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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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sich taub an. Beinahe wie im Schlaf.«

    Auf einmal setzte Stockton sich auf und hob die Kamera. »Da kommt er. Dort!«
    Jeffrey und ich krochen zu ihm. Mit zusammengekniffenen Augen sah ich durch die Lücke.
    Smith ging vorbei. Ich sah ihn nur eine Sekunde lang. Doch Stockton murmelte sichtlich zufrieden: »Ha, hab ich dich! Wenn ich das bloß filmen könnte. Verdammt noch mal!«
    Ich hatte Smith nichts tun sehen. Er sah ganz genauso aus wie bei der Anhörung: konservativer Kleidungsstil, gelassene Haltung. Er durchquerte mein Blickfeld, das war alles.
    Stockton hatte den Verstand verloren, litt an irgendwelchen Wahnvorstellungen. Und ich war darauf hereingefallen.
    Bevor ich ihn zur Rede stellen konnte, zog er sich etwas über den Kopf: ein Medaillon an einer Kette, die unter seinem Hemd verborgen gewesen war.
    Er reichte es mir mit den Worten: »Legen Sie sich das um. Sagen Sie mir, was Sie sehen, wenn er das nächste Mal vorbeikommt.«
    Es wirkte wie ein einfaches Schmuckstück, nicht sonderlich beeindruckend. Bei dem Metall handelte es sich nicht um Silber. Zinn vielleicht. Es fühlte sich schwer an.
    Das Medaillon war ein Würfel, ungefähr zweieinhalb Zentimeter lang, mit keltischen Knoten verziert und alt und abgenutzt.
    Ich spielte an dem Verschluss des Würfels herum. »Was ist das?«

    Â»Nicht öffnen«, sagte er. »Da drin ist dies und das. Vierblättriger Klee, ein bisschen Eberesche. Eisen.«
    Eine Art Volkszauber also. Handelte es sich nun aber um die Art Volkszauber, die funktionierte, oder um die Art, die nicht viel mehr als ein Placebo gegen die namenlosen Ängste vor der Dunkelheit darstellte?
    Ich streifte mir die Kette über den Kopf.
    Stockton hatte mehr Geduld als ich, das musste ich ihm lassen. Er war daran gewöhnt, auf seine Storys zu warten, und er war gut darin. Es gab keinerlei Garantie, dass Smith sich nochmals unseren Blicken offenbaren würde. Doch er tat es.
    Und er strahlte . Seine Haut war keine Haut mehr. Sie sah beinahe weiß aus und schimmerte wie Perlmutt. Zuerst dachte ich, er hätte auch noch eine Glatze bekommen, doch seine Haare waren nur fahl geworden, beinahe durchsichtig. Er sah völlig anders aus, doch ich wusste, dass er es war, weil er die gleiche Kleidung anhatte und die gleiche steife Körperhaltung besaß. Da erhaschte ich einen Blick auf seine Augen, und sie waren viel zu groß und dunkel wie die Nacht, dunkel genug, dass man hineinstürzen und nie wieder daraus hervorklettern könnte.
    Beinahe hätte ich einen Schrei ausgestoßen, doch Stockton packte mich am Arm und zwickte mich, damit ich keinen Ton von mir gab. Dann war Smith wieder aus meinem Blickfeld verschwunden. Meine Augen blieben starr weit aufgerissen.
    Â»Heilige Scheiße, er ist ein Außerirdischer!«, zischte ich.
    Â»Ã„hm, nein.« Stockton verfiel in einen nicht sehr überzeugenden
irischen Akzent. »Im Alten Land nannte man sie Feen, Elfen, die Guten Geister, das Hügelvolk …«
    Â»Er ist ein Elf ?« Ich konnte mich nicht entscheiden, was nun unerhörter war.
    Â»Psst, nicht dieses Wort, er wird Sie noch hören. Her damit!« Er hielt die Hand nach dem Anhänger ausgestreckt. Widerwillig gab ich ihn ihm zurück. »Bisher ist es noch niemandem gelungen, nahe genug an ihn heranzukommen, um etwaige Verdachtsmomente zu bestätigen, bis er kam und als Zeuge aussagte. Ich kann von Glück sagen, dass ich zur rechten Zeit am rechten Ort gewesen bin und ihn gesehen habe.«
    Es kostete mich große Mühe, weiterhin zu flüstern. »Das kann nicht Ihr Ernst sein. Das ist … das sind alles Geschichten, Folklore …«
    Â»Schilt da vielleicht ein Esel den anderen Langohr?«
    Genau dann, wenn ich dachte, ich hätte alles gehört, genau wenn ich dachte, das letzte Rätsel sei gelöst, und das mich nichts mehr schockieren könnte, passierte so etwas. Den Rest meines Lebens wäre ich nie wieder in der Lage, eine Geschichte als Hirngespinst abzutun. Fliegende Affen? Ja, aber sicher doch, ich würde daran glauben.
    Stockton hatte recht. Ich hätte es besser wissen müssen.
    Vielleicht sollte ich aufbrechen und am Ende von Regenbogen nach einem Topf voll Gold suchen.
    Â»Woher haben Sie es gewusst?«, fragte ich Stockton.
    Â»Das habe ich nicht«, sagte er. »Meine Großmutter hat mir das Medaillon geschenkt. Zum Schutz, hat sie gesagt. Und, na ja,

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