Die Stunde Der Woelfe
weggehen!« Ich fletschte die Zähne, eine verächtliche Grimasse. »Er ist hundertmal mehr wert als du. Ihn umzubringen ändert nichts daran.«
Meg trat mit wütendem Blick zu Carl. Sie sah schlimm aus, von ihrem Gesicht und ihren Armen strömte das Blut. In einem Kampf würde sie nicht bestehen. Doch hinter Carl stehend, tat sie, als wäre dem nicht so.
Beim Sprechen spuckte sie die Worte regelrecht aus. »Mach sie fertig. Lass sie bei ihm liegen.«
Ich begegnete Carls Blick. Hielt ihm lange Zeit stand. Auch er sah verzweifelt aus. Es war, als fragten wir uns beide, wie die Sache hätte anders verlaufen können. All das hätte anders ausgehen sollen. Angefangen mit der Nacht, in der ich niemals zu einer von ihnen hätte gemacht werden sollen.
Langsam schüttelte er den Kopf. »Nein. Sie wird jetzt nicht mehr kämpfen.« Da Meg den Anschein erweckte, als wolle sie widersprechen, packte er sie am Genick, und sie verstummte. Zu mir sagte er: »Du hast einen Tag, um die Stadt zu verlassen. Ich will, dass du aus meinem Revier verschwindest.«
Sein Revier konnte er behalten.
Bevor ich mich erhob, vergrub ich die Nase in T.J.s Haaren und atmete tief ein, um mir seinen Geruch einzuprägen. Das Ãl und die Schmiere seines Motorrads, die Hitze seiner Küche. Seine Seife, seine Jacke, ein leichter Hauch Zigarette, stärkerer Kiefernduft. Sein Wolf, verschwitzt und wild. Er roch nach Wind am Rande der Stadt.
Ich richtete mich auf, den Blick abgewandt. Niemals zurückblicken.
In hasserfülltem, bissigem Tonfall sagte Carl: »T.J. hat für dein Leben bezahlt. Vergiss das nicht.«
Ich schluckte ein Schluchzen hinunter und lief los.
Epilog
»Okay, hier sind wir wieder mit der Midnight Hour . Uns bleibt noch Zeit, ein paar Anrufe für meinen Gast an diesem Abend entgegenzunehmen: Senator Joseph Duke, Republikaner aus Missouri. Evan aus San Diego, du bist live auf Sendung.«
»Ja, hi«, sagte Evan. »Senator Duke, erst einmal möchte ich Ihnen dafür danken, dass Sie einer der wenigen in der Regierung sind, der bereit ist, für seine Ãberzeugungen einzutreten â¦Â«
Innerlich stöhnte ich auf. Anrufe, die so anfingen, endeten immer damit, dass heftig auf die Bibel gepocht wurde.
Duke sagte: »Tja, danke schön, Evan. Selbstverständlich ist es meine gottgegebene Pflicht, im Kongress der Vereinigten Staaten für moralische Rechtschaffenheit zu sorgen. «
»Ãhm, ja. Und zu meiner Frage, was ich wirklich wissen will: Ihrer kenntnisreichen Meinung nach, was ist die beste Methode, um die satanische Brut zu bestrafen â auf dem Scheiterhaufen verbrennen oder in Weihwasser ertränken? Wenn die Bundesregierung einen obligatorischen Strafenkatalog einführte, was würden Sie befürworten?«
Warum hörten sich solche Leute überhaupt meine Sendung an? Wahrscheinlich um Zitate zu sammeln, die sie aus dem jeweiligen Kontext reiÃen konnten. Die Antworten,
die ich auf Fragen zu Vampirorgien erteilte, suchten mich regelmäÃig zu einem späteren Zeitpunkt wieder heim.
Der Senator besaà den Anstand, verlegen auszusehen. Er rutschte in seinem Stuhl hin und her und spitzte die Lippen. »Tja, Evan, ich fürchte, ich bin bei Weitem nicht der Experte in Sachen Bestrafung der Sünder, für den Sie mich halten. Heutzutage deckt das derzeitige Strafrecht jegliche Verbrechen ab, für die die satanische Brut verurteilt werden mag, und schreibt die gerechten Strafen für diese Verbrechen vor. Und wenn sie neue Vergehen erfinden sollten, tja, das lassen wir einfach mal auf uns zukommen und sehen dann weiter.«
Deshalb waren Kerle wie Duke so Angst einflöÃend. Sie konnten sich selbst bei den eigenartigsten Aussagen so einleuchtend ausdrücken.
Senator Joseph Duke, ein Durchschnittsexemplar der konservativen amerikanischen Mittelschicht, zwischen fünfzig und sechzig Jahre alt, wie der Mann auf dem Bildnis American Gothic , bloà zehn Kilo schwerer, saà am anderen Ende des Tisches, zwar immer noch in Reichweite des Mikrofons, doch so weit weg von mir wie irgend möglich. Er hatte zwei Leibwächter im Anzug bei sich. Einer hatte die Waffe gezogen und in die Beuge seiner verschränkten Arme gebettet. Der Senator weigerte sich, sich ohne seine Leibwächter im selben Zimmer wie ich aufzuhalten. Ich fragte nach der Waffe â Silberkugeln? Selbstverständlich.
Nachdem so
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