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Die Stunde der Wahrheit

Die Stunde der Wahrheit

Titel: Die Stunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Lords der Inrodaka sich mit der Kleidung zweier Diener biß, deren Livree Mara nicht einordnen konnte. Nachdem sie die anwesenden Gäste studiert hatte, überfiel Mara ein leichtes Frösteln. Nirgendwo sah sie eine Tunika in Scharlachrot und Gelb.
    Als hätte sie ihre Verunsicherung gespürt, schob Nacoya den Teller beiseite, auf dem nur ein paar Knochen des Jiga-Vogels als letzte Reste ihrer Mahlzeit verblieben waren. »Ich kann den Lord der Anasati nirgends entdecken«, sagte sie direkt. »Wenn die Götter seine Ankunft nicht verzögert haben, meine Tochter, seid Ihr und Euer junger Sohn in größter Gefahr.«
    Nacoya führte nicht weiter aus, was sich daraus ganz offensichtlich ergab. Die Abwesenheit einer prominenten Familie war immer von politischer Bedeutung, und ein besonders bedeutsamer Aspekt war der, daß Tecumas Schwur, die Acoma um Ayakis willen zu schützen, ihr nichts nützen würde, solange nicht er oder sein ältester Sohn anwesend waren. Ohne den Schutz der Anasati hatte Mara nur fünfzig Krieger, die in Baracken außerhalb ihrer Reichweite untergebracht waren. Die Kälte, mit der der Lord der Techtalt sie begrüßt hatte, bekam jetzt eine neue Bedeutung; denn es schien möglich, daß Buntokapis Affront gegenüber dem Kriegsherrn dem Namen der Anasati mehr Schaden zugefügt hatte, als Mara geglaubt hatte. Die Gefahr, in der sie sich befand, wuchs im gleichen Verhältnis. Möglicherweise hielt sich der Lord der Minwanabi für mächtig genug, die Acoma zu vernichten und dann den Krieg zu gewinnen, der zwangsläufig ausbrechen würde, wenn Tecuma seine Streitkräfte ausschickte, um den Titel Ayakis zu verteidigen.
    »Ihr hättet die Einladung nicht annehmen sollen«, flüsterte Nacoya.
    Mara machte eine schroffe Handbewegung. Nicht einmal die Tatsache, daß zwei Häuser jetzt in großer Gefahr waren, konnte ihren Beschluß ändern. Sie würde überleben, die Niederlage in einen Triumph verwandeln, wenn das Glück ihr die passende Waffe in die Hand gab. Doch die Abwesenheit eines Verbündeten, mit dem sie gerechnet hatte, bereitete ihr genug Sorgen, daß ihre Aufmerksamkeit nachließ. So merkte sie nicht, daß Teani an diesem Morgen zu spät zum Empfang kam und einen geheimnisvollen, selbstzufriedenen Ausdruck im Gesicht hatte, wann immer sie Mara ansah. Auch erhob die Lady der Acoma sich nicht schnell genug vom Tisch, um dem Lord der Ekamchi auszuweichen, der plötzlich neben ihr auftauchte und ein anzügliches Grinsen zur Schau trug.
    »Guten Tag, Lady der Acoma. Welch eine Überraschung, daß Ihr nicht einen Eurer neuen Cho-ja-Kneger zum Schutz Eurer Gesundheit mitgebracht habt.«
    Mara verneigte sich förmlich; sie erkannte eine uncharakteristische Kühnheit in der Art des schwammigen Mannes. »Um meine Gesundheit ist es bestens bestellt, Lord der Ekamchi. Und mit Papewaio an meiner Seite mangelt es mir nicht an Schutz.«
    Der Lord der Ekamchi zog eine Grimasse – er hatte guten Grund, sich an den Mut und das Können des Truppenführers der Acoma zu erinnern. Dennoch behielt er sein beharrliches Auftreten bei und enthüllte dadurch eine Veränderung in den Bündnissen, ehe Mara es auf andere Weise herausfand. Die Lady der Acoma ahmte ohne es zu wissen ihren Vater nach, als sie sich für einen kühnen Weg entschied und die Angelegenheit auf den Tisch brachte, bevor sie unter weniger günstigen Umständen angeschnitten werden konnte. »Ihr habt möglicherweise in der letzten Zeit mit Tecuma von den Anasati gesprochen?«
    »Oh!« Der Lord der Ekamchi war erstaunt. Doch seine Augen blitzten kurz triumphierend auf, als er sich wieder in der Gewalt hatte. »Ich bedauere, Euch mitteilen zu müssen, dass unser Gast, der Lord der Minwanabi, sich entschieden hat, Tecuma von den Anasati zu dieser Feier nicht einzuladen. Er möchte den Kriegsherrn nicht an die zurückliegende unerfreuliche Situation erinnern, ja, an die Beleidigung, die der gute Mann durch den Sohn hat erleiden müssen, der in die Familie der Acoma eingeheiratet hatte.«
    »Buntokapi ist ehrenvoll gestorben«, sagte Mara eisig. »Ihr erniedrigt Euch selbst, wenn Ihr schlecht von den Toten sprecht.« Ihre Worte waren eine Warnung und zugleich eine Herausforderung an die Ehre der Ekamchi, sollte er das Thema nicht fallenlassen.
    Der Lord, der sie beleidigt hatte, wandte sich ab, doch nicht ohne noch eine letzte Spitze zum besten zu geben. »Doch ich weiß, daß Tecuma auch nicht hätte kommen können, wenn die Umstände es zugelassen hätten. Er

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