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Die Stunde Der Vampire

Die Stunde Der Vampire

Titel: Die Stunde Der Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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Armen gefangen war. Dann kam er immer näher – langsam, sodass mir viel Zeit blieb, Widerspruch zu erheben und die Flucht zu ergreifen, bevor er mich küsste.
    Ich erhob keinerlei Widerspruch. Und ergriff auch nicht die Flucht.
    Um Viertel nach vier hetzte ich ins Crescent , überzeugt, dass ich zu spät dran war, um Fritz anzutreffen. Nicht dass er je wieder mit mir reden würde. Ich hätte mit dem zufrieden sein sollen, was er vergangene Nacht in der Sendung enthüllt hatte, aber ich war nun einmal nie zufrieden, nicht wahr?
    Meine Augen gewöhnten sich an das Halbdunkel in dem Raum. Ich sah zu Fritz’ Stammplatz hinüber und erwartete, seine schwerfällige Gestalt dort zu entdecken, sobald ich sie aus den Schatten geschält hätte. Ich konzentrierte mich und kniff die Augen zusammen, doch der Tisch war leer.
    Jack hatte die Ellbogen auf die Bar gestützt und las eine Zeitschrift. Ich lehnte mich vor ihm an den Tresen, woraufhin er aufblickte und breit lächelte. »Hey! Ich habe deine Sendung gestern Nacht angehört. Das war cool !«
    Â»Danke.« Ich klang zerstreut und nicht sonderlich aufrichtig. »Ich habe ihn verpasst, nicht wahr? Fritz ist schon wieder fort.«

    Â»Er ist heute nicht aufgetaucht.«
    Â»Aber es ist schon nach vier. Er ist nie unpünktlich. Kommt er am Wochenende nicht?«
    Â»Er lässt nie einen Tag aus.«
    Mein Magen wurde bleiern. »Glaubst du, es geht ihm gut? Hast du seine Telefonnummer? Sollte ich nach ihm sehen?«
    Â»Ich habe keine Ahnung, wo er wohnt.«
    Es war meine Schuld. Fritz steckte in Schwierigkeiten, und es war meine Schuld. Er hatte geredet, er hatte geplaudert, und das hatte jemandem nicht gepasst. »Machst du dir denn überhaupt keine Sorgen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Würde eh nichts bringen.«
    Großartig, noch so ein desinteressierter Isolationist. »Ist Ahmed da?«
    Â»Ich glaube nicht. Ich kann oben anrufen, wenn du willst, vielleicht ist er dort.«
    Â»Cool.«
    Er drückte auf eine Taste an dem Telefon hinter der Bar, stand gefühlte fünf Minuten mit dem Hörer am Ohr da und schüttelte dann den Kopf. »Nichts.«
    Â»Meinst du, er weiß, wo Fritz wohnt?«
    Â»Könnte sein.«
    Ich bat ihn um einen Stift und schrieb meine Handynummer auf eine Serviette. »Wenn er es weiß, soll er mich anrufen.«
    Jack steckte die Serviette neben die Registrierkasse. »Du machst dir wirklich Sorgen um ihn.«
    Ich lächelte gequält. »Vergiss nicht, es ist keine Paranoia, wenn sie wirklich hinter dir her sind.«

    Ich rief Flemming an. Bitte keine Voicemail, keine Voicemail …
    Â»Ja?«
    Â»Dr. Flemming? Kitty hier.«
    In der Pause schwang Ärger mit. »Ich habe wirklich keine Zeit …«
    Â»Wo ist Fritz?«
    Â»Wer?«
    Â»Kommen Sie mir nicht damit. Er ist ein alter Werwolf, Deutscher. Er hat gesagt, Sie hätten sich mit ihm unterhalten. Wo ist er?«
    Â»Woher soll ich denn wissen …«
    Â»Er kommt immer auf einen Drink ins … in diesen Laden. Vier Uhr, jeden Tag. Heute hat er sich nicht blicken lassen, und ich glaube nicht, dass das ein Zufall ist. Er hat in meiner Sendung gesprochen, und jemand ist nicht glücklich darüber …«
    Â»Warum sollte ich dieser jemand sein?«
    Â»Ich weiß es nicht. Aber Sie sind meine einzige Spur. Sie müssen eine Vorstellung davon haben, wo er sein könnte.«
    Â»Nun gut – ja, ich kenne Fritz. Ich habe mich mit ihm unterhalten. Wenn er in Ihrer Sendung angerufen hat, ist das seine Sache, und ich wüsste nicht, wieso jemand sich daran stören sollte. Jedenfalls nicht genug, um drastische Maßnahmen zu ergreifen.«
    Es fiel mir schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Wenn ich bei Flemming nichts erreichte, konnte ich mich nirgendwohin sonst wenden, hatte niemanden mehr, den ich fragen konnte. »Ich mache mir Sorgen um ihn.«
    Â»Er ist ein zäher alter Mann, er kann sich um sich selbst
kümmern.« Seine Stimme hatte sich etwas geändert; sie war nicht länger unbewegt. Allmählich drang ich zu ihm durch.
    Â»Er ist alt. Er geht allmählich kaputt. Werwölfe werden nicht krank, aber sie werden durchaus alt und gebrechlich. Er hat niemanden, der sich um ihn kümmert, oder?«
    Er seufzte. »Ich habe seine Adresse. Wenn Sie möchten, sehe ich nach ihm.«
    Â»Kann ich auch hinkommen?«
    Â»Na schön.«

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