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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Er gab mir Straße und Hausnummer durch.
    Ich sagte ungefähr in dem Moment »Danke«, als ich auflegte und nach draußen auf den Bürgersteig rannte.
    Luis wartete immer noch in dem Miata. »Wohin darf es denn nun gehen?«
    Ich sagte ihm die Adresse.
    Er hob die Brauen. »Du möchtest, dass ich mit diesem Auto in die Gegend fahre?«
    Ich strahlte ihn an. »Du bist doch bestimmt versichert, oder etwa nicht?«
    Der geduldig sein Leid ertragende Luis verdrehte die Augen und legte einen Gang ein.
    Ich biss mir auf die Lippe. Ich würde später am Abend wirklich nett zu ihm sein müssen, um meine Dankbarkeit unter Beweis zu stellen.
    Die Adresse gehörte zu einem Wohnhaus, das etwa vierzig Jahre alt war und unbedingt einen neuen Anstrich benötigte. Oder vielleicht eine Abrissbirne. Flemming wartete mit verschränkten Armen an der Eingangstür und sah sich nervös um.

    Sein Stirnrunzeln nahm eine mürrische Note an, als wir anhielten.
    Â»Ich bin mir sicher, dass das hier völlig unnötig ist«, sagte er, als ich aus dem Wagen sprang. Luis ließ den Motor laufen.
    Â»Sie machen sich ebenfalls Sorgen, sonst wären Sie nicht hier«, sagte ich.
    Â»Er wohnt im zweiten Stock.«
    Der Aufzug funktionierte natürlich nicht. Ich lief los und war rasch eine Treppe vor Flemming.
    Â»Welches Apartment?«, rief ich hinter mich.
    Â»Drei, null, sechs.«
    Die Tür war nicht abgesperrt. Ich stieß sie auf.
    Es roch, als sei hier schon seit langer Zeit nicht mehr geputzt worden: stickig, verschwitzt, feucht. Zu warm, als sei die Heizung zu hoch aufgedreht. Die Eingangstür führte in einen Wohnraum. Eine weitere Tür führte in ein Zimmer, bei dem es sich um das Schlafzimmer handeln musste; jenseits davon war eine Küchenzeile zu sehen.
    Zeitungsstapel türmten sich an den Wänden; die Zeitungen waren willkürlich gefaltet, als habe Fritz sie alle gelesen, von vorne bis hinten, und sie wegwerfen wollen, sei aber nie dazu gekommen. Manche Stapel neigten sich gefährlich zur Seite. Mitten im Zimmer stand ein altes Sofa vor einem Fernseher, der dreißig Jahre alt sein musste, komplett mit in Alufolie gewickelter Antenne. Der Apparat stand in einer Ecke, auf einem ramponierten Tischchen. Es liefen Abendnachrichten, voll statischer Störungen.
    Etwas stimmte nicht. Etwas in der Luft roch völlig falsch – nach Kälte, Krankheit.

    Dr. Flemming betrat das Zimmer hinter mir und schob sich dann an mir vorbei. Ich war stehen geblieben, nicht in der Lage, die letzten Meter zum Sofa zurückzulegen. Flemming stürzte zur Couch, kniete davor nieder und fühlte den Puls des Mannes, der darauf lag.
    Fritz lag gegen eine Armlehne des Sofas gesackt da und starrte völlig entspannt auf den Fernseher. Sein Gesicht war ausdruckslos, sein Blick leer.
    Flemming setzte sich auf die Fersen und stieß ein Seufzen aus. »Wenn ich raten sollte, würde ich sagen, dass es ein Herzinfarkt gewesen ist.«
    Â»Er ist … er ist also tot.«
    Flemming nickte. Ich schloss die Augen und seufzte. »Es könnte nichts anderes gewesen sein, etwas, das ihm jemand zugefügt hat?«
    Â»Sie haben es selbst gesagt. Er ist alt. Früher oder später hat es so kommen müssen.«
    Â»Es ist nur so, dass er bei seinem Anruf gestern Nacht beinahe geklungen hat, als wüsste er, dass ihm etwas zustoßen werde.«
    Das Telefon – mit Wählscheibe, nicht zu fassen – stand auf dem Tisch neben dem Fernseher. Er hatte aufgelegt und es zurück an seinen Platz gestellt, bevor das hier passiert war.
    Â»Vielleicht hat er das.« Flemming starrte Fritz’ Leiche an, als versuche er, etwas zu entdecken oder ihn sich genau einzuprägen. »Mir sind in der Medizin schon seltsamere Dinge untergekommen.«
    Darauf ging ich jede Wette ein. Zwar behauptete er, dass er seine Forschungen publik machen wolle, aber
sonderlich mitteilsam war er gewiss nicht. Meine Wut, der Schock, Fritz gefunden zu haben, waren zu viel. Die Worte brachen aus mir hervor.
    Â»Worum geht es hier, Flemming? Medizinische Anwendungsmöglichkeiten oder militärische? Wollen Sie eine Werwolfarmee erschaffen, wie es die Nazis getan haben?«
    Â»Nein … nein. Das wollte ich nicht, aber …«
    Â»Aber was? Was treiben Sie in diesem Labor?«
    Er wandte sich ab. »Ich werde den Coroner rufen.«
    Er ging zu dem Telefon neben dem Fernseher und

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