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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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das Elfenlandblau, das Dunsany beschrieb. Ich hatte das Gefühl, als könnte ich einen Schritt gehen und in einer anderen Welt sein, an einem magischen Ort, an dem nichts wehtat. Wo niemand dem anderen wehtat. Oder wo die Abenteuer, die jemand erlebte, symbolhaft und bedeutungsvoll waren, zur Erleuchtung führten, zum Erwachsensein, oder aber mindestens zu einem schönen Schatz. Vielleicht einer sprechenden Gans.
    Ich hatte schon reichlich viel Magie in meiner Welt gesehen. Nichts davon hatte mich sonderlich beeindruckt.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Tja, Carl. Es steht dir frei, ihr zur Seite zu stehen. Solange du nur weißt, was sie in Wirklichkeit ist.«
    Ich war bereit, als er auf mich zusprang.

Zwölf
    Carl warf sich auf mich, die Hände gestreckt, die Finger ausgebreitet, bereit, mich am Hals zu packen. Ich duckte mich und rollte zur Seite. Theoretisch hatte ich all diese kunstvollen Bewegungen gelernt: wie sich ein herannahender Gegner umwerfen, sich der Schwung eines größeren Angreifers gegen ihn verwenden ließ, wie ich ihn kopfüber auf den Boden zu meinen Füßen schleudern konnte. Diese Bewegungen funktionierten allerdings viel besser in der Sporthalle mit Bodenmatten und Zeit zum Üben.
    In der Praxis gelang es mir lediglich, mich außer Reichweite seiner Arme zu rollen. Ich griff nach ihm und erwischte ihn am Saum seiner Jeans. Er stolperte, ohne jedoch zu stürzen. Auf allen vieren kriechend entfernte ich mich von ihm, drehte mich um und sah ihn an, kauernd, abwartend.
    Carl schien es nicht eilig zu haben. Er zog sich das Hemd aus, wobei er seine muskulöse, breite Brust entblößte, er umkreiste mich. Aus seiner Kehle drang ein grollendes Geräusch.
    Als Wölfin würde ich mich weitaus besser schlagen, mit Krallen und Zähnen und ein paar Hemmungen weniger. Doch sobald ich mir die Zeit nähme, Wolfsgestalt anzunehmen, würde er angreifen.
    Vielleicht müsste ich mich nicht vollständig verwandeln.
Ich könnte ein bisschen Wölfin hinüberströmen lassen, den Vorteil so weit ausbauen, dass ich mich behaupten konnte. Ich fing zu knurren an. Zuerst würde ich Carl angreifen, dann Meg.
    Ich spannte mich an und tat, als würde ich gleich losspringen. Als ich eine ruckartige Bewegung nach vorne machte, entlockte ich ihm eine Reaktion. Er lief auf mich zu, als glaubte er, wir würden zusammenprallen. Einen frontalen Zusammenstoß hätte er gewonnen. Doch ich duckte mich und mied so erneut die Wucht seines Angriffs. Er lief dicht an mir vorbei. Ich konnte die Hitze seines Blutes spüren, roch die Schweißtropfen, die seinen Körper bedeckten.
    Als ich den Arm ausstreckte, um ihn zu berühren, wuchsen mir bereits Krallen. Mit gekrümmten Fingern ließ ich den Arm schwungvoll niedersausen und kratzte ihn. Ich schnitt ihm ins Fleisch und sah rotes Blut hervorspritzen.
    Er knurrte, ein Geräusch, als reiße Holz, und wand sich unter dem jähen Schmerz. Er drehte sich im Kreis, wobei er sich ein Stück von mir entfernte, und hielt sich die linke Seite. Ich hatte ihm die Haut unterhalb des Brustkorbs aufgerissen. Es war unmöglich zu sagen, wie tief die Wunden waren. Er sah eher erbost als verletzt aus. Das Gesicht hatte er zu einer wütenden Grimasse verzogen, seine Augen loderten.
    Da packte mich etwas am Hals und zerrte mich nach hinten. Meg.
    Sie hatte mich im Schwitzkasten, zog mit dem linken Arm den rechten Arm zurück, den sie mir um den Hals gelegt hatte. Ich würgte und bekam keine Luft mehr, während
sie mir die Kehle zusammendrückte. Sie zerrte an mir, bis ich flach auf dem Rücken lag, beinahe auf ihr. Mit aller Kraft würgte sie mich.
    Ich zerschlitzte ihr die Arme, griff nach hinten und versuchte, ihr das Gesicht zu zerkratzen. Mittlerweile war ich in Panik, sodass es mir schwerfiel, meine Gestalt beizubehalten. Die Angst führte dazu, dass ich zerschmelzen wollte, weil die Wölfin schneller weglaufen konnte als ich. Ich kämpfte, sowohl gegen sie wie auch gegen mich selbst; ich wollte mich von Meg losmachen, und ich wollte in meinem Körper verankert bleiben.
    Ihre zuckersüße Stimme erklang an meinem Ohr. »Ich glaube, wir sind fertig. Möchtest du ihr den Rest geben, oder soll ich?« Sie blickte zu Carl empor.
    Carls Arme wurden dicker, ihm wuchsen Krallen. Er kam auf mich zu. Mir blieb Zeit, darüber nachzudenken, wie dumm es von mir gewesen war, nicht auf das

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