatte ganz genau gewusst, wie er meine tierische Seite aus der Reserve locken konnte. Ich schloss die Augen und richtete mich auf. Tief einatmend versuchte ich, mich zu entspannen. Peinlich, sicher. Außerdem
war es der Beweis, wie nah ich am Abgrund stand, wie schmal der Grat zwischen den beiden Teilen meines Wesens war. Ein kleiner Schubs wie gerade eben, und ich glitt einfach hinüber. Hätte er nicht lockergelassen, hätte ich mich vielleicht auf der Stelle verwandelt, aus reiner Notwehr.
    Â»Mistkerl«, murmelte ich. »Ich muss auf die Toilette. Ich bin in einer Minute wieder da.«
    Â»Lassen Sie sich Zeit, lassen Sie sich Zeit«, sagte er und wandte sich wieder ostentativ der Frau zu, um sie mit seinen Blicken quer durch den Raum zu bedrohen. Ich marschierte davon.
    Ich musste eigentlich gar nicht aufs Klo. Ich lehnte mich gegen die gekachelte Wand und presste die Hände an meine Wangen, die gerötet waren und glühten. Ich hatte mich von ihm aus der Fassung bringen lassen, und im Grunde war ich wütender auf mich selbst als auf ihn. Ich redete mir gerne ein, dass ich über so etwas stand.
    Ich wartete, bis mein Herzschlag sich verlangsamte und ich mich wieder entspannt fühlte. Während ich mich im Spiegel musterte, strich ich mein Kleid glatt und nickte zufrieden. Ich würde einfach nicht auf ihn achten.
    Auf dem Weg aus der Tür stieß ich mit einem Mann zusammen, der aus der Herrentoilette kam. Ich hatte den Kopf gesenkt und nicht aufgepasst – anscheinend war ich nicht so ruhig und gefasst, wie ich gedacht hatte. Ich stolperte, und er packte mich am Arm, um mir Halt zu geben.
    Ich wollte mich ihm schon entziehen und mich entschuldigen, als ich seinen Geruch wahrnahm. Fell und Wildnis, offene Landschaft unter einem Vollmond – nicht
ganz menschlich. Ich riss die Augen auf, und mein Rücken verspannte sich – wie Nackenhaare, die sich aufstellten.
    Er erwiderte mein Starren, die Augen ebenfalls aufgerissen, während seine Nasenflügel bebten, weil er meinen Geruch in sich aufnahm. Er hatte mich ebenso heftig gewittert wie ich ihn. Er war groß, hatte ein markantes Gesicht, braune Augen und dunkle Haare.
    Einen Augenblick verspannte ich mich, bereit davonzulaufen, die Flucht zu ergreifen, falls es sich bei seinem Blick um eine Herausforderung handeln sollte; unsere wachsamen Augen blieben unverwandt aufeinander gerichtet. Ich wollte nicht kämpfen. Ich wich einen Schritt zurück, doch da verzogen sich seine Lippen zu einem forschenden Lächeln. Die Miene war freundlich, hieß mich willkommen. Auch er war nicht auf einen Kampf aus.
    Â»Ich kenne dich nicht. Wer bist du?« Er sprach mit einem schwer einzuordnenden Akzent, obgleich sein Englisch klar und deutlich war.
    Â»Kitty«, sagte ich. »Endlich habe ich dich gefunden. Ich meine, ich habe nicht speziell nach dir gesucht, sondern …« Er war ein Lykanthrop, aber kein Wolf. Ich konnte die merkwürdige Note seines Geruchs nicht einordnen. »Du bist kein Wolf. Was bist du?«
    Das Lächeln wurde spielerisch. »Ein Jaguar.«
    Â»Echt?« Meine Stimme klang ehrfürchtig. Das war ja so cool! »Ich hatte keine Ahnung.«
    Â»Das merkt man. Ich heiße Luis. Ich arbeite an der brasilianischen Botschaft. Du … bist du auf der Durchreise in Washington?«
    Â»Ja.« Wir befanden uns nur um die Ecke von der Party.
Von Leo. Ich warf einen nervösen Blick in die Richtung, denn ich rechnete

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