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Die Stunde Der Woelfe

Die Stunde Der Woelfe

Titel: Die Stunde Der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carrie Vaughn
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menschliche Miene lesen zu können.
    Dann ließ er mich los. Ich sackte gegen die Mauer. Er starrte mich an, die Lippen zu einem Knurren verzogen. Sein dunkles Haar war bis zur Stirn schweißdurchtränkt. Ich versuchte, etwas zu sagen, doch ich wusste nicht, was ich sagen konnte , und meine Kehle war wie zugeschnürt.
    Er drehte sich um und lief los. Nachdem er sich das Hemd ausgezogen hatte, schleuderte er es von sich, als er um die Ecke bog. Auf seinem Rücken war eine dünne Schicht schiefergrauer Pelz gewachsen. Im nächsten Augenblick war T.J. verschwunden.
    Ich setzte mich auf den Boden und presste das Gesicht gegen meine Knie. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Was hatte ich mir da nur eingebrockt?
    Ich sprach also nicht mit den Vampiren, und ich hörte nicht mit der Sendung auf.
    Â»â€¦ sage ich ja nur, wenn das ein Schrei nach Aufmerksamkeit sein soll, solltest du vielleicht mit jemandem sprechen, einer Therapeutin oder so was, über dein Bedürfnis, deine Aggressionen auszuleben …«
    Ich beugte mich über das Mikro. »Hey, wer macht denn da einen auf Hobby-Psychologe? Ehrlich gesagt, moderiere ich eine populäre Radiosendung. Meinst du ernsthaft, ich will mehr Aufmerksamkeit haben? Der nächste Anrufer bitte.«
    Den ganzen Abend über war mir mulmig zumute gewesen. Ich hatte eine Heidenangst vor der Sendung. Nicht wegen Carl oder T.J., auch wenn ich beide die ganze Woche lang nicht zu Gesicht bekommen hatte. Bald war Vollmond. Ich wusste nicht, was ich tun würde. Das Rudel aufsuchen und mir eine Tracht Prügel einfangen. Oder allein bleiben.
    Nein, es lag daran, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, was im Laufe der Sendung passieren würde. Ich erreichte bei Ozzie, dass er den ursprünglich vorgesehenen Gast verschob, denn ich wollte die vollen zwei Stunden für meine Aufräumaktion haben. Ich würde Anrufe entgegennehmen, zu allen möglichen Themen. Ich würde Erklärungen abgeben müssen – wieder und wieder.
    Es war gar nicht so furchtbar. Wahrscheinlich ist es das nie. Man rechnet immer mit dem Schlimmsten. Die Hälfte der Anrufe bisher war hilfreich gewesen, die Kampfparolen ergebener Fans: »Wir stehen voll und ganz hinter dir.« Ich verbrachte viel Sendezeit damit, mich zu bedanken.
Dann waren da noch Unglaube, ein paar Drohungen und ein paar der üblichen um Rat fragenden Anrufer. Viele Fragen.
    Â»Hast du jemals jemanden umgebracht?«
    Das hatten drei verschiedene Anrufer wissen wollen. »Nein. Ich bin strenge Wildbretverfechterin.«
    Â»Wie bist du zum Werwolf geworden?«
    Â»Ich bin angefallen worden. Näher möchte ich mich dazu nicht äußern.«
    Â»Dann war es also, na ja, traumatisch?«
    Â»Ja.«
    Ein Mädchen war in Tränen aufgelöst am Telefon. »Ich begreife nicht, wie du es machst. Wie kannst du über dieses Zeug reden und so gelassen klingen? Es gibt Tage, an denen möchte ich mir am liebsten die Haut vom Leib reißen! «
    Ich ließ meine Stimme so besänftigend wie möglich klingen. »Nur ruhig, Claire. Ich weiß, wie du dich fühlst. Solche Tage habe ich auch. Ich zähle oft bis zehn. Und ich glaube, es hilft, darüber zu sprechen. Ich habe nicht so viel Angst, wenn ich darüber rede. Sag mir eines: Was hasst du am meisten an deinem Werwolfsdasein?«
    Ihre Atmung hatte sich verlangsamt, und ihre Stimme klang fester. »Sich nicht erinnern zu können. Manchmal wenn ich aufwache, kann ich mich an fast nichts erinnern. Dann habe ich Angst, dass ich etwas Schreckliches getan habe.«
    Â»Warum?«
    Â»Ich kann mich an meine Gefühle erinnern, an den Geschmack des Blutes. Und … ich kann mich erinnern, dass
es mir gefällt. Wenn ich wieder Mensch bin, wird mir bei dem Gedanken übel.«
    Ich musste kein Blatt mehr vor den Mund nehmen. Jetzt konnte ich ihr aus eigener Erfahrung antworten, was ich vor letzter Woche nicht hätte tun können. Vor letzter Woche hätte sie mich wahrscheinlich nicht angerufen.
    Â»Ich glaube, wenn wir uns verwandeln, haben wir immer noch viel Menschliches an uns. Wenn wir ein Teil der zivilisierten Welt sein wollen, bleibt es uns erhalten. Es hält uns davon ab, ein paar der Dinge zu tun, zu denen wir fähig sind. Wahrscheinlich ist das zum Teil der Grund, weshalb ich hier bin und diese Sendung mache, weshalb ich versuche, ein relativ normales Leben zu führen. Ich versuche, meine

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