Die Stunde Der Vampire
geschafft, mehr als zwei Wochen lang an einem Arbeitsplatz zu bleiben. Ich bekomme immer wieder Wutanfälle. Ich kann es nicht ⦠ich bin nicht allzu gut darin, es zu kontrollieren.«
»Das tut mir leid. Du hast kein Rudel, oder?« Er schüttelte den Kopf. Er hatte niemanden gehabt, der ihm hätte beibringen können, wie es sich kontrollieren lieÃ.
Auf einmal sah er mir über die Schulter. Jeffrey und Roger waren hinter mich getreten. Der junge Mann wich zwei Schritte zurück, drehte sich dann um und lief los, durch das Tor und auf die Karawane zu.
»Warte!« Es überraschte mich nicht, dass er nicht stehen blieb. »Verdammt.«
»Der Bursche hat Todesangst«, sagte Jeffrey.
»Aber nicht vor mir .«
»Doch, ein bisschen. Aber auch vor seinem eigenen Schatten, glaube ich. Es ist komisch sich vorzustellen, dass ein Werwolf vor etwas Angst haben kann.«
»Oh, Sie würden sich wundern! Viele von uns haben die meiste Zeit über Angst.«
»Gehen wir«, sagte Stockton und deutete auf die Bäume am Rand des Feldes, die bis um die Seite der Karawane führten, ein gutes Stück näher, aber immer noch im Schatten. »Bevor seinen Lakaien aufgeht, dass wir nicht hier sind, um uns die Show anzusehen.«
Ich reckte mein Gesicht empor, hielt die Nase in den
Wind, die Augen halb geschlossen, um mich von nichts ablenken zu lassen. Dann schüttelte ich den Kopf. »Gehen wir zur anderen Seite. Die ist vom Wind abgekehrt.«
Wir gingen die StraÃe entlang bis zu einer Stelle, an der wir uns so gut wie auÃer Sicht des Haupteingangs der Karawane befanden, und kletterten über den Zaun. Rasch gingen wir zu den Bäumen und folgten ihnen den Rand der Weide entlang einen leichten Hang hinab, in Richtung der Karawane. Als wir näher kamen, wurden die Scheinwerfer heller und der Bereich um das Lager dunkler. Dafür, dass das Ganze wie ein Karnevalsgelände aussah, war der Ort ziemlich ruhig. Keine Gespräche, keine Stimmen, keine hörbaren Lebenszeichen wie etwa klappernde Töpfe und Pfannen während der Zubereitung des Abendessens. Nach allem, was man hörte, lebten dort Dutzende Menschen, doch ich konnte keine offensichtlichen Lebenszeichen ausmachen.
Abgesehen von dem Geruch: Ich nahm eine Art ausgereiften Studentenwohnheimsgeruch war, nach zu vielen Menschen, die auf einem Haufen lebten, und nicht genug Haushälterinnen. Ich rümpfte die Nase.
»Da!« Stockton deutete auf eine Lücke zwischen den Wohnwagen. Zwar war das Gelände auch hier von provisorischem Drahtzaun umgeben, doch wenigstens könnten wir dort vielleicht einen Blick auf etwas Interessantes erhaschen. Es war eine Stelle zu sehen, an der eine Ecke des Hauptzeltes angepflockt war.
Als zwei stämmige Männer â Smiths Leibwächter bei der Anhörung â vorübergingen, verhielten wir uns still. Sie waren auf Patrouille und blieben nicht stehen.
Mit dem Rücken gegen einen Baum gelehnt, lieà Stockton sich nieder, während er die Kamera auf die Lücke gerichtet hielt, die uns Einblick in die Karawane gewährte. Jeffrey lehnte sich an den nächsten Baum. Ich blieb bei Stockton und beobachtete, was er beobachtete.
Allmählich wurde ich nass, weil ich auf dem feuchten Boden saÃ. Die Luft war kalt und wurde immer kälter. Mein Atem kam in kleinen Nebelwolken hervor. Jeffrey zog sein Jackett dichter um sich. Ich fragte mich, wie lange wir hier überhaupt würden sitzen können. Es musste bald etwas passieren.
Die Pilger, der junge Kerl mit eingeschlossen, hatten sich an Smiths Tor versammelt. Er würde sie nicht warten lassen.
Ich lieà mich nun neben Jeffrey nieder und flüsterte: »Können Sie mit Vampiren Kontakt aufnehmen, die ⦠Sie wissen schon ⦠von uns gegangen sind?« Ich dachte an Estelle. Vielleicht war sie hier und könnte uns etwas erzählen.
»Das habe ich noch nie getan. Besser gesagt â keiner von ihnen hat je versucht, mit mir in Kontakt zu treten. Ich frage das ja nur ungern, aber haben Vampire überhaupt Seelen?«
Das wurde in der Sendung immer wieder thematisiert, und meine gefühlsmäÃige Reaktion lautete â ja. Wie konnte jemand wie Alette keine Seele besitzen? Aber was war eine Seele überhaupt? Ich wusste es nicht.
Als ich ihm eine Antwort schuldig blieb, schüttelte er den Kopf. »Ich spüre nichts dergleichen. Dieser ganze Ort fühlt
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