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Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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daß dies die Lady der Jandawaio sein mußte.
    Der alte Mann zerrte drängend am Ärmel der Lady der Acoma. »Da wir auf unserem Weg zu der Heiligen Stadt in den Norden kamen, ließen wir unsere Barke in Sulan-Qu zurück und kamen hierher, um deinen Lord … ah ja, so ist sein Name. Ich bin ein alter Freund seines Vaters, weißt du.« Der alte Mann winkte Mara vertraulich zu. »Meine Frau hat einen tiefen Schlaf, da kannst du sicher sein. Komm heute nacht zu mir, Mädchen.« Er versuchte Maras Arm zu tätscheln, doch seine Hand war so gelähmt, daß er ihr Handgelenk verfehlte.
    Ein hämisches Leuchten trat in Maras Augen. Wenn der Lord auch von geschmackloser Lüsternheit war und sein Atem nach faulen Zähnen stank, so konnte sie ihre Freude kaum unterdrücken. »Ihr möchtet den Lord der Acoma sehen? Ich fürchte, Mylord, dann müßt Ihr zur Stadt zurückkehren, denn Lord Buntokapi ist jetzt dort in seinem Haus.«
    Der alte Mann blinzelte mit verständnislosem Gesichtsausdruck. Gehorsam wiederholte Mara ihre Nachricht, jetzt aber mit wesentlich lauterer Stimme.
    »Oh. Aber natürlich. In seinem Haus in der Stadt.« Der alte Mann starrte Mara wieder anzüglich an. Dann nickte er nachdrücklich und winkte seiner Gefolgschaft zu.
    Die immer noch schnatternden Frauen schienen nichts zu bemerken, als ihre Sklaven sich an den Sänften versammelten. Die Träger, die die winzige alte Frau getragen hatten, vollzogen eine abrupte Kehrtwendung und brachten ihren verwirrt dreinschauenden Schützling zurück zu ihren Kissen. Der alte Mann schrie über ihre genuschelten Klageworte hinweg: »Geh weiter! Geh weiter, Mutter, wir müssen zurück in die Stadt!«
    Die Mädchen und ihre Mutter, alle gleich schlicht und laut, protestierten bitterlich bei der Idee, zu ihren Sänften zurückkehren zu müssen. Sie lächelten albern und zierten sich, in der Hoffnung, von der Lady der Acoma eine Erfrischung angeboten zu bekommen, doch der taube Lord Chipaka schenkte ihrem Lärm keinerlei Beachtung. Als er sich in aller Eile auf den Weg zu Lord Buntokapi machen wollte, entschloß Mara sich, ihn nicht daran zu hindern. Sobald die Matnarchin und ihre Brut sicher in ihren Sänften verstaut waren, bot sie großzügig einen Sklaven an, der ihnen den Weg zum Haus zeigen würde, damit der Höflichkeitsbesuch bei ihrem Lord keine weiteren Verzögerungen erdulden mußte.
    Der Lord der Jandawaio winkte geistesabwesend und schlurfte zu der Sänfte, die er mit seiner Mutter teilte. Die eine Hand an den Vorhängen, hielt er noch einmal inne. »Und sag deiner Herrin, daß es mir leid tut, sie verpaßt zu haben, Mädchen.«
    Mara schüttelte leicht den Kopf. »Das werde ich, Mylord.«
    Die Sklaven beugten sich hinab, und ihre Muskeln glänzten vom Schweiß, als sie die Sänftenstangen in die Hand nahmen. Während die Gesellschaft sich wieder auf den Weg machte, wandte Nacoya sich an Mara: »Mylady, Lord Bunto wird wütend sein.«
    Mara sah dem abziehenden Gefolge mit kühler Berechnung nach. Wenn die alte Matriarchin der Jandawaio jedes Ruckeln übelnahm und nur einen langsamen Schritt der Sänftenträger ertrug, würden Buntokapis Besucher eine Stunde, nachdem er in Teanis Bett zurückgekehrt war, bei ihm eintreffen. »Das hoffe ich sehr, Nacoya«, meinte sie inbrünstig.
    Sie kehrte in ihre Gemächer zurück, wo ihre Karten und Dokumente warteten. Nacoya starrte ihr voller Erstaunen hinterher und fragte sich, welchen Grund die junge Herrin wohl haben könnte, den Zorn des brutalen Mannes auf sich zu ziehen, den sie geheiratet hatte.

    Drei Tage später stampfte Buntokapi unangekündigt und ohne die Gegenwart Nacoyas oder der anderen Bediensteten zu beachten in Maras Gemächer. Beim Anblick der staubigen Sandalen zuckte Mara unwillkürlich zusammen. Aber dieses Paar war nur zum gewöhnlichen Gehen bestimmt, es waren keine Dornen darunter, wie sie in der Schlacht oder auf dem Übungsfeld benutzt wurden. »Niemals hättest du diesem alten Narren und seiner Brut von Jiga-Hennen erlauben dürfen, mich in meinem Haus in der Stadt aufzusuchen«, begann der Lord der Acoma. Beim Klang seiner Stimme machten sich die Dienerinnen in den Ecken des Zimmers ganz klein vor Schreck.
    Mara senkte die Augen, nicht nur, weil sie ihre Erheiterung darüber verbergen wollte, daß Buntokapi die Frauen des Lords der Jandawaio als Federvieh bezeichnet hatte, sondern auch als Zeichen der Reue. »Ist mein Gemahl unzufrieden?«
    Mit einem Seufzer der Verärgerung ließ Buntokapi sich

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