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Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Männer eingebracht, und mehrere Male war sie nur knapp irgendwelchen Sklavenhändlern entgangen, obwohl sie kein Verbrechen begangen hatte, das eine solche Verurteilung hätte rechtfertigen können. Aber in den schmutzigeren Straßen des Kaiserreiches wurden die Feinheiten des Gesetzes schnell beiseite geschoben, wenn es um Geld ging. Teani hatte früh begriffen, daß die Ehre einigen Männern nichts bedeutete. Sie hatte Mißbrauch lange vor der Liebe kennengelernt und mit zwölf zum ersten Mal ihren Körper verkauft, an einen Mann, der sie zwei Jahre in seinem Haus behielt. Er hatte eine kranke Seele gehabt und Gefallen daran gefunden, die Schönheit mit Schmerzen zu quälen. Zuerst hatte Teani sich gewehrt, doch dann lehrte das Leiden sie, die Unannehmlichkeiten zu ignorieren. Schließlich hatte sie ihren Peiniger getötet, doch die Erinnerung an die Qual blieb bei ihr, wurde zu etwas Gewohntem, das sie verstand. Danach war sie mit Hilfe ihrer Schönheit und ihres angeborenen Verstandes die soziale Leiter emporgeklettert, hatte einen Wohltäter nach dem anderen gewählt, jeder noch reicher und mächtiger als der vorherige. Sieben Jahre diente sie jetzt schon ihrem gegenwärtigen Herrn, wenn auch niemals im Bett, wie es bei den anderen gewesen war. Dieser Lord blickte durch ihre liebliche Schönheit und die grausamen Leidenschaften hindurch und erkannte den steinernen Haß, der Teani in Wirklichkeit antrieb. Er setzte diese Eigenschaften erfolgreich gegen seinen Feind, den Lord der Minwanabi, ein und war niemals der Versuchung erlegen, ihre Beziehung zu etwas anderem zu machen als einer geschäftlichen Verbindung zu seinem Nutzen. Dafür zollte die Konkubine ihm ihre Loyalität, denn dieser Herr war einzigartig unter denen, die sie auf der langen Straße ihres Lebens getroffen hatte.
    Doch nur Buntokapi hatte sie als Person berührt. Vor der Begegnung mit ihm hatte Teani wenig echtes Interesse an den Männern gehabt, mit denen sie geschlafen oder die sie ermordet hatte. Wenn der Lord der Acoma auch einem Porina-Bär in seiner Suhle geähnelt hatte, sogar bis zu dem Punkt, daß er genauso gestunken hatte, und wenn er auch noch mit dem Schweiß von den Ringkämpfen auf seiner Haut zu ihr geeilt war, um sie zu lieben, so hatte er sie zumindest doch verstanden. Buntokapi hatte ihr den Schmerz gegeben, den sie zum Überleben brauchte, und die Liebe, die sie in all den achtundzwanzig Jahren ihres Lebens niemals gekannt hatte. Teani zitterte leicht bei der Erinnerung an seine Hände, die sich auf dem Höhepunkt seiner Lust in ihr weiches Fleisch gekrallt hatten. Sie hatte ihre Nägel in seinen Rücken gegraben, ihn gelehrt, selbst Schmerz zu genießen. Doch Mara von den Acoma hatte all dem ein Ende gesetzt.
    Teanis Finger preßten sich um das helle Emaille des Wasserbehälters, während der Zorn in ihrem Innern anschwoll. Buntokapi war ein Opfer vieler Fallen geworden, die zu seinem Tode geführt hatten, ruiniert durch seine natürliche Tendenz, die Ehre höher als das Leben zu schätzen. Teani verstand nichts von Ehre … aber dafür um so mehr von Rivalität. Diese Hündin von einer Frau – unschuldig wie ein Baby, dachte Teani angeekelt. Wie gern würde sie die kühle Fassade der Lady zerbrechen – und wie leicht! Welches Vergnügen würde die Konkubine daran finden, Mara stundenlang, vielleicht tagelang zu quälen, bevor sie sie zu Turakamu schickte. Teani leckte sich die Lippen, die Hitze brachte sie etwas ins Schwitzen. Allein die Vorstellung, wie sie die Lady der Acoma beherrschte, brachte ihr mehr Vergnügen, als sie beim Sex gehabt hatte, mit welchem Mann auch immer. Doch die schändliche Weise, wie Mara sie aus dem Haus in der Stadt verjagt hatte, machte jede sofortige Rache zunichte. Jetzt hatte Teani keine andere Wahl, als erst einmal ihren Posten als Spionin im Haushalt Jingus wieder einzunehmen. Der feiste Lord der Minwanabi stieß sie ab, und es würde schwer werden, sein kriecherisches Wesen wieder zu ertragen, doch er und die Acoma waren unversöhnliche Feinde. Durch ihn wollte Teani ihre Genugtuung in die Wege leiten. Mara würde sterben, langsam und qualvoll oder zumindest in Schande, wenn es keine andere Möglichkeit gab. Daß der wahre Herr der Konkubine etwas anderes angeordnet hatte, tat nichts zur Sache. Teani hatte ihre Arbeitgeber bereits in der Vergangenheit mehrmals gewechselt.
    Bei diesem Gedanken warf sie den Wasserbehälter kräftig auf die Kissen und gab ihren Trägern ein Zeichen, zu ihr

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