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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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durch eine Trennwand in zwei Räume unterteilt. Ich trat näher. Beide Extrazimmer verfügten über ein Feldbett, ein Waschbecken und eine einfache Toilette in der Ecke. In das Plexiglas waren Türen geschnitten, mit Klinken nur an der Außenseite. Die Türen wiesen schmale Schlitze auf, durch die Gegenstände gereicht werden konnten. Wie zum Beispiel Essenstabletts. Es handelte sich um Zellen.
    Leise trat Cormac neben mich. »Verflucht. Das ist echt krank.«
    Allerdings. »Riechst du auch Knoblauch?« Eine Zellentür stand offen. Ich täuschte mich nicht; im Innern der Zelle verstärkte sich der Knoblauchgeruch noch. Es war nicht so, als koche jemand damit oder als befände sich irgendwo eine zerschnittene Knoblauchzehe. Der Geruch war allgegenwärtig. Ich trat an eine Wand, berührte sie und roch daran. »Ist es in der Farbe? Haben sie Knoblauch in die Farbe gemischt?«
    Â»Sieh dir mal die hier an«, sagte Cormac aus der anderen Zelle. Er ließ eine kleine Taschenlampe über die Wand gleiten, die im Lichtschein glitzerte. Sie funkelte wie Silber – winzige Silbersplitter, die in der Farbe steckten. Ich hielt mich in einiger Entfernung.

    Zwei Zellen. Eine für einen Vampir, eine für einen Werwolf; so konstruiert, dass beide mithilfe ihrer spezifischen Allergien unter Kontrolle gehalten wurden. Beide Zellen sahen aus, als seien sie eine ganze Weile leer gewesen. Die Laken waren frisch, nicht zerknittert. Es roch unbewohnt.
    Â»Das sieht mir aber nach sehr praxisbezogenen Forschungen aus«, sagte Cormac.
    Für mich sah es nach unfreiwilligen Versuchspersonen aus. Ich hatte Magenschmerzen.
    Cormac kam aus der Zelle. »Hast du genug gesehen?«
    Â»Einen Moment noch.« Ich ließ noch einmal den Blick durch das Zimmer schweifen. Allem Anschein nach war der Großteil der Papiere in das Büro geschafft und vernichtet worden. Hier waren lediglich leere Tische und veraltete Geräte.
    Neben der Zelle mit den Silberwänden hing ein Klemmbrett an einem Nagel. Als ob jemand Krankenprotokolle griffbereit haben wollte. Das Klemmbrett wirkte ziemlich einsam und vergessen. Ich griff danach.
    Es klemmten nur drei Blatt Papier an dem Brett. Tabellen mit einer Namensliste. Namen – Volltreffer! Rasch überflog ich sie. Es waren nur Vornamen, vielleicht insgesamt zwei Dutzend.
    Auf der Hälfte der zweiten Seite stand: Fritz, 1,83 m, 95 kg, h.s. lupus. Homo sapiens lupus. Es konnte sich unmöglich um denselben Fritz handeln!
    Ich blätterte zur ersten Seite zurück und entdeckte einen anderen Namen, einen, der mir eigentlich sofort hätte auffallen müssen: Leo, 1,75 m, 68 kg, h.s. sanguinis. Vampir.

    Rätsel über Rätsel … Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt wissen wollte, wie Flemming und Leo miteinander zusammenhingen. Inzwischen war ich so weit, dass ich jede Verschwörungstheorie glauben würde, die man mir auftischte.
    Â»Das ist es«, murmelte ich. »Das hier brauche ich.« Ich nahm die Blätter von dem Klemmbrett und machte Anstalten, sie zusammenzufalten, um sie mitzunehmen.
    Cormac riss mir die Papiere aus der Hand. Er marschierte in das Nebenzimmer und zu dem Tischkopierer, der in der Nähe des Aktenvernichters stand. Das Gerät war so laut und die Scannerlichter so grell, dass ich mir ganz sicher war, dass die Typen von der Security uns finden würden. Schnell und professionell hatte Cormac die drei Seiten kopiert. Er reichte mir die Kopien, klemmte die Originale zurück an das Brett und hängte es wieder an den Nagel an der Wand. Er machte die Tür zu dem Labor zu und überprüfte, ob sie auch tatsächlich verschlossen war.
    Er schaltete die Computer aus und ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. Zufrieden nickte er. »Sieht gut aus. Machen wir, dass wir von hier wegkommen.«
    Nachdem er sichergestellt hatte, dass die Tür zum Korridor verschlossen war, zog er sich die Handschuhe aus und steckte sie in eine Tasche. Ich folgte seinem Beispiel und rollte dann nervös die Papiere zusammen, die wir hatten mitgehen lassen.
    Auf dem Weg aus dem Gebäude machten wir einen Umweg. Cormac blieb vor einem Wandschrank in einem Seitenkorridor im Hauptgeschoss stehen. Wie versprochen, ließ er die Magnetkarte in die vordere Ablage am dort abgestellten
Frachtkarren des Hausmeisters gleiten. Es dauerte nur eine Sekunde.
    Wir sprachen erst wieder, als wir draußen waren

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