Die Stunde Der Vampire
Ãberhaupt nicht.« Nach einigem Grübeln fügte er hinzu: » Jeffy ?«
Ich warf ein Kopfkissen nach ihm.
Nachdem ich das ganze Wochenende mit Luis verbracht hatte, kam es mir beinahe unmöglich vor, mich Montagmorgen zu dem Senatsgebäude zu schleppen. Ich rief bei Ben an.
»Hi, Ben? Was würde passieren, wenn ich heute einfach nicht auftauchte?«
»Obwohl Ihre Aussage auf der Tagesordnung steht?«
»Ja, genau.«
»Die könnten ein paar Federal Marshals bei Ihnen vorbeischicken. «
Oh. Na dann.
Ich musste bei Alette vorbeischauen, um mir frische Kleidung anzuziehen, bevor ich mich zu der Anhörung aufmachte. Ich dachte, ich könnte vielleicht noch vor dem Morgengrauen dort eintreffen und Alette sehen, doch ich hatte kein Glück. Die Sonne stand schon am Himmel, als ich in die Einfahrt einbog. Tom, der andere Fahrer/Man in Black, hielt sich in der Küche auf. Er sagte mir, dass sie sich gerade für den Tag zurückgezogen habe. Kurzzeitig fragte ich mich, was das genau bedeutete. Särge im Keller?
Doch ich riss mich einmal im Leben am Riemen und fragte nicht nach.
Tom bot mir eine Tasse Kaffee an und sagte: »Wir haben die Nacht damit verbracht, nach den Vampiren zu sehen, die Sie vor Smith gerettet haben.«
»Gerettet? Das ist nun wirklich zu viel der Ehre«, murmelte ich in meine Tasse.
Er tat die Bemerkung achselzuckend ab. »Manche möchten bei Alette bleiben. Sie haben noch nie eine echte eigene Behausung gehabt â entweder sind sie alleine gewesen, oder sie hatten ausbeuterische Gebieter. Deshalb sind sie zu Smith gegangen. Es muss nach einer besseren Alternative ausgesehen haben.«
Wahrscheinlich hatte es tatsächlich besser gewirkt. So mancher Regenguss lieà die Traufe verlockend aussehen.
»Wird sie es zulassen? Wird sie sich um sie kümmern?«
»Och, wahrscheinlich schon. Sie kümmert sich gerne um andere.« Sein Lächeln nahm eine ironische Note an.
Wie sich herausstellte, hatte Tom heute seinen freien Tag, doch er bot mir dennoch an, mich zum Senatsgebäude
zu fahren. Ich nahm sein Angebot an, trank den Kaffee aus und ging nach oben, um mich umzuziehen.
Im Senatsgebäude hatte Ben etwas für mich â er hatte ein juristisches Zauberkunststück vollführt und eine Kopie von Fritzâ Autopsiebericht ergattert. Flemming hatte recht: Herzinfarkt. Man wartete noch auf ein paar Labortests, doch es hieÃ, er sei eines natürlichen Todes gestorben. Keinerlei Verschwörung mit im Spiel. Er war nur ein alter Mann, der sein eigenes Ableben herannahen gespürt und seine Geschichte hatte erzählen wollen.
Vielleicht hatte er einfach nur aufgegeben.
Auf Bens Rat hin hatte ich mich für die Sitzung an diesem Tag gut angezogen â ich trug sogar einen Anzug, dunkelblau mit cremefarbener Bluse, konservativ. Er hatte mir gesagt, ich solle ihnen keine Gelegenheit geben, mich in eine Schublade zu stecken oder mich als etwas anderes oder Fremdes abzustempeln. Ich war eine sachverständige Zeugin, nicht mehr und nicht weniger.
Keine Wortführerin für das ganze Thema, das die Anhörung im Laufe der letzten Woche umgangen hatte.
Ich hatte nie an die groÃe Glocke gehängt, wie ich aussah. Ich hatte nie PR-Fotos gemacht. Als mein Erscheinen bei der Anhörung bekannt gegeben worden war â Zeugenlisten wurden immer veröffentlicht â, waren manche Leute wenigstens teilweise deshalb hergekommen, um einen Blick auf mich zu erhaschen und vielleicht ein paar Schnappschüsse für ihr jeweiliges Publikum zu machen. Ich hatte keine Ahnung, ob ich ihren Erwartungen entsprach. Wahrscheinlich war ich jünger, als sie gedacht hatten: Mitte zwanzig, eher dünn, die blonden Haare zu einem
ordentlichen Knoten gebunden. Die Augen weit aufgerissen und ein wenig verängstigt. Auf keinen Fall, wie man sich für gewöhnlich einen weiblichen Werwolf vorstellte: ohne Zweifel als schwüle, widernatürliche Verführerin. Eine Frau, die Sex und Gefahr verströmte. Ich strahlte weder das eine noch das andere aus. Stattdessen eher: »Nun mach schon, schikanier mich, ich bin schwach und verletzlich. « Ich traute mir nicht zu, irgendjemandem, und schon gar keinem Senatsausschuss, die Feinheiten der Dynamik innerhalb eines Werwolfrudels zu erklären; dass es für jeden furchterregenden, gefährlichen Wolf, der dem Klischee entsprach, ein Dutzend anderer gab, die
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