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Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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fand, schien seine Miene sich wieder aufzuhellen. »Der Lord der Minwanabi hört auf keinen Rat außer seinem eigenen.«
    Die Frau fuhr mit einem exquisit manikürten Fingernagel über die kunstvoll emaillierten Verzierungen eines Wasserbehälters. »Ich werde an Jingus Seite zurückkehren. Er wird den Rückschlag bei seinem Versuch, eine Spionin in das Haus der Acoma zu schleusen, bedauern, doch er wird mich vermißt haben.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem verträumten Lächeln. »Es gibt einiges, das er vermißt hat, während ich weg war. Keines der anderen Mädchen hat meine … Fähigkeiten.«
    »Vielleicht mangelt es ihnen auch einfach nur an Eurer Kühnheit, sie einzusetzen, Teani«, meinte der Topfhändler trocken.
    »Genug.« Die Konkubine warf ihre goldbraunen Haare zurück, und der Umhang verrutschte. Ein kurzer Blick auf das, was darunter lag, brachte den Händler zum Lächeln, als er den Gegensatz zwischen der erstaunlichen Schönheit dieser Frau und ihrer unerwarteten Grausamkeit bemerkte. Teani, die seinen Ausdruck irrtümlich für männliche Begierde hielt und sich darüber amüsierte, brachte ihn wieder in die Gegenwart zurück. »Buntokapi war Jingu niemals von Nutzen. Mara hat immer die Kontrolle behalten, und sie war so schlau, ihren Lord dies erst erkennen zu lassen, als es bereits zu spät war. Richtet unserem wahren Meister aus, daß ich wieder in das Haus der Minwanabi zurückkehren und ihm an Informationen senden werde, was immer ich kann.«
    Der Händler nickte und rieb mit schwielenlosen Fingern über das Holz seines Stabes. »Das ist gut. Ich trage diese verdammten Keramikwaren, seit ich heute morgen die Flußbarke unseres Herrn verlassen habe, und ich bin froh darüber, die Scharade beenden zu können.«
    Teani sah ihn eindringlich an, als würde sie es genießen, wenn er sich unwohl fühlte. »Gebt mir den Behälter«, murmelte sie. »Die Träger müssen glauben, daß ich einen Grund hatte, mit Euch zu sprechen.«
    Der Mann nahm den Wasserbehälter vom Haken. Emaille blitzte grell im Sonnenlicht auf, als er ihn der Frau mit unverhohlen ironischer Geste reichte. »Einer weniger zu schleppen.«
    »Warum seid Ihr selbst gekommen?«
    Der Händler zog eine Grimasse, denn der Stab drückte unbarmherzig auf seine Schulter, und er konnte nicht nach hinten greifen, um sich an einer juckenden Stelle zu kratzen. »Ich wagte nicht, jemanden sonst mit dieser Aufgabe zu betrauen.
    Als wir auf der Barke meines Herrn letzte Nacht die Stadt verließen, fuhren wir nur wenige Meilen flußaufwärts und banden das Boot dann fest. Er vermutete, Ihr würdet immer noch in dem Haus verweilen, daher meine Verkleidung. Niemand von uns hätte gedacht, daß Lady Mara so erpicht darauf sein würde, sich von Buntokapis Besitz in der Stadt zu trennen. Sie hat schließlich erst gestern den Hain der Besinnung verlassen.«
    Teani blickte zu dem Brunnen, an dem die Träger saßen und miteinander plauderten. Sie deutete mit dem Kopf in ihre Richtung. »Ich glaube, Ihr solltet lieber alle töten lassen. Einer von ihnen könnte von unserer Begegnung berichten.«
    Der Händler betrachtete die acht Männer am Brunnen. »Es wird zwar eine unappetitliche Angelegenheit, aber das ist immer noch besser als die Entdeckung zu riskieren. Außerdem, wie kann die Trägergilde Euch dafür verantwortlich machen, wenn Ihr auf der Kaiserlichen Straße von Räubern angegriffen werdet? Ich werde die nötigen Vorkehrungen treffen lassen, kurz bevor Ihr den Besitz der Minwanabi erreicht, damit Ihr gleich in die Sicherheit von Jingus Armen eilen könnt. Und jetzt zu den Anweisungen unseres Herrn: Trotz allem, was geschehen ist, soll Lady Mara in Ruhe gelassen werden.«
    Teani versteifte sich vor Überraschung. »Nach dem Mord an Buntokapi?«
    »Unser Herr befiehlt es. Wir dürfen uns jetzt nicht länger unterhalten.« Mit einer Mimik, die von echtem Abscheu zeugte, hievte der Händler die klappernden Waren auf die andere Schulter.
    Teani saß nur still da, als er ging; ihre sonst von Berufs wegen beherrschte Haltung war dahin. Mara von den Acoma erweckte eine persönlichere Wut, einen tieferen Haß in ihr als jeder andere Mensch, den sie zuvor gekannt hatte. Die Konkubine machte sich nicht die Mühe, den Grund herauszufinden.
    Sie war die Tochter einer Frau aus der Ried-Welt, war mit sechs Jahren auf der Straße gelandet und hatte nur kraft ihres Verstandes überlebt. Ihre ungewöhnliche Schönheit hatte ihr schnell die Aufmerksamkeit der

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