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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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riss ihm nicht, wie beabsichtigt, die Eingeweide heraus, aber er erwischte T.J. am Kinn, peitschte ihm den Kopf zurück und warf ihn nach hinten. Blut spritzte aus zahlreichen Schnitten in seinem Gesicht.
    Ich stieß einen Schrei aus, der beinahe wie ein Heulen klang.
    Als ich auf T.J. zulief, um ihm gegen Carl zu helfen, rannte Meg auf mich zu. Es sah ganz so aus, als bekäme ich mein Duell mit der Lady doch noch. Den Letzten beißen die Hunde. Gewissermaßen.
    Sofort beugte ich mich vor und griff an, stieß ihr in den Magen und erwischte sie, bevor sie damit gerechnet hatte, mich zu erreichen. Ich stieß mit einer rohen Gewalt zu, die ich mir gar nicht zugetraut hätte, und hob sie für den Bruchteil einer Sekunde in die Luft, lange genug, um ihr das Gleichgewicht zu rauben und sie zu Boden zu schleudern. Dann warf ich mich auf sie und begrub sie unter mir.
    Keine Neckereien, kein Spiel, keine Gnade. Ich legte ihr
den Unterarm über den Hals und lehnte mich mit meinem ganzen Gewicht darauf. Sie würgte, atmete keuchend, winselte. Ich hielt das Gesicht nur ein paar Zentimeter über dem ihren. Sie schnappte zu, fletschte die Zähne; das Verhalten einer Wölfin schimmerte durch ihren Menschenkörper.
    Ich ohrfeigte sie. Krallen durchfurchten ihr Gesicht, rissen ihre Wange auf. Meine Krallen waren zurückgekehrt, ohne dass ich es gemerkt hatte. Ein Geräusch, nicht ganz Knurren, voll Pein, Wut, Hoffnungslosigkeit stieg in meiner Brust empor. Ich hasste sie. Ich hasste das alles.
    Ein durchdringendes Kreischen, teils Menschenschrei, teils Schmerz erleidender Wolf, lenkte mich ab. Ich sah in Richtung des gestrüppüberwucherten Gartens jenseits der Terrasse. Alles lag im Schatten, ich konnte nur schwarze Umrisse vor dem sich verfinsternden Himmel erkennen. Ich hob meine Nase in eine Brise, die aufgekommen war und durch die Bäume strich. Ich roch Bäume, Regen, Rudel, Revier, Wölfe und Blut. Der scharfe Geruch von Blut kroch meine Kehle hinab. Viel Blut, und außerdem Ausscheidungsgestank.
    Zwei auf dem Boden zusammengedrängte Gestalten. Einer der beiden stand auf, ließ die breiten Schultern kreisen und wandte sein bärtiges Gesicht in unsere Richtung. Carl. Die andere Gestalt lag mit dem Gesicht nach unten und rührte sich nicht. Ich biss mir auf die Lippe und stieß ein Winseln aus.
    Derart schnell hatte ich mich noch nie bewegt. Ich vergaß Meg und rannte zu T.J. Carl, dessen rechter Arm bis zum Ellbogen blutverschmiert war, griff nach mir, doch ich
wich ihm aus, lief um ihn herum und ließ mich bei T.J.s mit dem Gesicht nach unten liegender Gestalt auf den Boden sinken. Er lag halb zusammengerollt da, einen Arm angewinkelt unter sich, als habe er versucht, wieder aufzustehen, mit dem anderen Arm hielt er sich den aufgerissenen Bauch. Er hielt glitzernde Rundungen, eigenartige Gewebeklumpen – Organe –, die durch die tiefen Schnitte, die von seinem Unterleib bis unter den Brustkorb verliefen, nach außen drückten. Sein Herzblut strömte aus der Wunde.
    Wir heilten nur dann schnell, wenn wir die Verletzungen tatsächlich auch überlebten.
    Weinend lag ich auf dem Boden neben ihm, die Zähne zusammengebissen, um keinen Laut von mir zu geben. Ich berührte sein Gesicht. »T.J., T.J.«, sagte ich immer wieder. Ich brachte mein Gesicht ganz nahe an das seine, unsere Stirnen berührten sich. Er sollte wissen, dass ich da war. »T.J.«
    Er gab ein Geräusch von sich, ein Ächzen, das in ein Seufzen überging. Seine Augen waren geschlossen. Er bewegte die Lippen, und ich beugte mich dicht zu ihm. Vielleicht versuchte er zu sprechen, doch ich hörte nicht, was er sagen wollte. Ich lauschte immer weiter auf den nächsten Seufzer, den nächsten Atemzug, doch es kam keiner mehr. In der Hoffnung, dass er mich hörte, sagte ich seinen Namen. In der Hoffnung, dass es ihm ein wenig Trost spendete. Ich strich ihm mit den Fingern durch die Haare und hielt ihn.
    Ich … hoffte immer weiter.
    Dann war Carl da, überragte uns bedrohlich. Ich hatte
keine Angst, ich war noch nicht einmal wütend. Ich war mutlos. Die Verzweiflung hatte mein Gesicht vor Tränen rot gefärbt.
    Ich blickte zu ihm empor, und meine Stimme brach aus mir hervor. »Er war dein Freund!«
    Carl bebte; man sah es am Zittern seiner Arme. »Er hätte mich nicht herausfordern sollen.«
    Â»Er hat dich nicht herausgefordert! Er wollte

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