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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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erledigte den Anruf. Das bedeutete nicht, dass er nicht auch seine eigene Autopsie im Rahmen seiner Forschungen würde durchführen können. Der Gedanke, Fritz könnte – einbalsamiert und in einem Glas eingepökelt – aus den offiziellen Kanälen in eine Art klassifiziertes Loch fallen, das Flemming ersonnen hatte, gefiel mir gar nicht. Fritz hatte den Großteil seines Lebens jenseits offizieller Kanäle verbracht.
    So war er in diesem einsamen Apartment gelandet, von Zeitungen und einem Fernseher umgeben, mit einem Glas Schnaps zum Zeitvertreib um vier Uhr nachmittags. Wie lange hätte es gedauert, bis jemand ihn gefunden hätte, wenn wir nicht gekommen wären?
    Wir kehrten auf die Straße zurück. Flemming sagte, er werde auf den Wagen des Coroners warten. Für mich gab es nichts weiter zu tun, und Luis überredete mich, mit ihm wegzufahren.
    Als das Auto losfuhr, fing ich zu weinen an.

    Sonntagmorgen befand ich mich in Luis’ Apartment. Ich war vor ihm aufgewacht und lag im Bett, starrte an die Decke und versuchte nachzudenken. Hatte Fritz tatsächlich gewusst, dass sein Herz kurz davor stand auszusetzen?
    Ich war gegen eine Mauer gelaufen. Ich wusste nicht, wie ich mehr über Flemmings Forschungen in Erfahrung bringen könnte. Vielleicht gab es nichts aufzudecken, nichts, was Flemming nicht schon in der Anhörung ausgesagt hatte. Ich hatte mich wegen nichts aufgeregt.
    Mein Handy klingelte. Luis regte sich und murmelte: »Ist das meins?«
    Â»Nein.« Ich holte meine Jeans und zog das Handy aus der Tasche.
    Meine Mutter. Ihr allwöchentlicher Sonntagsanruf, aber um Stunden zu früh. Ich setzte mich auf und zog mir die Decke hoch. Schließlich konnte ich nicht nackt mit meiner Mom telefonieren.
    Ich ging ans Telefon. »Hi.«
    Â»Hi Kitty. Wir werden bei Cheryl zu Mittag essen, also wollte ich sichergehen, dass wir davor miteinander gesprochen haben. Passt es dir gerade?«
    So gut wie immer. Also nicht wirklich. »Ist schon in Ordnung, Mom.«
    Â»Wie ist Washington? Dad hat die Anhörung aufgenommen – auf C-SPAN senden sie das Ganze vollständig, glaube ich. Ich habe dich noch immer nicht im Publikum entdecken können, aber er hat gesagt, er hätte dich gesehen, und er hat gesagt, deshalb nehme er das Zeug sowieso nicht auf. Er hat sich gedacht, vielleicht möchtest du Kopien davon haben.«

    Ich musste lächeln. »Das ist cool. Danke. Ich soll morgen aussagen, also sag ihm, er soll den Videorekorder bereithalten. «
    Â»Oh – viel Glück! Das wirst du ganz bestimmt prima hinkriegen.«
    Â»Ich muss nur ein paar Fragen beantworten. Es wird schon gutgehen.«
    Luis hatte sich auf einen Ellbogen gestützt und grinste mich an.
    Â»Hast du Zeit gehabt, dir viele Sehenswürdigkeiten anzusehen? Ich bin dort gewesen, als ich auf dem College war. Wir haben uns eine Sitzung des Kongresses angesehen, aber es war das Repräsentantenhaus, glaube ich, nicht der Senat, und …«
    Was sie da sagte, war so gewöhnlich. Irgendwie war das schön. Ich gab ermunternde Geräusche von mir und vermied, etwas zu sagen, das mich vielleicht verärgert oder deprimiert klingen lassen könnte. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte.
    Andererseits wusste sie immer, wann ich verärgert oder deprimiert war, weil ich dann nichts sagte.
    Sie beendete den Anruf allerdings selbst, beinahe bevor ich bereit war, aufzulegen und nicht mehr ihre Stimme zu hören.
    Â»Wir sollten los. Ich glaube, Cheryl ist wegen unseres Besuchs nervös. Sie haben das neue Haus, und ich glaube, es sind noch keine Vorhänge an den Fenstern, und Jeffy zahnt gerade.«
    Â»Grüß alle schön von mir.«
    Â»Mach ich. Pass auf dich auf, Kitty.«

    Â»Du auch, Mom. Tschüs.«
    Â»Das klang sehr nach Vorortidylle. Sehr amerikanisch«, sagte Luis, der kein bisschen entschuldigend grinste.
    Genau das war ich, von der … Kleinigkeit … der Lykanthropie mal abgesehen. »Hast das Ganze mit angehört, wie?«
    Â»Ich gehe einmal davon aus, dass Cheryl deine Schwester ist? Was bedeutet, dass du einen Neffen namens Jeffy hast?«
    Â»Und eine dreijährige Nichte namens Nicky.« Er grinste immer noch. Als wenn ich etwas dafür konnte, dass meine Schwester die Namen direkt aus einer Fünfzigerjahre-Sitcom genommen hatte. »Verspottest du meine normale Familie?«
    Â»Ãœberhaupt nicht.

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