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Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Mitglieder seines Netzwerkes sahen, wie die Acoma an Macht und Ansehen gewannen, würde dies auch bei ihnen einen Stolz entfachen, den sie unter dem Lord der Tuscai niemals gekannt hatten.
    Die Sklaven kamen und kümmerten sich um die Lampen. Als das helle Licht sich über das Antlitz des Supais ergoß, bemerkte Mara die Veränderung in Arakasis Haltung. Was für ein Schatz dieser Mann war! Sein Talent machte dem Haus der Acoma alle Ehre. Mara lauschte seinen Informationen noch bis spät in die Nacht, innerlich aufgewühlt von einer Unzufriedenheit, die selbst seiner scharfen Wahrnehmung entging. Jetzt endlich hatte sie die Mittel, die sie benötigte, um sich am Spiel zu beteiligen und einen Weg zu finden, wie sie für ihren Vater und ihren Bruder Rache an den Minwanabi nehmen konnte. Aber sie konnte keinen einzigen Schritt unternehmen, konnte auf keine der Informationen Taten folgen lassen, solange Buntokapi noch Herr der Acoma war. Als Arakasi schließlich gegangen war, saß Mara mit in die Ferne gerichtetem Blick vor den abgenagten Knochen des Jiga-Vogels. Sie brütete vor sich hin und schlief erst kurz vor Morgengrauen ein.

    Die Gäste trafen spät im Laufe des nächsten Morgens ein. Mit vom Schlafmangel geröteten Augen betrachtete Mara die sieben Sänften, die sich auf das Herrenhaus zubewegten. Sie erkannte die Farben der Rüstungen, die die begleitenden Krieger trugen; sie waren nicht gerade ein Grund zur Freude. Mit einem niedergeschlagenen Seufzer forderte Mara ihre Zofe auf, ihr ein entsprechendes Gewand zur Begrüßung der Gäste zu bringen. Es war unwichtig, daß sie eine Störung darstellten und einen schönen Morgen zunichte machten. Ehre und Gastfreundschaft der Acoma mußten gewahrt bleiben. Als die ersten Sänften die Tür erreichten, wartete Mara bereits mit drei Dienerinnen, um die Insassen zu begrüßen. Nacoya kam aus einer anderen Tür herbei und trat zu ihrer Herrin, als der erste Gast sich von den Kissen erhob.
    Mara verneigte sich formell. »Mylord Chipaka, welch eine Ehre.«
    Der verhutzelte alte Mann blinzelte mit kurzsichtigen Augen und versuchte herauszufinden, wer da gesprochen hatte. Da auch sein Gehör nicht mehr gut funktionierte, waren ihm Maras Worte entgangen. Er rückte näher an das junge Mädchen, das ihm am nächsten stand, und warf einen kurzen Blick auf sie. »Ich bin Lord Chipaka von den Jandawaio! Meine Frau, meine Mutter und meine Töchter sind gekommen, um deinen Herrn und deine Herrin zu besuchen, Mädchen!« brüllte er dann.
    Er hielt Mara irrtümlich für eine Dienerin. Die Lady der Acoma war kaum in der Lage, ihre Erheiterung zu verbergen, und ignorierte den leichten Fehltritt. Sie sprach jetzt direkt in das Ohr des Älteren. »Ich bin Mara, Lord Buntokapis Gemahlin, Mylord. Welchem Anlaß verdanken wir diese Ehre?«
    Doch der alte Mann widmete seine Aufmerksamkeit jetzt einer zerbrechlichen, alten Frau, die aussah, als wäre sie beinahe hundert. Vorsichtig, als wäre sie ein rohes Ei, halfen die Krieger ihr aus der prächtigsten der sieben Sänften. Mara forderte ihre Dienerinnen auf, zu helfen, eine Geste des Respekts, denn die Träger waren schmutzig vom Staub der Straße. Von der alten Frau kam weder eine Geste noch ein Wort des Dankes. Verschrumpelt und hakennasig wie ein federloser Vogel hing sie zwischen den zwei Dienern, die sie stützten. Drei weitere Frauen tauchten jetzt aus den anderen Sänften auf, jede von ihnen eine jüngere Kopie ihrer Großmutter, aber genauso giftig in der Ruhe des Morgens. Sie umringten die alte Frau und begannen sofort mit einem schwatzhaften Geschnatter. Mara hielt ihren Abscheu im Zaum, denn bereits das Eindringen in ihr Haus war zu einer Übung in Toleranz geworden.
    Der alte Mann schlurfte näher, lächelte und tätschelte ihre Hinterbacken. Mara blinzelte vor Entsetzen und Ekel. Doch der alte Mann schien ihr Unbehagen nicht zu bemerken. »Ich konnte die Hochzeit deiner Mistress nicht miterleben, Mädchen. Meine Güter in der Nähe von Yankora sind wirklich weit entfernt, und Mutter war krank.« Er winkte der zerbrechlichen Frau zu, die jetzt ins Leere starrte, während ihre Enkelinnen über die ungeschickten Diener fluchten, die die alte Frau stützten. In dieses Gedrängel gackernder Jiga-Vögel humpelte die Frau aus der letzten Sänfte. Sie war in bestickten Sharsao-Stoff gekleidet, und die Bewegungen ihres Fächers enthüllten ein Gesicht, das die gleichen Spuren reifen Alters trug wie das Lord Chipakas. Mara begriff,

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